[A-DX] OT: Audio-Reporter im Fußballstadion

["Christian Pees" <radiogaganrp@xxxxxx>]

Hallo Listenmitglieder,

nachfolgende Information war glaube ich schon einmal Thema in dieser 
Runde. Sämtliche Meldungen bezogen sich aber imho auf 
Österreich.Diese stammt jedoch aus Deutschland:


Audio-Reporter im Fußballstadion

vom 03.05.2010 | DDP

Mainz (ddp-rps). Einsilbig und wortkarg dürfen sie nicht sein. 
Schließlich gehört es zu ihrer Aufgabe, im Wechsel zwei mal 45 
Minuten zu reden. Und das möglichst am Stück, häufig gegen den 
ohrenbetäubenden Lärm im Fußballstadion, dabei immer kompetent und 
möglichst fehlerfrei. Denn ihre zehn Zuhörer sehen nicht, was auf dem 
Fußballplatz passiert, sie sind blind oder sehbehindert. Deren Bilder 
entstehen ausschließlich im Kopf, und das mit Hilfe von Thomas Dauth 
und Stephan Lenhardt. Beide sind ehrenamtliche Blindenkommentatoren.

Einer der Zuhörer ist Dieter Vogl. "Ich bin erst seit zehn Jahren 
blind", berichtet der Mainz-05-Fan, "dadurch kann ich mir ungefähr 
vorstellen, wie das Stadion und der Platz aussehen." Auch sonst 
bekommt er natürlich vieles mit, was um ihn herum passiert: Er hört 
die Geräusche vom Platz und spürt die Emotionen der Fans. Nur 
einordnen kann er das nicht. Die Erklärungen der Kommentatoren 
vervollständigen das Gehörte und machen das Spiel in seinem Kopf 
lebendig. Das klappe fast immer, sagt Vogl. "Nur wenn selbst der 
Moderator mal bei einer ganz verzwickten Situation den Überblick 
verliert, weiß ich natürlich auch nicht, was los ist."

Dauth und Lenhardt wissen, dass nur ganz detaillierte Informationen 
ihren Zuhörern weiterhelfen. "Wir müssen nicht nur genau erklären, 
was sich gerade auf dem Spielfeld tut, sondern auch, auf welcher 
Position des Platzes sich die Szene abspielt", sagt Dauth und 
ergänzt: "Auch wenn Geräusche wie ein Pfeifkonzert durchs Stadion 
gehen, müssen wir natürlich sofort erklären, was der Auslöser dafür 
ist." Und wenn es die Zuschauer in besonders spannenden Szenen nicht 
mehr auf ihren Sitzplätzen hält, erwähnen sie auch das sofort.

Nach Angaben des Fußball-Fanclubs "Sehhunde", einem Fanclub für 
Blinde und Sehbehinderte, gibt es mittlerweile in 17 von 18 Stadien 
der Bundesliga reservierte Plätze für Blinde und Sehbehinderte mit 
dazugehörigem Blindenkommentar. Häufig sind unter den ehrenamtlichen 
Kommentatoren Journalistenschüler oder Reporter. So auch in Mainz: 
Wie der 29-jährige Lenhardt arbeiten fast alle aus dem achtköpfigen 
Kommentatoren-Team für den Südwestrundfunk. Nur der 34-jährige Dauth 
ist als Jugendtrainer bei Mainz 05 angestellt. Aber auch er möchte 
nach dem Ende seines Sportstudiums als Sportjournalist arbeiten.

Deshalb sehen Dauth und Lenhardt das Kommentieren auch als Training. 
"Natürlich macht es uns aber auch einfach Spaß", sagt Mainz-05-Fan 
Lenhardt. Allerdings seien das nur die positiven Nebeneffekte ihrer 
eigentlichen Aufgabe: "In erster Linie machen wir das natürlich für 
unsere Zuhörer", fügt der 29-Jährige hinzu. Und auch Dauth findet es 
motivierend, das Spiel für Menschen erlebbar zu machen, die sonst 
keine Chance hätten, einer Fußball-Partie zu folgen. Beide sind nach 
dem Abpfiff und 90-minütigem Dauerreden zwar erschöpft, aber 
sichtlich zufrieden.

Zufrieden ist auch Dieter Vogl. Nicht nur, dass seine Mainzer in dem 
Spiel am Ende noch ein Unentschieden erkämpft haben. Auch die 
Kommentatoren haben mal wieder gute Arbeit geleistet, findet er: "Das 
sind wirklich sprachlich gewandte Leute, die das sehr gut und 
fließend rüberbringen."

Vogl erinnert sich an ein Spiel, bei dem die Technik ausfiel und er 
für 20 Minuten keinen Kommentar hörte: "Ich habe ziemlich unbeteiligt 
dagesessen, weil mir einfach die entscheidenden Informationen gefehlt 
haben", sagt er und fügt hinzu: "Wenn es die Kommentatoren nicht 
gäbe, würde ich auch nicht mehr ins Stadion gehen."

ddp

Quelle:
http://nachrichten.t-online.de/audio-reporter-im-
fussballstadion/id_41512752/index 

-- Gruß von Christian 
   aus der Fontanestadt Neuruppin,
   dem Tor zur Ruppiner Schweiz 


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