[A-DX] Adieu, Mittelwelle: Ein Stück Radiokultur verschwindet

Gerald Kallinger
Do Okt 1 07:58:17 CEST 2015


nur war das Internet in meinem gerade besuchten Hotel in der Türkei zum
vergessen. Und da war ich froh, Nachrichten via Moosbrunn auf 6155 kHz
empfangen zu können. In Indien, speziell in den Himalayagebieten sieht es
auch nicht besser aus. Internet gratis gibt es dort nicht, und die
Verbindungen sind sehr langsam und nur von einem Gerät in der Lobby möglich.

ARD und ZDF werden zwar in vielen Hotels in Europa in der Türkei
eingespeist, aber den ORF gibt es leider dabei nicht.

Das Problem ist eher, dass der weltweite Empfang nur als Kür, nicht als
Pflicht für die Sendeanbieter gesehen wird, weil ja der
Rundfunk-Staatsvertrag nur eine Flächenabdeckung im eigenen Land vorsieht.
Anders wäre das bei einer garantierten europaweiten Abdeckung mit
garantiertem Gratis Zugang für den Konsumenten. Und wenn dann eventuelle
Roaming Kosten von den Sendeanbietern getragen werden müssten, wäre das eine
andere Rechnung.
Derzeit soll der Konsument blechen, der Informationen haben will. Obwohl es
eh GIS-Zwangsgebühren gibt.

73,
Gerald

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: liste [mailto:] Im Auftrag von Eike Bierwirth
Gesendet: Mittwoch, 30. September 2015 23:03
An: 
Betreff: Re: [A-DX] Adieu, Mittelwelle: Ein Stück Radiokultur verschwindet

> Dabei kann ein Deutscher der in Spanien Urlaub macht oder ein Franzose 
> der in England studiert nicht einmal die Nachrichten von daheim hören. 
> Von fremden Kulturen zu lernen gar keine Rede.

Ich konnte schon 2008 in Colorado Deutschlandfunk und Tagesschau hören bzw.
sehen. Dafür hätte ich nichtmal ein extra Gerät mit über den Ozean schleppen
zu brauchen; der Laptop, den ich eh dabei hatte, schaffte das schon.

> Verfügung hat. France Inter oder BBC Radio 4 in Warschau zu hören oder 
> Ö1 am Strand in Portugal, das wäre doch was, oder?
> Aber das ist noch weit weg...

Das ist nur einen Griff ans Handy weit weg. Die App vom DLF oder radio.de
installiert und fertig. Da kann ich gerade jetzt auf dem Sofa sowohl France
Inter, BBC Radio 4 als auch Ö1 hören. Und internetfähige Handynetze gibt's
auch in Warschau und Portugal, und einen EU-Datentarif beim geeigneten
Anbieter; notfalls ne Auslands-SIM. Also wo ist der Bedarf für mehr? Gut,
nicht jeder hat ein Schlaufon. Aber auch vor 20 Jahren hat nicht jeder einen
Weltempfänger mit nach Malle genommen. 
Damals wie heute: Wer's braucht, der kauft's sich halt.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen - ich habe gern die 7265 genutzt, um
ganz un-DX-ig das Programm von SWR3 außerhalb des Wildalls zu hören. 
Meine Leipziger Studentenbude war da gerade so noch nicht online. Es ist
aber wie mit den vielzitierten Pferdekutschen, Bajonetten und Dampfloks
- ihre Zeiten sind vorbei; Liebhaber finden sie aber heut noch schön und
finden nach wie vor Gelegenheiten, ihrem Fetisch zu frönen. So wird's auch
dem Weltempfänger gehen. Flevo ist tot, lang lebe Kall!

73!
Eike
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