[A-DX] AUT: Rundfunk 45-55 (kompakt)

Herbert Meixner
So Okt 5 13:26:08 CEST 2014


http://de.wikipedia.org/wiki/Besetztes_Nachkriegs%C3%B6sterreich#Rundfunk

Daraus:

Rundfunk

Die Wiedergeburt des freien Hörfunks in Österreich erfolgte sehr 
improvisiert: Zwei Wochen nach dem Ende der Schlacht um Wien und 
zugleich neun Tage vor dem definitiven Ende des Zweiten Weltkriegs in 
Europa begann am 29. April 1945 der einstige RAVAG-Mitbegründer Oskar 
Czeija mit etwa 20 Helfern den Sendebetrieb im Wiener Funkhaus. Die 
sowjetischen Besatzer tolerierten den Sender vorerst, wiewohl ein 
Zensuroffizier stets über die geplanten Sendungen informiert werden 
musste. Die erste Sendung hätte ein Live-Bericht über die 
konstituierende Sitzung der Regierung unter Karl Renner werden sollen. 
Wegen technischer Probleme mussten Renner und Theodor Körner nach der 
Sitzung ins Funkhaus kommen, um ihre Reden für die Radiosendung zu 
wiederholen. Den Tausenden Zuhörern wurden die Aufnahmen als Übertragung 
aus dem Parlament „verkauft“.

In Vorarlberg gelang es Otto Schubert, der schon vor 1938 in Klagenfurt 
Sendeleiter gewesen war, in ein unterirdisches Studio im Rathaus von 
Dornbirn einzudringen und dort am 2. Mai 1945 die Ankunft der Franzosen 
in Vorarlberg mit einer ersten Sendung zu feiern.[12]

Am 3. Mai wurde in Innsbruck zum ersten Mal nach der NS-Zeit gesendet. 
Eine Widerstandsgruppe rund um den späteren Außenminister Karl Gruber 
berichtete damals von der Kapitulation der Südfront, die in Wahrheit 
erst einen Tag später erfolgte. Wenig später begannen auch in Graz und 
Klagenfurt provisorische Sendungen.

Nachdem Österreich in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden war, 
etablierte jede Besatzungsmacht ihre eigenen Radioprogramme. Der 
Österreichische Rundfunk (Radio Wien) stand unter sowjetischer Aufsicht; 
sehr populär wurde der von den USA geleitete Sender „Rot-Weiß-Rot“ mit 
seinen satirisch-kritischen Sendungen wie dem von Jörg Mauthe und 
anderen jungen Intellektuellen getextete „Watschenmann“.
Siehe auch: Geschichte des Hörfunks in Österreich
Sowjetische Zone

Schon im November 1945 wurde Oskar Czeija, inzwischen „öffentlicher 
Verwalter“ des wiedererstandenen Wiener Hörfunks, wegen eines von der 
kommunistischen Zeitung Volksstimme veröffentlichten Dokuments, das 
angebliche Bestrebungen, in die NSDAP aufgenommen zu werden, 
dokumentierte, zum Rücktritt gezwungen. Das Dokument gilt heute aufgrund 
fehlender Unterschriften als dubios. Seine Nachfolge trat Sigmund 
Guggenberger an.

Die sowjetisch kontrollierte RAVAG und deren Sender Radio Wien 
unterlagen einer restriktiven Zensur der Besatzer. Zeitzeugen 
berichteten später von vielen Vorfällen, bei denen sowjetische Offiziere 
das Radiostudio unangemeldet betraten und die Verlesung vorgefertigter 
Texte verlangten. Die offiziell von der Sowjetunion verantwortete 
Sendung „Russische Stunde“ wurde 1950 auf 16 Wochenstunden verlängert.

Der von den United States Forces in Austria (USFA) kontrollierte Sender 
„Rot-Weiß-Rot“ sendete aus Salzburg, Linz und ab November 1945 auch aus 
Wien. Das Programm bestand aus in den USA äußerst populären Elementen: 
Unterhaltungssendungen und Service-Programme, dazwischen Musik von Disk 
Jockeys. Die offiziellen Programmteile der Besatzungsmacht wurden auch 
als solche ausgewiesen.

Für ihre Soldaten installierten die Amerikaner in Wien den Sender Blue 
Danube Network (BDN). Das Studio befand sich in einer großen Villa am 
Schreiberweg in Grinzing. Das spätere englischsprachige Radioprogramm 
Blue Danube Radio (BDR) des ORF trug bis in die 1990er Jahre fast den 
gleichen Namen.

Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955 wurden die letzten von 
den Amerikanern übernommenen Sendeanlagen und damit die Kontrolle des 
Radios wieder an die österreichische Verwaltung übergeben.
Britische Zone

Die britisch kontrollierte Sendergruppe Alpenland sendete ab Juli 1945 
aus Graz, Klagenfurt und Wien. Die Sendestationen wurden 1954 wieder an 
Österreich übergeben, wobei vom Sender in Wien noch bis zum Juli 1955 
einzelne britisch kontrollierte Sendungen ausgestrahlt wurden.

Für ihre stationierten Truppen installierten die Briten in Klagenfurt, 
Graz und Wien ihren eigenen Sender British Forces Network (BFN), der bis 
1955 sendete.
Französische Zone

Ab Juli 1945 sendete die französisch kontrollierte „Sendergruppe West“ 
von Innsbruck und Dornbirn aus und wurde schon im August 1952 an die 
jeweilige Landesregierung überantwortet.

Die einzige überregionale Sendung war die sogenannte Alliierte Stunde, 
die für offizielle Bekanntmachungen und Nachrichten der Besatzungsmächte 
verwendet wurde.

Kurz vor der Unterzeichnung des Staatsvertrags begannen österreichische 
Radiomacher mittels neuer UKW-Technik damit, eigene, unzensierte 
Programme auszustrahlen. Nach 1955 wurden die Sendergruppen wieder zu 
einer einzigen gesamtösterreichischen Gesellschaft zusammengeführt, die 
im Besitz der öffentlichen Hand blieb. Mehrere private Investoren, allen 
voran Zeitungsgesellschaften wie der Kurier unter Ludwig Polsterer, 
hatten sich zur Übernahme der Sender angeboten.

Nach einer Umstrukturierung der RAVAG und zwei Jahren der Debatten 
zwischen ÖVP und SPÖ über die zukünftige Organisationsform des Rundfunks 
wurde der Hörfunk 1957 gemeinsam mit dem 1956 installierten ersten 
österreichischen TV-Sender in der neu gegründeten Österreichische 
Rundfunkgesellschaft m.b.H. zusammengelegt.