[A-DX] AW: [A-DX] "Gruß an Bord": Traditionsreiche NDR Radiosendung auf den Weltmeeren über Kurzwelle zu empfangen

["Thomas M. Rösner" <dl8aam@xxxxxx>]

Super, seit langem mal wieder eine positive Nachricht aus der deutschen Rundfunkszene ;-)

Da hat wohl jeder seine eigenen Erinnerungen an diese weihnachtliche
Show mit Glockgeläut, oder?

Meine gehen zurück in die 90er Jahre, ich war damals mal wieder
mit meiner jetzigen Frau und einer Bekannten per Rucksack in 
Afrika unterwegs und wollten eigentlich den Weihnachtsabend
gemütlich im Peace Guesthouse auf Lamu Island verbringen. 
Ja, ja das berühmte Peace Guesthouse, da wo an der Tür groß 
steht "Drogen sind  hier verboten" und der Betreiber das Gras 
aber gleich Alditütenweise, inklusive der dicken Stengel an 
seine Gäste günstigst für 5$ verkaufte ...hi)

Leider wurden die Überland-Busse damals regelmäßig von somalischen Rebellen überfallen, nach den Schauerberichten in der Tageszeitung 
"Nation" gefühlt jeden zweiten Tag, so dass das kenianische Militär 
jeden sich auf die Poste begebenden Bus zwei mit G3 ausgerüsteten 
Soldaten bestückte und auch nur so durch die vielen Straßensperren lies. 
FYI, das Sicherheitspersonal musste von den Fahrgästen extra bezahlt
werden. Übrigens, sehr abgerissene Typen, zwei Mann die sich eine 
Uniform teilten - der eine hatte die Uniformhose, der andere die Jacke an, der Rest war Räuberzivil. Scheinbar die übliche Uniformordnung 
im dortigen Teil der Welt, diese kostensparende Methode der Ausrüstung
des eigenen Militärs konnten wir von Mali quer rüber nach Äthiopien
begutachten. Die beiden Militärs sassen in den vorderen Sitzenreihen und 
hielten ihre G3s gut sichtbar aus dem Fenster, leider hatte keiner der 
beiden ein Magazin drin, ob die es dabei hatten wage ich auch stark zu 
beweifeln. 

Wir waren etwas spät dran, kamen in Malindi auf Grund der etwas 
langwierigeren Verhandlungen, was der Militärschutz denn kosten soll,
weg, sodass wir in die Dämmerung reinfuhren - am Äquator dämmert es früh
und schnell - bekamen die beiden es mit der Angst, stoppten plötzlich
mit einem P wir Panik in den Augen den Bus kurz vor Witu auf freier Pläne und untersagten die Weiterfahrt. Die beiden, wohl unbewaffneten Soldaten, kamen dabei auch nur knapp mit dem eigenem Leben davon, da sich unsere 
einheimischen Mitfahrer langsam zu einen lynchwilligen Mob zusammenrotteten, nur mit Mühe vom Busfahrer zurückgehalten. 
Während die Einheimischen sich dann laut schimpfend auf den blanken 
Lehmboden zur Nacht betten durften, hatten wir die in weiser Voraussicht 
mitgenommene kleine Dackelgarage aus dem Rucksack rausgeholt und 
aufgebaut. In einer nahe gelegenen kleinsten Bauernhof gabs dann noch zum 
Glück etwas Wasser in ziemlich bräunlicher Form, dass wir mit Chlortabletten auf einem kleinen Bundeswehr-Esbit-Kocher zu leckerem Tee 
veredeln konnten. 
Wir sassen dann gemütlich und trocken zu dritt in unserem 1x2m großen
Zelt, bei Tee und inzwischen trockenen Brot, der Weltempfänger baumelte 
an der Deckenstange und spielte Gruss an Bord, beim weihnachtlichen 
Glockengeläut, untermalt von einigen Schüssen in der Ferne,
hatten wir alle Tränen in den Augen. Wenn ich sagen würde,
dass war unser schönstes Weihnachtsfest, bekomme ich bestimmt Ärger
mit der Familie, aber es kommt dem doch schon sehr sehr nahe.

Frohes Fest und
wehe dem NDR, wenn er keine schöne Sonder-QSL ausgibt ;-)

73, Thomas
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