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[A-DX] Re: [A-DX] 3.Oktober 2010


  • Subject: [A-DX] Re: [A-DX] 3.Oktober 2010
  • From: "Kai Ludwig" <KaiLudwig@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Sun, 03 Oct 2010 21:09:43 +0200

> Der RIAS mit seinen
> "Schlagern der Woche", dem Funkkabarett "Die Insulaner" oder
> Biermann-Liedern im Programm wurde auch im Ostteil der Stadt gehört.

Der SFB nicht, oder wie?

Mir fällt das immer mehr auf. Es ist immer nur die Rede vom RIAS, zu dem
die SFBler ein durchaus distanziertes Verhältnis hatten. Kein Wort von
dem, was nach Ansicht so mancher Leute tatsächlich der vertrauenswürdige
Sender aus Berlin war, der niemals Propaganda machte. Der es nicht nötig
hatte, daß sogar der Wetterbericht frei war. Bei dem es keine
mitgesprochenen Anführungszeichen gab, für welche die RIAS-Nachrichten
zum Teil geradezu gerühmt wurden.

Dabei standen seine Bemühungen, die DDR technisch zu erreichen, denen
der Amis kaum nach. Peripheriesender auf Mittelwelle? Hatte er auch, in
Dannenberg. Der Sender ist nämlich unter Beteiligung des SFB gebaut
worden. Vor seiner Fertigstellung lief die 630 zunächst über einen
fahrbaren Sender mit 10 kW, den man beim UKW-Sender Zernien aufgebaut
hatte. Bei der festen Anlage (Einzelheiten noch nicht geklärt, ich tippe
aber auf Telefunken S 4002) handelte es sich dann aber um einen anderen
Standort.

Eigenen Kurzwellensender? Hatte der SFB auch, denn den 50-kW-Sender,
über den ab 1972 die 6190 lief, hatte wiederum der SFB gekauft und Radio
Bremen zum gefälligen Betrieb hingestellt.


Noch ein paar Details, bevor ich sie selber schon wieder vergesse und
meine Kritzeleien nicht mehr deuten kann:

Der erste Sender des British Forces Network in Berlin war ein RCA mit 10
kW, den die Briten beistellten, die ihn wiederum von den Amerikanern
hatten. Nachdem Herr Stresemann*) beim NWDR angefangen hatte, war seine
erste Aufgabe, diesen Apparillo in Betrieb zu nehmen, was nicht ganz
trivial war; es fing schon damit an, für den Sender überhaupt erstmal
passende Röhren aufzutreiben.

Mit BFN auf Mittelwelle war dann am 31.12.1955 Schluß, von da an lief
auf der Frequenz SFB 2 (bis dahin nur auf UKW). Ab diesem Zeitpunkt
hatte der SFB mit der Ausstrahlung des BFN nichts mehr zu tun. Die
UKW-Sendeanlage am Olympiastadion, über die dann BFN/BFBS und wenig
später auch der BBC World Service (hieß damals noch anders, Foreign
Service oder irgendsowas) liefen, wurde von der Post gebaut und dürfte
auch zu keinem Zeitpunkt unter anderer Trägerschaft gestanden haben.

Dann hatte der DLF schon lange Ambitionen, in Berlin zu senden, wovon
man beim SFB aber nicht viel wissen wollte. Daraus wurde erst etwas, als
die BBC zum Jahresende 1988 die 810 kHz abgekündigt hatte und damit
sowieso ein sonst ungenutzt gebliebener Sender herumstand.

Der Bau der Mittelwellenanlage in der Stallupöner Allee wurde
ursprünglich auch von der Post angestoßen. Deshalb entstand sie auch in
einer vorherigen Telefon-Vermittlungsanlage. Bekanntlich wurde die
Sendeanlage am 31.12.2005 stillgelegt. Inzwischen kann man nur noch das
auffällige Loch des früheren Technikbunkers mit ein paar Stahlbändern,
die aus der Erde ragen, vorfinden. Von den Masten oder deren
Pardunenankern findet man nicht einmal dann etwas, wenn man wissend
danach sucht. Straßenseitig, an der früheren Einfahrt, kann der wissende
Sucher sich immerhin noch am vergessenen Briefkasten mit dem Schildchen
"RBB" erfreuen.

Noch etwas zum Funkturm: Nach Inbetriebnahme des Scholzplatz hatte man
dort die Antenne Kanal 7 mit Energieleitung belassen, um im Havariefall
einen fahrbaren Sender anschließen zu können. UKW hätte man halt
"irgendwie", mit einer fahrbaren Anlage mit Teleskopmast o.dgl., wieder
auf Sendung gebracht. Einen UKW-Notsender gab es ab 1980 oben auf dem
Fernsehgebäude, bei dem ganzen Richtfunkzeuxxx, ohnehin (damit wurde
wohl auch einige Male Veranstaltungsfunk auf irgendeiner/irgendwelchen
der heute in Berlin im Dauerbetrieb stehenden Frequenzen gemacht).


*) http://www.wwwagner.tv/?p=2748

Falls es darin nicht vorkommt: Die Post wollte die UKW-Sender des SFB
(die Sendeanlage Scholzplatz ist ja ein inzwischen 47 Jahre haltendes
Provisorium  -- ich dachte früher mal, es wäre DDR-spezifisch, daß die
Provisorien am längsten halten...) gern zu ihrem Mast in Frohnau holen.
Den Lockrufen widerstand der SFB aber beharrlich.


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