[A-DX] DAB+/FAZnet

Andreas Wohlhaupter
Mi Apr 20 10:17:36 CEST 2016


Hallo,

> > Mein Frage : ist der Verlag FAZ an einem Privat-Radio in HessenOder 
> > bundesweit beteiligt ?Wenn ja dann kein Interesse an DAB+
> nein, die FAZ ist an keinem Radio mehr beteiligt. Es gab mal ein FAZ 
> Businessradio (https://de.wikipedia.org/wiki/FAZ_Businessradio), das ist 
> aber schon sehr lange Geschichte und dürfte auch in der aktuellen 
> Berichterstattung über DAB+ keine Rolle spielen.
Ob die FAZ selber irgendwelche Absichten hat, warum sie so einen Artikel 
zulässt, weiß ich nicht. Die beiden Gast-Autoren jedenfalls sind 
unmittelbar an der mangelnden UKW-Vielfalt in Nordrhein-Westfalen 
beteiligt.

Man muss sich das nochmal auf der Zunge zergehen lassen:

Eine 600 000 EW-Stadt wie Düsseldorf hat genau ein privates Lokalradio 
auf UKW und das war es (Overspill gleichartiger Lokalradios aus Nachbarland-
kreisen mal nicht eingerechnet). Dazu kommt noch Domradio auf DAB+ als
"Pilotprojekt" (Bundesmux mal außen vor).

Zum Vergleich: Nürnberg mit vergleichbarer Einwohnerzahl hat sage und
schreibe 9 lokale Privatsender (Programme die sich eine Frequenz teilen,
habe ich als 1 Lokalsender gerechnet) plus einen landesweiten Privatsender
auf UKW und nochmal diverse Programme über DAB+ (Bundesmux mal außen vor).

Innsbruck in Österreich mit deutlich weniger Einwohnern zählt derzeit
sogar 12 Privatradios, Overspill aus Südtirol und laufende Ausschreibungen
nicht eingerechnet.

Wenn man in andere europäische Länder schaut, gibt es da tlw. in sehr
viel kleineren Städten sehr viel mehr Auswahl.

Seit Jahren wird das Zeitungsverleger-Radiomonopol in NRW von Politik
und Landesmedienanstalt erfolgreich zementiert und die Radiolandschaft 
durch Überregulierung weitgehend unverändert belassen. Das hat Nordkorea-
Niveau.

Auf UKW sind heute nicht mal mehr großartig Kapazitäten frei, die Reste
in NRW kann man gut auf Domradio, metropol fm verteilen, die beide 
niemandem weh tun, oder man findet (wie zuletzt in Düsseldorf) nach 20
Jahren plötzliche Versorgungslücken beim vorhandenen Lokalradio, um 
dank Vorrangregelung zusätzliche Konkurrenz zu verhindern.

Und dann kommt da dieses DAB+ und ermöglicht in der Theorie 7 Bedeckungen
pro Region, d.h. potenziell 3-4 private Pakete (mit je 12-16 Programmen),
die eine wirkliche Programmvielfalt und echte Konkurrenz, eine echte 
freie Marktwirtschaft unter Radioprogrammanbietern ermöglichen würde. 

Natürlich ist dann klar, dass die beiden Bestandsschützer versuchen, dies
mit einem solchen Artikel abzuwehren. DAB+ bietet schließlich ja auch
genug Angriffsfläche, denn alles läuft dort noch längst nicht toll.

Trotz alledem: dieser Artikel erscheint mir v.a. in der Intention 
geschrieben worden zu sein, jegliche Gefährdung des NRW-Lokalfunkmodells
zu verhindern. Da geht es primär gar nicht um DAB+, den gleichen Mist
könnte man wahrscheinlich bei einer UKW-Banderweiterung mit leicht
anderen Argumenten auch lesen.

Derweil treten hier in Bayern auf DAB+ z.B. mit PN Eins/Ilmwelle ganz neue
Anbieter mit mehreren Programmen auf den Plan, die evtl. irgendwann einmal
den Etablierten das Fürchten lehren könnten. Die Karten könnten sich da
nach 20 Jahren Einheitsbrei durchaus mal ganz neu mischen.

Viele Grüße,
Andreas