[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[A-DX] Zeitungsartikel, Bezug "Radio hoeren"


  • Subject: [A-DX] Zeitungsartikel, Bezug "Radio hoeren"
  • From: Herbert Meixner <hmeixner@xxxxxxxxx>
  • Date: Sat, 09 Jan 2010 11:19:07 +0100

Auszug - mit erinnerungsbehaftenem ;-) "Radio hoeren"-Bezug - aus einem "derStandard"-Artikel von Adelheid Dahimène.
http://derstandard.at/1262209118036/Die-kleine-grosse-Freiheit-Nummer-7

--- Schnitt ---

An den Nachmittagen in der Küche, unter der Beschallung aus dem Kapsch-Radio, wurden wir mit klaren, melodisch verbrämten Aussagen über die Polarität von Heimat und Fremde konfrontiert, der Urheber jener einwandfrei entzweiten Welten hieß Freddy Quinn und besang im Wunschkonzert für siebzigjährige Onkeln und Tanten die Wehen von Fernsein und Matrosen-Einsamkeit in reimhaltigen Häfen, beschwor mit simplen Kombinationen aus lateinamerikanischen Traditionselementen eine Farbenopulenz unerreichbarer Sinnlichkeit, nur gebrochen und überboten durch eine daheim auf ewig wartende Geliebte, die als schmalzgeseifte Hafenstatuette zum Manifest der Treue poliert wurde.

Freddy Quinn war das Inbild einer der breitwandigsten Reibflächen für uns Pubertierende, über diesen singenden Eltern-Liebling wurde der damalige Generations-Konflikt abgewickelt, hier Barry Ryan, Rolling Stones und The Who, dort Heintje, die Dominique-nique-nique-skandierende Nonne und der Veteran der sieben Weltmeere. Vor dem Kapsch-Radio entbrannte ein Urstreit zwischen dem Verfechter der Welt als Scheibe und denen, die den Globus rundum auf den Kopf gestellt haben wollten.

Das Radio selbst indessen strahlte sein immerwährend grünes Licht dazu ab, den Freisendeschein für Vergangen, vergessen, vorüber und im selben Atemzug auf anderer Frequenz für I can't get no Satisfaction.
.....

Was Freddy Quinn als unumstößliche Gewissheiten in den Raum stellte, verkehrten wir in die hormongesteuert ziellosen Ballereien einer Flipper-Kugel à la "Pinball Wizard". Angefeuert zu solch leichtsinnigen Moritaten wurden wir frühmorgens schon von Ilse Buck mit ihren isometrischen Übungen, wobei es bereits genügte, den Zeigefinger zwei Sekunden gegen die Kaffeetasse zu pressen, um den Sturz eines afrikanischen Diktators herbeizuführen.

Das Knistern der Radioröhren lieferte den nötigen, akustischen Kick für die Life-Schaltung auf allen Sende-Ebenen und die lichterlohe Motivation zu großen, revolutionären Taten.

--- Schnitt ---

Zu Kapsch u.a. auch
http://www.jogis-roehrenbude.de/Oldies/Alte_Truhe/Superheterodyn-Truhe.htm

Mit Gruss,
Herbert
--
-----------------------------------------------------------------------
Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet.
Admin: Christoph Ratzer, OE2CRM  http://www.ratzer.at
-----------------------------------------------------------------------
Private Verwendung der A-DX Meldungen fuer Hobbyzwecke ist gestattet, jede
kommerzielle Verwendung bedarf der Zustimmung des A-DX Listenbetreibers.