[A-DX] Seefunk: neuer GMDSS-Decoder

Nils Schiffhauer
Fr Nov 29 08:12:14 CET 2013


.... danke, Roger, für diese Einschätzung.

Die Unwägbarkeiten bei Deinen beiden Versuchsaufbauten sind groß;
Pegelverläufe, Frequenz- und Phasengänge sowie Signal-/Rauschverhältnisse
spielen eine Rolle. Mit einiger Sicherheit hast Du mehr den Teil vor dem
Decoder getestet als den Decoder selbst - auch wenn FSK da etwas
unempfindlicher als PSK sein mag.

Für einen tatsächlichen Decodervergleich sollte man zumindest mit dem selben
WAV-File (via VSC aufgenommen, also unter Umgehung der Soundcard!) arbeiten
und das ebenfalls via VSC in den Decoder speisen. Bei analogen Receivern
wird das Signal in der ZF abgenommen, bei digitalen ist es selbst bei so
kritischen Verfahren wie OFDM beinahe egal, ob man das I/Q-Signal oder VSC
nimmt.

Und das ist nur der erste Schritt. Denn für einen wirklichen Vergleich muss
man ein Original-WAV-File aus einem Generator nehmen, das durh die
verschiedenen ITU-Kanalmodelle jagen und denn mit verschiedenen Decodern
testen. Ich habe das nur mal für RTTY (Amateurfunk, 45,45 Baud, 170 Hz
Shift) gemacht, und je nach Kanalmodell und Decoder betragen die
Unterschiede bis zu 6 dB. Diese Versuche sind ebenso aussagekräftig und
praxisrelevant (6 dB bedeutet, je nach Blickwinkel: ein Viertel oder das
Vierfache der Leistung!) wie zeitraubend. Alles Gründe, weshalb zumindest in
Deutschland der etablierte Amateurfunk Methode & Ergebnisse beharrlich
boykottiert (habens halt nicht so mit der Technik ...).

Sobald Du in das Reich der Phasenmodulation wechselst, wird die Sache noch
spannender. Hier geht nix ohne ZF bzw. I/Q oder VSC. Schon bei 8PSK
(STANAG4285) gibt es selbst zwischen professionellen Decodern erhebliche
Unterschiede / je nach Kanalmodell. 

Kurz und bündig, jedenfalls: langsames FSK mit eher breiter Shift ist
relativ gutmütig. Je schneller es wird (und das italienische Militär, etwa,
arbeitet mit bis zu 1.200 Baud!) und je schmaler die Shift, desto höher
werden die Anforderungen an Receiver und Deoder.

Für eine etwas intensivere Beschäftigung führt kaum ein Weg vorbei an einem
SDR (und sei es so ein preiswerter FunCube DonglePLUS) mit virtueller
Soundcard. Selbst für den analogen E1800 gab es extra mechanische ZF-Filter
mit einem für PSK-Sendungen ausgelegten Phasengang. Und erst mit einem SDR
bzw. nach der o.g. Methode kann man dann auch die Leistung verschiedener
Decoder miteinander objektiv vergleichen. Das ist alles leider etwas
aufwendiger als die von mancher Fachzeitschrift bevorzugte Methode, den
Empfang einer RTTY-Sendung des Deutschen Wetterdienstes hierzu einzusetzen,
die womöglich nicht ganz den Stand der Technik wiedergibt.

Aus der Praxis: Ich habe hier ein gutes Dutzend Decoder (alle an SDRs) im
Einsatz. Und es gibt ihn nicht, DEN Universaldecoder. Sondern ich benutze
für kritisches ALE ebenso einen ganz bestimmten wie für 8PSK am Rande der
Lesbarkeit einen wiederum anderen, ganz bestimmten. Einige Live-Vergleiche
findest Du in You Tube.

Für die Praxis: Bei Deinem Versuchsaufbau gab es ein eindeutiges Ergebnis.
Ziehe die Konsequenz daraus. Und dann: Viel Erfolg beim Empfang von
Galapagos & Co!

73 Nils, DK8OK  

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: liste [mailto:] Im Auftrag von Roger
Gesendet: Donnerstag, 28. November 2013 21:33
An: 
Betreff: Re: [A-DX] Seefunk: neuer GMDSS-Decoder

Am 28.11.2013 12:57, schrieb Hans-Jürgen Karius:
> Es wäre sicher auch reizvoll YaDD mit MultiPSK zu vergleichen.
>
===========================================================
Bei mir vergleiche ich gerade  2 x YADD, gleicher Empfänger, gleiche
Antenne.
Einziger Unterschied:
1. AF direkt aus Audiobuchse vom FRG-100 in die Soundkarte des PC 2.
Heruntergemischte IF des FRG-100 in die Soundkarte eines anderen PC und
Dekodierung der AF mit STUDIO1

Bei Variante 1. erscheint YADD wie "etwas taub", selten, das einmal die
Synchronisation länger grün leuchtet.

Bei Variante 2. sehr dekodierfreudig, mindestens die dreifache Anzahl von
Meldungen. Auch wenn 1/3 ERR ist - unterm'm Strich deutlich effektiver.
(FRG-100-IF-Variante  damit  auf "Augenhöhe"  mit der IC-R75-IF-Variante


In Fällen, wo bei beiden Varianten ein "cECC: xxx ERR" - Code gemeldet 
wurde (und der war vom Zahlenwert dann unterschiedlich)
stimmten trotzdem  Küstenstation und Schiffsnummer überein.

gerade aktuellste Meldung (Zeit utc):
TIME: 2013-11-28 21:31:21 FREQ: 8414.5
SYMB: 120 120 000 057 043 002 000 108 056 063 088 000 000 118 126 126 
126 126 126 126 126 117 038 117 117
  FMT: SEL
  CAT: SAF
   TO: COAST,005743020,VTN,Vung Tau Radio
FROM: SHIP,566388000
  TC1: TEST
  TC2: NO INFO
FREQ: --
  POS: --
  EOS: REQ
cECC: 38 OK
============================================================

Ähnliche Erfahrungen auch bei EASYPAL-DRM-Dekodierungen.
Bei AF direkt in Soundkarte zu ===> EASYPAL SNR-Maximalwert bei 17db
Bei IF in PC und AF dann von STUDIO1  SNR-Max bei 21 db

Auch bei den Durchschnittswerten ein SDR-Gewinn von ~4 dB und das ist 
bei "Grasnarbenwerten" entscheidend....



roger





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