[A-DX] schöne neue Welt

hf-freak-Arne
Mi Nov 19 17:26:24 CET 2014


Hallo A-DXer,

als bis vor kurzem von PLC-Störungen Betroffener habe ich diese -leider 
sehr unglücklich verlaufende- Diskussion mit Interesse verfolgt, und 
möchte nun etwas ausführlicher meine Erfahrungen als Nicht-Funkamateur 
dazu schildern.

Im März 2014 habe ich erstmals über das Webformular eine Störungsmeldung 
wegen einem PLC in unmittelbarer Nachbarschaft aufgegeben, deren Eingang 
wurde mir umgehend bestätigt.
Dabei hatte ich explizit erwähnt, welche Rundfunkbänder (!) von der 
Störung betroffen wurden, und -ehrlicherweise- auch, dass die 
Amateurfunkbänder nicht betroffen waren, was mich zu der Vermutung einer 
PLC-Anlage als Störungsursache veranlasste.
Wenige Tage später rief mich ein Mitarbeiter des Prüf- und Messdienst 
(Außenstelle Berlin) an und wir vereinbarten einen Termin für einen 
Vor-Ort-Einsatz. Dieser fand Anfang April dann auch statt.

„Leider“ nutzte der Betreiber der PLC-Anlage diese während des ersten 
gut 1 ½ stündigen Einsatzes nicht, das Standby-Geknattere war den Herren 
der BNetzA dann auch nicht stark genug sich auf die genaue Suche nach 
deren Standort zu begeben. Im Prinzip nachvollziehbar, waren doch die 
„Leuchttürme“ der KW-Rundfunksender wie CRI usw. deutlich und (für 
Kurzwellenverhältnisse) akzeptabel zu empfangen. So wurde dieser Einsatz 
zu meinem Unmut abgebrochen, die Tür aber seitens der BnetzA-Mitarbeiter 
aber noch nicht gänzlich zugestoßen. Mir wurde nahegelegt ein 
Störungsprotokoll anzufertigen um für einen zweiten Einsatz ein 
güntigeres Zeitfenster mit dem Auftreten starker Störungen 
identifizieren zu können.
Diese Aufgabe habe ich dann in den folgenden Wochen gewissenhaft 
ausgeführt. Da die PLC-Anlage vorwiegend abends in Benutzung war, konnte 
ich es (trotz Berufstätigkeit) einigermaßen umfassend erledigen. Schnell 
wurden erste Verhaltensmuster des PLC-Betreibers (Nutzungszeiten/-dauer) 
sichtbar. Die gleichzeitige Beobachtung der Nachbarhäuser (wo brannte 
zeitgleich zu den PLC-Störungen Licht, wo beim Ausbleiben der Störungen 
nicht usw.) sowie ein paar Spaziergänge mit einem kleinen Weltempfänger 
erlaubten mir bald ein Einkreisen der in Frage kommenden Häuser, im 
Prinzip wusste ich fast schon wo die Störung herkam.

Die BnetzA musste ich dann ein wenig nerven bis man sich zu einem 
erneuten Einsatz bereit zeigte, dieser wurde dann für Anfang Oktober 
vereinbart und fand zu einer der identifizierten Hauptnutzungszeiten der 
PLC-Anlage statt. Dummerweise (Murphys Gesetz?) knatterte es in den 
diesmal 2 ½ Stunden nur sanft "Standby" aus dem Empfänger, und so 
mussten wir abermals ergebnislos abbrechen. Dabei habe ich im netten 
Gespräch so einiges über die Arbeit des Prüf- und Messdienst gelernt ;-)

Übrigens niemals wurde mir gegenüber geäußert, dass ich mit der Störung 
zu leben hätte, weil nur ausländische Sender betroffen wären (so wie 
einige das hier kolportieren).
Das Standby-Gekanntere indes erfüllte noch nicht die Kriterien einer 
Störung.
Man war offenbar lediglich an einer etwaigen Überschreitung der 
gesetzlichen Grenzwerte interessiert, diese hätte nur bei 
Download/Datenransfer stattfinden können. Letztlich scheiterte die 
Entstörung also erneut nur am Ausbleiben entsprechender Störfeldstärken 
während des Einsatzes.

Im Endeffekt habe ich dann eine andere Initiative ergriffen und einige 
Tage später an der Eingangstür des von mir als Ausgangsort der Störung 
vermuteten Mehrfamilienhauses gut sichtbar einen Aushang angebracht. In 
diesem habe ich freundlich und sachlich darauf hingewiesen, dass im 
Umfeld dieses Hauses Störungen des Rundfunkempfangs (durch „vermutlich“ 
ein Inhouse-PLC) aufgetreten sind, deshalb die BnetzA bereits 
eingeschaltet und zweimal vor Ort gewesen war. Den unbekannten 
PLC-Betreiber aufgefordert über Alternativen nachzudenken die ihm 
etwaige Kosten für BNetzA-Messeinsätze und sowohl seiner Familie als 
auch der Nachbarschaft die Dauerbestrahlung mit Kurzwellen erspare.

Am selben Abend  war die Anlage noch kurze Zeit in Betrieb, vielleicht 
um nach PLC und Bundesnetzagentur zu „googlen“. Seit dem (also nun fast 
6 Wochen) habe ich abgesehen von Schaltnetzteilen, Fernsehern usw. meine 
„Ruhe“ und kann wieder Kurzwelle hören.
Sicher hätte ich auch von Anfang an in der Nachbarschaft herumfragen und 
die Problematik schildern können, mir war es aber wichtig, dass die 
Störung in die Statistik der BnetzA eingeht um auf die Problematik 
aufmerksam zu machen.

Andererseits gehe ich auch davon aus, dass der Betreiber den auffälligen 
Peilwagen der BNetzA in der Straße gesehen haben muss und eventuell aus 
Sorge „erwischt“ und für die Einsätze zahlungspflichtig gemacht zu 
werden den Stecker zog.
Oder es war jemand der aus Sorge vor Elektrosmog PLC statt WLAN 
einsetzte und eines besseren belehrt wurde.

Ungewiss ist selbstverständlich geblieben, was passiert wäre, wenn der 
PLC-Betreiber einen größeren Download durchgeführt hätte, in dem Moment 
während der Messdienst in meinem Shack saß. Möglicherweise wäre es dann 
zu einem „Besuch“ beim PLC-Betreiber gekommen und dieser hätte aus 
Einsicht oder Sorge vor Kosten/Elektrosmog die Anlage eingemottet. Oder 
die BnetzA hätte ein Betriebsverbot auferlegt. Ich werde es letztlich 
nie erfahren, aber sollte es erneut zu PLC-Störungen in meinem Umfeld 
kommen, werde ich die BnetzA wieder rufen und Aushänge anbringen.

Wenn alle KW-Hörer und Funkamateure ähnlich vorgehen würden, so könnten 
auf diese Art und Weise sicher einige (potentielle) PLC-Nutzer 
verunsichert oder zum Nachdenken bewogen werden. Es würde sich 
irgendwann herumsprechen. Die Umsätze mit PLC-Hardware würden stagnieren 
oder sogar zurückgehen.
Der bekannteste Hersteller dieses Teufelszeugs würde dann bestenfalls 
das gleiche Schicksal erleiden wie seinerzeit die Aktiengesellschaft aus 
der er hervorgegangen ist. Mich würde es freuen!

Gruß
Arne

-- 
QTH: Berlin
RX: AOR AR7030PLUS,
ANT: selbstgebaute Breitband-Loop