[A-DX] AUT: DAB+ und Privatradio

Herbert Meixner
Di Jan 27 18:54:56 CET 2015


Privatradioverband gegen UKW-Ende - Digitalverband gegen "Brandreden"
27. Jänner 2015, 17:06
Schweiz plant Umstieg von UKW auf DAB+ bis 2024 - Für Kronehit 
"Bedrohung unseres Geschäftskonzepts"

Wien - Österreichs Privatradioverband lehnt einen Ausstieg aus der 
analogen Verbreitung via UKW und einen Umstieg auf den digitalen 
Standard DAB+ ab. Dies erklärten Verbandsmanagerin Corinna Drumm und 
Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda Dienstagnachmittag bei einer 
Versammlung der Arbeitsgemeinschaft "Digitale Plattform Austria" in 
Wien. Marcel Regnotto von der Schweizer Medienbehörde Bakom hatte bei 
dem Treffen über UKW-Abschaltpläne in der Schweiz berichtet.

Wie berichtet (Interview hier), planen in der Schweiz die 
öffentlich-rechtliche SRG sowie die Privatradios die Abschaltung ihrer 
UKW-Sender bis 2024. Bis 2019 sollen bereits möglichst alle Schweizer 
Radios im Parallelbetrieb auf die digitale Verbreitung via 
DAB+umgestellt sein. Mit 1,7 Millionen verkauften DAB+-Empfangsgeräten 
gehört das Land schon jetzt zu den Spitzenreitern beim Digital-Radio, 
berichtete Lesch. SRG und Privatradios seien sich darin einig, dass der 
Migrationsprozess bis zum Jahr 2024 abgeschlossen ist.
UKW-Abschaltung kein Thema

In Österreich ist eine UKW-Abschaltung im Digitalisierungskonzept 2015 
der Medienbehörde KommAustria kein Thema. Der Umstand, dass Regnottos 
Vortrag "Der Weg zur Abschaltung des analogen Radios in der Schweiz" bei 
der Versammlung der "Digitalen Plattform Austria" das einzige Referat 
zum Thema Radio war, irritierte die anwesenden Radiomacher dennoch.

"Ein Szenario, das die Abschaltung von UKW beinhaltet, ist aus unserer 
Sicht noch für einige Zeit undenkbar. Das würde die wirtschaftlichen 
Grundlagen kommerzieller Radios zerstören", sagte Corinna Drumm, 
Geschäftsführerin des Verbands der Österreichischen Privatsender (VÖP). 
"Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft des Radios in hybriden 
Mulitplattformen liegt, egal ob terrestrisch über DAB+ oder UKW oder via 
Internet. Der Hörer muss dabei Entscheidungsfreiheit haben", so Drumm.
Tür zu!

Ähnlich Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda: "Digitalisierung ist für 
unser Medium ganz wichtig, und wir werden auch in Zukunft immer 
digitaler werden. Wir dürfen uns aber nicht verleiten lassen, wichtige 
Errungenschaften unseres 20 Jahre dauernden Ringens um den dualen 
Rundfunk in Österreich auf dem Altar der Digitalisierung zu opfern." 
Swoboda ortet die Gefahr, dass der ORF durch die Hintertür der 
Digitalisierung neue Möglichkeiten und Programme auf den Radiomarkt 
bringt. "Wir dürfen diese Tür nicht aufgehen lassen."

Darüber hinaus wäre der Umstieg von UKW auf reine digitale Verbreitung 
"mit enormen Reichweitenverlusten verbunden", so der Kronehit-Chef. "Die 
digitale Nutzung unserer Audio-Angebote beträgt nur vier Prozent unserer 
Gesamtnutzung. Die Leute hören zu über 95 Prozent analog über UKW Radio. 
Es ist ganz klar, dass jedes Abschaltszenario eine massive Bedrohung 
unseres Geschäftskonzepts ist."
Wozu "Brandreden gegen UKW-Abschaltung"?

Wolfgang Struber, Geschäftsführer von Arabella, verwies auf 20 
kommerzielle Mitglieder im Verein Digitalradio. Und er sah keine 
Notwendigkeit für "Brandreden gegen die UKW-Abschaltung". Noch sei DAB+ 
nicht einmal gestartet, nicht einmal als - heuer geplanter - Testbetrieb.

Stand bisher im Digitalisierungskonzept: Wer einen technische Plattform 
für DAB+ zu 75 Prozent mit Programm füllen kann, die finanziellen und 
organisatorischen Voraussetzungen nachweist, kann bei der Behörde den 
Betrieb einer solchen Digitalradioplattform beantragen.
"Aktiv positiv anstoßen"

Eine Fortschreibung dieses Konzepts aber reiche nicht, sagte Struber: 
"Es braucht den medienpolitischen Willen der Republik Österreich." Warum 
sollte sie wollen? "Radio benötigt einen eigenen, kostengünstigen 
digitalen terrestrischen Verbreitungsweg". Das nächste 
Digitalisiserungskonzept müsste in die Richtung "aktiv positiv 
anstoßen", findet Struber. (APA, red, 27.1.2015)