[A-DX] China Seuche

"Thomas M. Rösner"
Fr Mär 6 17:28:20 CET 2015


> Aber an dieser für uns betrüblichen Misere ist die 
> Schuld nicht bei den Chinesen zu suchen. Diese besetzen nur die 
> entstandenen Freiräume.

Jou, man kann zu den Programmen und deren Inhalten stehen wie man will, dafür können sie nun wirklich nichts (ausser den Jammern)!
Im Prinzip machen sie hier alles richtig! Sie verbreiten ihren Standpunkt und dieser kann (könnte) auch von jeden und überall gehört werden. Nische finden und besetzen, das "macht Evolution auch so". Hauptsache "wir", als freiheitliche Gesellschaften, werden nicht langfristig durch diese "Evolution" an den Rand gedrängt. Irgendwie habe ich sowieso das Gefühl das die Anzahl der 'Unfreiheitlichereren' eher zu- nehmen als abnehmen, auch vor unserer Haustür, siehe u.a. in '(Süd-)Osteuropa/(Süd-)Westasien'.

Leider sehen das unsere Vertreter der freien Medien wohl nicht so. Das Internet wird (alles) richten...

Als ich kürzlich in Nordkorea war (nein, kein hochgelobtes freies Internet zur Informationserlangung als KW-Ersatz zur Verfügung) war Peking leider meine einzige Quelle für "Informationen" aus dem Ausland. Kein Internet, keine BILD-Zeitung am Kiosk und ich habe auch kein DW/BBC/VOA oder RFI auf Englisch im mitgenommenen und nun auch ganz legal mitführbarem Weltempfänger gefunden (konnte aber auch nicht 24 Stunden durchgehen suchen. Peking war aber "immer irgendwo da", wenn ich abends drüberdrehte). Die wenigen Tage, die ich in Pyongyang selbst war, konnte man zwar stundenweise BBC WS-TV im Ausländerhotel sehen, aber außerhalb war auch damit dann Schluss. Für mich als Ausländer, der nach 2 Wochen wieder im rausgegehenden Flieger sitzt, ist das zwar noch kein echter Weltuntergang, als "halbwegs (an)gebildeten" Europäer es ist nur einfach äußerst ärgerlich keinen Zugang zu unabhängigen Nachrichten zu haben - aber für die "Locals" (und nicht nur in Nordkorea) stelle ich mir das nicht so "prickelnd" vor (aber die kennen es ja nicht anders, nur woher denn...). 

Ich schaffe mir, nach dem Ende des Kalten Krieges, eine komplette Generation 'Uninformierter', die es so nicht einmal zu Zeiten eben dieses Kalten Krieges gab. Kein "Tal der Ahnungslosen" (selbst da gab es MW und KW), sondern "Kontinente" mit gefiltertem Internet. Selbst zurück in Peking waren mir etliche meiner Lieblingsseiten im Netz nicht zugänglich, trotzdem kostenlosen WiFi 'an jeder Ecke'. China (und andere) jammen ja nicht nur im Radio (DRM-Radios aus lokaler Produktion mit entsprechenden "Länderchips" reichen da bald auch schon)... BTW, VPN-Proxies sich auch nicht wirklich die freie, anonyme Ideallösung für jeden "Bildungsstand" und überall. [Klischee] Der kleine, von jahrelanger Feldarbeit gebeugte Bauer in Sichuan, von Sonne gegerbt, hinter seinem Ochsenpflug gespannt, konnte sicherlich mal sein kleines Billigradio irrtümlich auf die BBC verdrehen, aber einen VPN-Proxy ... [/Klischee], sorry, "nichts gegen China", die haben uns in vielen Lebensbereichen um ein vielfaches überholt! Auch in Sichuan ;-) ... und nicht nur negativ! Das 21. Jahrhundert wird ein chinesisches ... 
(... und dort unabhängig & frei unsere Werte im gesellschaftlichen, argumentativen Widerstreit verbreiten zu können, wäre doch auch etwas von Vorteil, oder?)

Ach, FYI, ... Internetzensur gibt es nicht nur dort, sogar schon in Europa (und bei EU-Kandidaten) ...

Gruß
Thomas

PS: Wie sieht das eigentlich in Ungarn aktuell aus? Das Gesetz zur Einführung einer Internetzensur sollte doch nun schon lange durch sein, oder?