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[A-DX] Neues beim Chinesen... Teil 3


  • Subject: [A-DX] Neues beim Chinesen... Teil 3
  • From: "Stephan Schaa" <schaa@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Thu, 18 Jun 2009 01:08:52 +0200

Soo und dritter und letzter Teil fürs erste...


Kchibo KK-S60L N
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Dieses winzige Radio ist zur Zeit für mich das Highlight aus der kleinen 3er Auswahl, die ich bestellt hatte. In Länge und Höhe erreicht er ungefähr die Maße eines ICF-SW 1 bzw ICF-SW 20 von Sony. Allerdings ist er um mindestens 30% flacher in der Dicke. Das hat zwar nicht wirklich irgendwelche Vorteile (eher Nachteile, weil er kaum selber stehen kann), zeigt aber dafür, was machbar ist. 

Dieser Empfänger sticht vor allem deshalb aus der Reihe hinaus, weil er nicht in klassischer Weise aufgebaut ist, sondern auf einem DSP (digital signal processing) aufbaut. Genaue Details über die Bauweise des speziell hier verwendeten Chips habe ich leider nicht (SiLabs?), aber in etwa dürfte die Arbeitsweise folgende sein: über einen genauen programmierbaren L-C Kreis werden I & Q Signale im Basisband erzeugt. Diese werden über einen analog-digital Wandler in einen Datenstrom umgewandelt. Dieser kann nun digital weiter bearbeitet werden, um ein möglichst gutes Audiosignal zu bekommen. Anschliessend wird das gewonnene Audiosignal über einen digital-analog Wandler auf einen Audioverstärker gegeben.

Der im Kchibo verwendete DSL Chip ist wirklich winzig. Etwa 2x2mm reichen für den gesamten HF Teil bis hin zur Audioausgabe aus. Im Inneren des Radios nehmen der Steuerteil (Displaysteuerung, Tastatur ...) wesentlich mehr Raum ein als der Radio- und Audioteil. Und da widerum nimmt der Audioverstärker den größeren Raum ein.

Zur Bedienung: das Gerät ist komplett in chinesisch beschriftet, auf der Vorderseite dominiert neben dem recht großen Display eine 4x 4 Tastatur in - wie ein anderer OM schrieb - Größe einer Briefmarke. Aber abgesehen davon, dass man die Tasten im Dunkeln recht schwer findet, ist die Bedienung trotz der Größe dennoch kein Problem. Die teilweise etwas ungewöhnliche Bedienung macht einem zunächst mehr zu schaffen, denn die Funktionen des Gerätes sind nicht unbedingt logisch geordnet. Nach einer Weile geht aber die Bedienung trotzdem schnell von der Hand.

Ungewöhnlich ist vor allem, dass man bei der numerischen Eingabe nicht alle Ziffern, sondern nur 10 kHz genau eingeben kann. Die Frequenz 6050 kHz wird zum Beispiel nur 605 eingeben und dann die Enter-Taste gedrückt. 1 kHz genaue Eingaben kann ich ja zur Not bei einem so kleinen Empfänger noch verschmerzen, aber die 5 khz Raster würde ich schon gerne direkt eingeben können. Per Rauf und Runter Taste kann man die fehlenden 5 kHz mit einem Schritt einstellen. Damit geht dann auch zB. 6075kHz.

Trotz fehlender 1 khz genauen Einstellmöglichkeiten hört sich dieser Empfänger - im Gegensatz zu vielen einfachen PLL Empfängern - trotzdem gut an. Und das liegt an der - zur Zeit - einzigartigen Möglichkeit dieses kleinen Weltempfängers, verschiedene Empfangsbandbreiten einzustellen. Per Tastendruck lassen sich 2, 3, 4 und 6 kHz (Audio-)Bandbreite einstellen. Der DSP machts möglich. Damit sind auch die meisten schwierigen Empfangssituationen zu meistern.

Neben der Selektivität ist auch der Sensitivität für die Preisklasse ausgesprochen gut. Bei meiner Notenvergabe würde ich sie als gut bezeichnen. Der kleine Kchibo bringt locker Stationen, die bei den anderen beiden Stationen kaum oder gar nicht hörbar waren. Interessant ist dabei, dass man auf dem Display die Empfangsspannung in uV und das Signal-Rausch Verhältnis in dB angezeigt bekommt. Nicht schlecht, wenn auch nicht wirklich nützlich (es sei denn, man will in Zukunft so seine Empfansgberichte verfassen). 
Mit Spiegelfrequenzen muss man aufgrund des Konzeptes nicht rechnen, dafür schlagen aber an einigen Stellen andere sehr starke AM Sender auf Frequenzen durch, auf denen sie nicht zu finden sein sollten. Diese sind allerdings eher selten. Auch einige Eigenempfangsstellen konnte ich feststellen. Diese lagen aber ausserhalb der üblichen Rundfunkbänder.

Die Lautstärke des eingebauten Lautsprechers ist ausreichend, Basswiedergabe kann man von einem 4cm Durchmesser aber nicht erwarten. In der gefühlten Audioqualität halte ich den Mini-DSP für nicht ganz so nett anzuhören wie klassische AM Demodulation. Vor allem bei selektiven Fading hört sich das Signal manchmal etwas eigenartig an. Im Vergleich zur digitalen AM-Demodulation, die ich vom Hinalaya 2009 kenne, hört sich der Winzling aber schon deutlich besser an. 

Angetrieben wird der kleine Empfänger durch ein LI-ION Akku, der eine Sondergröße hat. Ein Ladegerät (für 220 Volt, aber amerikanischem Stecker) liegt bei, mit einem einfachen Reiseadapter kann man den kleinen laden.
 

Was ich gerne geändert hätte: 

- 1 kHz Frequenzschritte

- 1 kHz Frequenzeingabe!

- leichte Neusortierung der Knöpfe auf der Bedienoberfläche (wäre nett, ist aber nicht unbedingt nötig)


Im Grunde genommen würde also eine Neuprogrammierung der Software Herstellerseits die meisten Problemchen beheben.


Mein Fazit: trotz einiger Eigenartigkeiten in Bedienung und Sound unbedingt empfehlenswert und im Preis- Leistungsverhältnis nicht zu schlagen. Knapp 28 € musste ich für den handlichen Kleinempfänger hinlegen. Dieses Geld war wirklich gut angelegt. Der kleine macht echt Spass.


73,

Stephan 


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