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Re: [A-DX] Digitalradio in der Schweiz


  • Subject: Re: [A-DX] Digitalradio in der Schweiz
  • From: "Andreas Wohlhaupter" <andreas.wohlhaupter@xxxxxx>
  • Date: Fri, 20 Aug 2010 15:18:02 +0200

Hallo,

> Wenn man in der Schweiz sagt: Wir führen in breiter Fläche DAB+ ein 
> (unter Nutzung der dafür erforderlichen Frequenzbereiche), behalten 
> aber gleichwohl den UKW-Bereich für Rundfunk (u. a. wegen der 
> handvoll HD-Sender - auf UKW - , die man jetzt explizit zulässt), 
> so hat man doch im Ergebnis nur die Frequenzbereiche für den 
> Hörfunk erweitert.

Das Problem hier sind halt wieder die unterschiedlichen Interessen
der Beteiligten. Alle diejenigen, die auf UKW bereits mit guten
Frequenzketten ausgestattet sind, das sind in Deutschland die 
großen in der VPRT zusammen geschlossenen Privaten, in der Schweiz
diverse Lokalsender, haben naturgemäß wenig Interesse an einem 
System wie DAB+. Denn *vernünftig betrieben* wäre hier eine 
wirklich große Sendervielfalt möglich. Schon bei 3 Paketen pro
Region bringt man mehr als 30 Radioprogramme unter. Koordinierbar
sind im Band III aber sogar 7 Pakete. Während man also momentan auf
UKW noch ziemlich unter sich ist und tlw. zweistellige Marktanteile 
hat, wäre man bei DAB+ plötzlich einer massiven Konkurrenz ausgesetzt,
die es gilt zu verhindern, denn der Werbemarkt bleibt ja größenmäßig
der gleiche, die Marktanteile würden definitiv massiv schrumpfen
und könnten nur durch noch mehr Programme aus eigenem Hause wieder
kompensiert werden.

Anstatt sich also mit der ungeliebten potenziellen Konkurrenz ein
Paket zu teilen, das allen die gleichen Rahmenbedingungen ermöglicht,
versucht man den Status Quo von UKW im Digitalen fortzusetzen und
da ist HD-Radio recht praktisch, weil es huckepack auf UKW aufsetzt.
So kann jeder, der auf UKW schon gut bedient ist, nochmal paar 
Programme mehr ausstrahlen, aber diejenigen, die jetzt schon außen
vor sind, kriegen auch im Digitalen keinen Fuß in die Tür.

Da kommt es ganz recht, dass DAB von den Verantwortlichen generell
ordentlich gegen die Wand gefahren wurde, dass die Hörer offenbar
auch gar kein so großes Interesse an mehr Radioprogrammvielfalt
haben (hautpsache es dudelt was). Da mischt man halt überall bißchen
mit, sorgt aber dafür, dass die Digitalsysteme weitgehend vor sich
hindümpeln, denn dann bleibt alles so wie es ist.

Das BAKOM verhält sich hier offenbar technologieneutral und ermöglicht
es auch, Sendungen im HD-Format auszustrahlen. Was sich letztendlich
dann durchsetzt, wird sich zeigen.

"Aktiv" werden sich aber die wenigsten Hörer neue Radiogeräte im großen
Stil kaufen, das sieht man ja am DAB-Debakel bisher. Durchsetzen wird
sich letztendlich also das, was man den Kunden am elegantesten unter
die Nase geschoben hat, weil es einfach als eines von vielen Features
"dabei" ist bei den neuen Smartphones, Pocket-PCs, Autoradios...

Viele Grüße,
Andreas
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