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[A-DX] Sendemast am Bisamberg wird gesprengt


  • Subject: [A-DX] Sendemast am Bisamberg wird gesprengt
  • From: Walter PERINA <walter.perina@xxxxxx>
  • Date: Sun, 21 Feb 2010 01:51:50 +0100

  Sendemast am Bisamberg wird gesprengt

20.02.2010 | 19:06 | von MANFRED SEEH (Die Presse)

_**Das höchste Bauwerk Österreichs, der 265 Meter hohe Sendemast am
Bisamberg, wird am Mittwoch um 15 Uhr gesprengt: Von Roman Günther,
einem Sprengmeister aus der Steiermark.**_


    Aus dem Archiv:

    * Bisamberg: Österreichs höchstes Bauwerk fällt (10.02.2010)
      <http://diepresse.com/home/panorama/wien/538825/index.do?from=simarchiv>
    * Österreichs höchstes Bauwerk wird gesprengt (22.01.2010)
      <http://diepresse.com/home/panorama/wien/534791/index.do?from=simarchiv>

*Roman Günther ist eher der pragmatische Typ. „Wenn mir mein Beruf nicht
gefallen würde, dann würde ich ihn nicht machen“, sagt er. Mit rotem
Schutzhelm und knallgelber Schutzkleidung steht er knapp neben dem
stählernen Turm und blickt kritisch nach oben. 265 Meter Höhe, 120
Tonnen Eigengewicht. Gehalten von jeweils drei unterschiedlich hoch
angebrachten Stahlseilen, die aus drei Richtungen gespannt sind. Es sind
schon beeindruckende Maße, die der Nordmast, der wesentlich höhere der
beiden Sendemasten am Bisamberg, aufweist. Kommenden Mittwoch wird das
höchste Bauwerk Österreichs (ebenso wie sein kleiner Bruder, der „nur“
120 Meter hohe Südmast) gesprengt – von Sprengmeister Roman Günther (32).*

* *

*Die beiden Radio-Mittelwellen-Sendemasten (betrieben von der
Österreichischen Rundfunksender-Gesellschaft ORS) – einst
Informationsquelle auch für die Bürger jenseits des Eisernen Vorhangs –
werden einfach nicht mehr gebraucht. Allein die Erneuerung der
gigantischen Sicherungsstahlseile würde eine Million Euro kosten. Und
weil eine Stück-für-Stück-Demontage der Masten enorm aufwendig und
obendrein, so erklärt die den Abbruch leitende Firma Alpine Energie,
auch gefährlich sei, müssen Männer wie Günther her. Freilich richtet
sich die ganze Aufmerksamkeit auf den großen Turm.

*Sprengung in vier Teilen.* Für diesen braucht's eine Sprengung in vier
Sequenzen. Zuerst durchtrennt eine Sprengladung einige
Sicherungsstahlseile (nicht alle, damit die fallenden Mastteile noch in
eine bestimmte Richtung gelenkt werden können). Hundert Millisekunden
später „geht“ das erste Sprengstoffpaket am Turm in 180 Meter Höhe. Je
1000 Millisekunden (also je eine Sekunde) später folgen absteigend zwei
weitere Detonationen. Plastischer Sprengstoff (Plastiksprengstoff) mit
schneidender Wirkung (Schneidladung) wird verwendet. Und wenn der Mast
das wider Erwarten aushält? Wenn er stehen bleibt? Bei seiner Ehre, sagt
Günther, ohne den Anflug eines Zweifels: „Ich garantiere, dass der Mast
umfällt.“ Nachsatz: „Umfallen tut er, hundertprozentig.“ Für den kleinen
Mast reicht eine Sprengladung nahe dem Fundament. „Der fällt wie ein
Baum.“ Für Schaulustige gibt es ausgeschilderte Public-Viewing-Zonen.*

*Was muss man eigentlich tun, damit es kracht? Das alte Bild vom
T-förmigen Griff, den man nach unten drückt, stimmt natürlich nicht
mehr. Das war früher. Heute dreht man an einer Kurbel. Damit werden
Transistoren geladen. Diese wiederum erzeugen Impulse, die über eine
Leitung den Zünder erreichen. Und der löst die Sprengung aus.

Der Mann am Zünder. Wer dreht nun am Mittwoch an der Kurbel? „Er!“, sagt
Richard Isele beim „Presse“-Lokalaugenschein am Bisamberg. Isele hat im
steirischen Eisenerz eine Firma für Bohr- und Sprengarbeiten. Als der
Boss nun lächelnd „er“ sagt, deutet er auf Günther. Günther lächelt mit.
Er sprengt gern. Und das tut er ziemlich oft. Freilich: Einen monströsen
Masten (und damit auch ein Stück Rundfunkgeschichte) sprengt man nicht
jeden Tag von der Bildfläche, doch man möchte gar nicht glauben, wo
überall gesprengt wird. Günther: „Auf Steinbrüchen, beim Tunnelbau, beim
Straßen- oder Wegebau, wenn Felsnasen abzusprengen sind oder wenn wir
einen Hang raussprengen müssen, das ist praktisch unser tägliches
Geschäft.“*

*„Man kann durch vorherige Berechnung das Ergebnis genau bestimmen.“
Weiter: „Wenn es so funktioniert, wie es geplant ist, ist es eine super
Sache.“ Und zu 95 Prozent sei es eine „super Sache“. Selten komme es
vor, dass das Ergebnis „nicht so ideal ist, wie es sein sollte“, etwa
auf Steinbrüchen, wenn Felsblöcke nicht genau so bersten, wie sie sollen.*

*Günther kommt aus Rechberg, Gemeinde Semriach, Bezirk Graz-Umgebung,
hat eine Lebensgefährtin – doch die habe, so sagt er zumindest, keine
Angst um ihn. „Industriesprengstoff ist sicher. Ohne regelrechte Zündung
geht er nicht so einfach los.“ Dass Sprengmeister sein Job ist, wusste
er zwar nicht gleich nach der Hauptschule, aber immerhin nach der Lehre
zum Bau- und Möbeltischler. Ein Sprengbefugtenlehrgang und ein Jahr
Praxis bei einem Sprengunternehmen machten ihn zu dem, was er ist.
Außerdem ist er staatlich geprüfter Pyrotechniker. In der Freizeit geht
er gern auf Schießstände. Als Sportschütze. Gewehr und Pistole.
Sprengen, Feuerwerke zünden, schießen. „Alles, was tuscht“, sagt Roman
Günther. Und lacht.*

*("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2010)*

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