[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[A-DX] CB-(Schimpf)Funk in Spiegel-Online


  • Subject: [A-DX] CB-(Schimpf)Funk in Spiegel-Online
  • From: "paul gager" <aon.912332257@xxxxxx>
  • Date: Mon, 21 Jan 2008 15:45:27 +0100

30 Jahre CB-Funk
73,
Paul

Als die Antennen qualmten

Ob Trucker, Hausfrauen oder "Frequenzrocker". Der CB-Funk, das erste moderne
Mitmach-Massenmedium der Deutschen, machte vor 30 Jahren die ganze Nation
süchtig. Heute erinnern nur noch ein paar alte Trucker-Songs im Radio an die
große, wilde Zeit des Jedermann-Funks mit seiner bizarren Geheimsprache.

Von Jochen Bölsche
[..]

"Sprechfunkanlage kleiner Leistung"

Im Sommer 1975 hatte der damalige SPD-Postminister Kurt Gscheidle allen
Bundesbürgern erstmals das Hobbyfunken auf bestimmten kurzen Wellen
gestattet. Ohne jeden Befähigungstest, ohne individuelle Lizenz durfte nun
jedermann eine "Sprechfunkanlage kleiner Leistung" (Postjargon) betreiben -
Heimstationen und Handfunkgeräte, deren Gebrauch kurz zuvor noch
strafrechtlich verfolgt worden war.

Die von Minister Gscheidle ausgelöste technische Revolution zog rasch weit
über eine Million Bundesbürger in den Bann. Im Äther entstand binnen kurzem
eine Subkultur mit bizarren Sitten und einer Art Geheimsprache.[..]

Volkssender statt Volksempfänger

Zwar war die Reichweite der zumeist aus Japan oder Korea importierten
Minisender (Ausgangsleistung: 0,5 Watt) begrenzt; bessere Heimstationen
überbrückten, je nach Antennenqualität und Geländebeschaffenheit, zwischen
zehn und vierzig Kilometer, billige "Handfunken" oft kaum tausend Meter. Die
bis dahin ungeahnte Möglichkeit aber, selber einen Sender betreiben zu
dürfen, machte die neuartigen Apparate enorm attraktiv - schließlich war
kein größerer Gegensatz denkbar als jener zwischen dem Volksempfänger, den
Hitler und Goebbels knapp ein halbes Jahrhundert zuvor der Nation verordnet
hatten, und dem Volkssender aus dem Haus des Sozialdemokraten Gscheidle.
[..]

Gummiband um die Sendetaste

Aber auch die bundesdeutschen Laienfunker selber gingen häufig einander so
sehr auf den Sender, dass mancher sich schon mit "Auf Wiederstören"
verabschiedete. Hauptursache des Funksalats waren neben der Bandüberfüllung
in Ballungsgebieten die seltsamen Bräuche einer Minderheit von
"Frequenzrockern" (CB-Schimpf).

So klagte der Deutsche Funkverband über "Hausfrauen, die mit 'nem Gummiband
die Sendetaste festklemmen und dann die Handfunke als Babysitter ins
Kinderzimmer legen, wenn sie das Haus verlassen" - mit der Folge, dass der
jeweilige Kanal im Nahbereich blockiert war.

Ähnliches richteten Laienfunker an, die ihrem Hund ein derart präpariertes
Gerät um den Hals schnallten und das Tier damit ein paar Kilometer laufen
liessen, um es dann per Funk zurückzukommandieren. Andere sendeten, wie der
Funkverband monierte, "stundenlang Plattenmusik" oder pushten die Taste, an
der "push to talk" steht, ohne zu talken.[..]


Babyfone statt CB-Funke

Heute sind die wilden Jahre der Telekommunikation vergangen, vergessen,
vorbei. Die Kurzwellen-Kanäle des einstigen Radio Jedermann stehen zwar
weiterhin für private, nichtkommerzielle Kommunikation zur Verfügung; einige
Frequenzen werden für Babyfone und Walkie-talkies genutzt, andere dienen
neuerdings der amtlich so genannten "Zusammenschaltung mehrerer
CB-Funkgeräte über eine Internetverbindung", dem Gateway-Funk.[..]



SPIEGEL-ONLINE-Autor Jochen Bölsche, 62, hat vor mehr als 30 Jahren im
SPIEGEL erstmals über den CB-Funk berichtet.

http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/1253/als_die_antennen_qualmten.html



--
-----------------------------------------------------------------------
Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet.
Admin: Christoph Ratzer, OE2CRM  http://www.ratzer.at
-----------------------------------------------------------------------
Private Verwendung der A-DX Meldungen fuer Hobbyzwecke ist gestattet, jede
kommerzielle Verwendung bedarf der Zustimmung des A-DX Listenbetreibers.