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[A-DX] Nachwort zu Nils und Kisch


  • Subject: [A-DX] Nachwort zu Nils und Kisch
  • From: "Harranth" <harranth@xxxxxxxxxxxx>
  • Date: Thu, 1 Jul 2010 10:53:48 +0200

Das/die Mail unterwegs via Webmail gelesen - und schon ist sie weg. Zurück
in Wien trotzdem eine kleine Replik, und da sie in diesem Forum ein wenig
off-topic ist, so knapp wie möglich.

Nils:

Da differerieren wir, Du mit Kisch und ich, tatsächlich in unserem
Selbstverständnis: Weil ich noch aus der journalistischen Saurierzeit stamme
und von einem Medium geprägt bin, das korrekt, umfassend, aber unparteiisch
zu berichten hatte "et altera pars" stets ebenfalls zu unserem Publikum
zählte.

Dazu gehört, dass man dem Gegenüber eine fundierte Position konzediert und
ihr Handeln/Unterlassen/Verhalten nicht a priori und pauschal abtut: (Ab
hier in Klammern das konkrete Beispiel: Ich setze also voraus, dass sich
auch die Verantwortlichen des DARC bei ihrem Tun und Lassen etwas denken.
Ich setzte voraus, dass die Projektleiter der Messe Friedrichshafen sehr
wohl abwägen zwischen dem Kostenaufwand und der Balance, ihn mit Standkosten
und Eintrittsgebühren aufzubringen. Ich setze voraus, dass bei einer nicht
explizit für Rundfunk-DXer bestimmte Ausstellung die Erwartungen der
Besucher dem entsprechend anzusetzen sind. Usw.)
   
Und ich bin ein Journalistenleben lang gut gefahren mit der Maxime,
jederzeit zu unterscheiden zwischen
-- der Berichterstattung, die nichts weiter tut als über das Geschehen im
Vollzitat/O-Ton Bericht zu erstatten (Eröffnungsfeier - dokumentiert wie all
die Jahre zuvor);
-- der Analyse, die aus der Zusammenfassung der relevaten / erreichbaren
Fakten die Leser/Hörer/Seher über die Ursachen, Hintergründe und
Zusammenhänge des Geschehens informiert, ohne dass sich der Analyst dabei
von seinen persönlichen Ansichten beeinflussen lässt (Unsere Präsentation
beim Hörer-Freundes-Treffen, die Kurzreferate dazu; unsere ausführliche
DL-Geschichte auf der Website);
-- und dem Kommentar, der ausgewiesener Maßen eine subjektive Darstellung
des Geschehens ist und fairerweise seine Absicht deklariert: z.B. als
Feuilleton, als Glosse, als Polemik... (Dazu hatten wir am Stand und im
Gespräch mit den Funktionären Gelegenheit - aber das war in diesem Fall
Privatangelegenheit, läuft also "unter vier".)

Und ein Letztes: Wann immer ich den Verdacht hege - oder von guten Freunden
dahingehend beraten wurde - durch persönliche Ressentiments das
erforderliche Maß an Selbst/Kontrolle verlieren zu können, lasse ich es ganz
und gar sein. Niemand soll mir auch nur in einem einzigen Fall nachsagen
können, dass ich mich von Bevorzugung oder Benachteiligung beeinflussen
lasse. Am schlimmsten ist der Pawlowsche Reflex: Wenn man schon bei der
Erwähnung des Stichworts weiß: Aha, da kommt von dem jetzt die Dresche als
permanente Retourkutsche - denn damit erleidet man als vermeintlicher
Verfechter der Gerechtigkeit den größten Verlust an Glaubwürdigkeit.

Das mögen mir alle, die gern frei von der Leber weg und spontan drauflos
poltern (ein Recht, das ich jederzeit verteidigen würde), als Mangel an Mut
auslegen. Jedoch (und da Du gern zitierst, halte ich Deinem Kisch meinen
Schiller entgegen:) Mut zeiget auch der Mameluck.

Wolf

PS Dass ausgerechnet Du mir in diesem Forum unlängst gesundheitlich "gute
Besserung" gewünscht hast, hat mich sehr berührt.

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Wolf Harranth OE1WHC
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