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AW: [A-DX] Fwd: Sendung durch WRN (RUI)



Hallo Gemeinde,

fangen wir hinten an:

>Ich weiß nicht, ob man das ohne weiteres auf die 
>Mittelwellen-/Kurzwellenhörerschaft extrapolieren kann, aber die 
>Größenordnung stimmt schon nachdenklich.

Zumindest was die Anzahl Hörer auf dem Stream im Vergleich zum Podcastdownload angeht, kann man das nicht extrapolieren. Aus der eigenen (leidvollen) Erfahrung ist ein Streamingangebot bei Auslandsdiensten nur eine zusätzliche Variante, Hörer zu erreichen. Für die digitale Internetverbreitung ist das Podcasting viel viel wichtiger. Das liegt in der Natur der Programmgestaltung. Auslandsdienste sind kein Nebenbeimedium, also Stream an und dudeln lassen, sondern ganz spezielle Einschaltprogramme. Dafür braucht man a.) Zeit zum hören und b.) die passende Umgebung. 

Deshalb braucht meiner Meinung nach ein Auslandsdienst genau 2 Distributionswege: Podcast und Terrestrik. Terrestrik deswegen, um die nicht mit Internet versorgten Gebiete zu erreichen und eine mobile Hörbarkeit im Auto und auf portablen Geräten zu ermöglichen (ich sehe in der KW eine Daseinsberechtigung für mindestens noch 10 Jahre. LTE und den anderen Kram den uns Anbieter als Allheilsmittel für Internet im ländlichen Gebiet andrehen wollen scheitert doch wieder im Ansatz).
Podcast als "Jetzt-Runterladen-und-dann-hören-wann-ich-es-will" Medium wäre die zweite Möglichkeit Hörer zu erreichen. Zumal über Podcasts eine breite Streuung (Botschaften, Freundesgesellschaften, Schulen, Unis etc.) möglich wäre und man so einfach und gratis neue Hörerschichten erreichen kann.

>Aber in der Vergangenheit hat 
>es sich gezeigt, dass selbst Hörfunk-Programme, die auch nach 
>hiesigen Maßstäben journalistisch anspruchsvoll gemacht werden, im 
>deutschsprachigen Raum kaum Hörer finden (ich denke hier an RFI auf 
>Deutsch).

Auch hier sind viele Probleme hausgemacht: Ich schalte eine UKW Frequenz in Berlin auf, wo mal was französisches, mal was englisches und mal weiss der Teufel was läuft. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich da durch Zufall mal ein Hörer in der deutschsprachigen Sendung verirrt, ist sehr klein, zumal die Sendungen außerhalb der hörerstarken Zeiten laufen. Werbung für das eigene Programm wird kaum gemacht, daher ahnt auch kaum jemand, der nicht mit dem Medium Auslandsdienst vertraut ist, dass es sowas wie RFI in Deutsch gibt, oder gab. 

Dazu kommt noch die "Kleinstaaterei", die teilweise herrscht. Jeder aus dem eigenen Land, mal für 3-4 Stunden ne Kurzwellenfrequenz aktiviert, dann Sprachen buntgewürfelt hintereinander ohne Rücksicht auf die Konkurrenzsituation ("alles was Deutsch ist, tummelt sich zwischen 19 und 22 Uhr") - für was soll der Hörer sich denn da entscheiden? Entsprechend teilen sich die Hörer auf 15-20 Programme auf. Zusätzliches Chaos beim halbjährlichen Sendeplanwechsel (Zeit mal so mal so), fehlende Kommunikation, das macht es nicht einfach, Hörer zu binden und zu halten. 

Dabei gäbt es ein paar interessante Ansätze.

Geld könnte man sparen, in dem man Themenkanäle und / oder Sprachkanäle entwickelt, mit allen Auslandsdiensten zusammen, und sich gemeinsam ordentliche KW Frequenzen über einen gut in Europa zu empfangenen Provider anmietet. Für 12 Stunden am Tag bekomme ich bessere Konditionen als für 4 Stunden, wovon dann 1 Stunde Deutsch ist. Schon wäre die Haushaltslage auch etwas besser im Griff. Dann die Sendeleistungen erst mal um 3dB runter (halbe S-Stufe) ohne das jemand was merkt. Warum aus dem Ausland mit 500kW bollern, wenn die gleiche Versorgung auch aus Europa mit nur 50kW möglich wäre? Das sind satte 10 dB die auch 10dB Geld sparen. Ggf. Lückenfüllung mit regionalen Mittelwellensendern. Oder DAB+, das wäre eine Chance gewesen bundesweit On Air zu sein.
Gemeinsam dann mit allen Protagonisten würde man sicherlich auch gute Etats für eine Werbekampagne zusammenbekommen.

WRN hat einige gute Ansätze, aber das, was ich dort momentan an Verbreitung bekomme, nämlich Satellit plus ein bisschen Kabel wäre mir persönlich nicht das Geld wert, was aufgerufen wird. Beim Satelliten fehlt wieder die mobile Empfangbarkeit (und auch das Wissen der Konsumenten, dass Radio über Satellit empfangen werden kann) und die Podcasts sind, wie Captain D. schrieb, ja auch eher nicht als solche anzusehen. 

Damit Auslandsdienste nicht vollends zur "Wir brauchen eigentlich nur den Hörerbriefkasten und QSL Karten und Wimpel"-Plattform von einigen Hardcore Hörern verkommt braucht es dringend:

- neue Verbreitungskonzepte
- eine globale Konsolidierung der Stationen 
- Investition in die Programme und Ausbildung der Leute
- frische Programmideen

Und vor allem WERBUNG WERBUNG WERBUNG.

Also, liebe Leute, statt dem nicht bestätigten 4123sten Reception Report und der fehlenden 200sten Kopie der QSL aus Serie 9/38 heulend nachzulaufen, tut was dafür damit die Programme mit einem breit aufgestelltem Publikum wieder an Attraktivität gewinnen.
Und das schafft man nicht mit "Closed-Job" Veranstaltungen "Wir DXer unter uns." Geht an die Schulen, informiert Lehrkräfte über die zahlreichen Quellen, die der Auslandsdienst zu bieten habt, macht Lobbyarbeit. 

Der Internationale Rundfunk ist heute so leicht wie nie zu empfangen. Also gebt ihn nicht auf.



Grüsse


Christian





 



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