[A-DX] "Weltempfaenger"

Nils Schiffhauer
Do Jul 18 18:05:28 CEST 2013


... diese richtig beobachtete Haltung der Hersteller reflektiert ja nur das
Kaufverhalten der Konsumenten und setzt sich heute auch bei Software fort:
Da ist es manchem Gutverdiener völlig unbegreiflich, wieso man denn für so
etwas Flatterhaftes wie ein Programm auch noch was bezahlen muss.
Gut, dass die Digitalisierung die Hamsterradkonstruktionen der mitlaufenden
Nockenscheiben von Preselektoren etwas in den Hintergrund gedrängt hat, das
Radio zum weitgehend gesichtslosen Modem mutierte und man sich nun auf den
Empfang an sich stürzen kann, weitgehend unbehindert von rutschenden
Seilzügen, durchgebrannten Skalenlämpchen und Eichmarkengebern.
Obwohl: Manchmal glotze auch ich noch romantisch (Brecht), aber "in summa",
wie man in Wolfsburg sagen würde, ist das alles für das Empfangserlebnis ja
wohl ein Gewinn. Und ein wenig atemlos hetze "sogar ich" immer noch den
Möglichkeiten hinterher, die diese Technik bietet. Sie lebt allerdings nur
durch Nutzung und erfreut eben - anders als ein Collins 51-S1 - nicht schon
allein durch Betrachtung.

73 Nils 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ] Im Auftrag von
Jürgen Martens
Gesendet: Donnerstag, 18. Juli 2013 15:28
An: 
Betreff: Re: [A-DX] "Weltempfaenger"

Hallo Stephan,

ich wollte gar nicht auf die Trennschärfe dieser Billigempfänger ansprechen.
Die Trennschärfe der Kofferradios vor 40 Jahren mit ihren Spulenfiltern war
auch nicht (viel) besser.
Mir ging es mehr um die Verarbeitungsqualität und den Drang, überall wo es
nur irgenwie geht, Material und Arbeitszeit einzusparen. Das ging schon in
den 70er Jahren in Fernost los. Wichtiger war da mehr das Aussehen der
Radios (imitierte Chromleisten, pseudo-militarylook und ähnliches), als eine
halbwegs vernünftige Empfangsleistung. Die war oft unter aller Kanone. Man
hat richtig gemerkt, wie der Kalkulator und nicht mehr der Ingenieur das
Sagen bei der Entwicklung hatte. Wenn ein paar Yen oder Cent gespart werden
konnten, dann wurde das billigere Bauteil eingebaut nach der Motto:
95% der Käufer fällt das nicht auf.
Diese Einsparwut wurde teilweise bis zum Exzess betrieben, (auch auf anderen
Gebieten, z.B. von Lopez bei Opel) und wird heute in China geradezu
perfektioniert.
Es ist unglaublich, was für ein Schrott (nüchtern betrachtet) von dort über
die ganze Welt verteilt wird.
Natürlich kommen aus China auch Hightech-Produkte, auch Radios mit sehr
guten Empfangsleistungen, aber die gehen in der Masse leicht unter. Wir
kennen sie aber und kaufen sie, auch wenn sie deutlich teurer sind als die
Ware beim Discounter.
So, jetzt mache ich Feierabend. Raus in's Freie, ohne Radio!

Schönen Abend,
Jürgen 


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