[A-DX] Zeitungsartikel: DAB+ in AUT
Andreas WohlhaupterFr Mär 18 11:30:14 CET 2016
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Hallo zusammen, > Machen ~immer mehr, und mehr und mehr Programme~ terrestrisch > überhaupt einen Sinn ? Es führt halt zu noch mehr Zersplitterung und stärkeren Durchformatierung der einzelnen Programme. Sieht man ja beim Bayerischen Rundfunk, der aus seinem Programm Bayern 1 so nach und nach zuerst die Schlager und jetzt auch die eine Stunde echte Volksmusik entsorgt hat. Dafür gibt es nun mit Bayern Plus ein 24h Schlagerradio und mit BR Heimat ein 24h Volksmusik- Programm. Man muss aber sagen, beide Programme sind nicht bloße Musik- dudelprogramme. Tatsächlich laufen auf BR-Heimat sehr oft wirklich interessante Beiträge und man blickt bei der Volksmusik auch ein wenig über den Tellerrand hinaus. > DAB+ wird niemals in der Lage sein, die "Programmvielfalt" von > Internetradio abzubilden. Viele extra Programme via DAB+ haben eh den > Status von "Festplattendudlern". Tatsächlich werden Programme wie Absolut Hot oder auch das bundesweite Energy von einigen sehr dafür geschätzt, dass dort zwar einerseits die gleiche Musik wie auf den üblichen Privatdudlern läuft, aber eben keine nervige pseudolustige Moderation. Ich selber kann das auch nicht so ganz nachvollziehen, aber trotzdem habe ich das schon sehr oft gehört, dass gerade diese Programme recht beliebt sind. > Programme wie "Absolut Hot" könnte man auch vom USB-Stick oder der > SD-Karte am Autoradio laufen lassen, dafür braucht man weiß Gott keine > terrestrischen Kapazitäten: Es gibt aber eines, was selbst Musik-Festplattendudler von der eigenen Musik von SD-Karte unterscheidet, das ist der Überraschungsmoment. Ich habe z.B. sehr gerne Coolradio aus Ingolstadt gehört, weil dort tlw. sehr gute Rockmusik aus den 70ern lief, völlig weg von den abgedroschenen Nummern, die man auf Rockantenne und Co hört. Da merkte man, dass die Rotation zumindest von einem offenbar sehr kompetenten Musikredakteur betreut wurde. Wer also hi und da auch mal was anderes hören mag, mit Spotify und Co nicht so recht warm wird, aber selber auch nicht ständig Musikmagazine und Blogs lesen will, kann durchaus mit solchen Festplatten- dudlern glücklich werden. Ich gehöre zu solchen Leuten. Man muss auch sehen, dass mit DAB+ derzeit noch nichts verdient ist, und dann ist es freilich sehr schwer, ein wirkliches Vollprogramm auf die Beine zu stellen, denn dafür braucht es gutes Personal, das ja auch bezahlt werden will. Vielleicht ändert sich das, wenn DAB+ mal eine nennswerte Verbreitung hat. > Eine quasi gleichbleibende Hörerschaft verteilt sich auf immer mehr > Programme. Um noch wirtschaftlich zu bleiben sinkt der durchschnittliche > Aufwand pro Programm und dies geht > einher mit einem Verlust an Programmqualität und -Vielfalt bezogen auf > die Inhalte. Kann man so oder so sehen. Die Verflachung der Radioprogramme ist ja ein Prozess, den es schon sehr lange gibt, und der eigentlich völlig unab- hängig von DAB+ ist. In manchen ARD-Anstalten hat man ja selbst die Kulturwellen praktisch plattformatiert, beim WDR ist dieser Prozess ja gerade am Laufen. Dafür kann DAB tatsächlich überhaupt nichts. Das hat vielleicht eher mit dem Zeitgeist und mit zunehmendem Zwang zum Sparen zu tun. Oder weil sich Öffentlich-rechtliche im Wettkampf mit Privat- sendern sehen, obwohl das eigentlich nicht ihr Auftrag ist. > Ich hätte gern: > 1.) mehr akustische Qualität, d.h. > - generell mehr Datenrate bei allen Sendern, und keine 72 kbps oder weniger > - erhöhter digitaler Fehlerschutz in den Muxen durch Verzicht auf > Festplattendudler Das hätte ich auch gerne. Da bei DAB+ aber Datenrate gleich Kapazität in CU gleich Kosten ist, und gerade Privatsender gerne sparen, wo es nur geht, fährt man die Datenrate so weit runter, dass es für Ottonormalhörer gerade noch erträglich ist. Gerade, weil mit DAB+ derzeit auch noch nichts verdient werden kann! Ganz ehrlich: bei Programmen wie Antenne Bayern und Co. ist mir das auch relativ egal, das klingt so oder so total verbogen, auch auf UKW! Ich habe nur die Befürchtung, dass sich diese niedrigen Datenraten als eine Art Dauerzustand etablieren, wenn sich Ottonormalhörer erst mal damit arrangiert hat. Und manche Programme, die mir von der Musikrichtung her gefallen würden, höre ich dann tatsächlich nicht aufgrund ihrer schauderhaften Klangqualität. Ich wähne mich da aber eher in einer Minderheit! Ansonsten gibt es seitens der Öffentlich-rechtlichen aber schon ein wenig mehr Qualität. Der BR strahlt immerhin BR-Klassik mit 144kbps und BR- Heimat mit 128kbps aus, das klingt dann zumindest für meine Ohren schon ganz ordentlich. Einen Blindtest würde ich da nicht bestehen! Leider ist das Ensemble des BR einfach zu voll, weshalb andere Programme des BR nur mit 96kbps laufen können, was man zumindest mit Kopfhörer dann schon raus hört. Das wird sich aber in Zukunft wieder etwas entspannen, sodass man hoffen kann, dass die Qualität zumindest bei Öffentlich-rechtlichen passen wird. Ich muss z.B. auch sagen, dass ich Deutschlandradio Kultur mit nur 112kbps als sehr sauber empfinde. > - keine Kompression schon ab Studio, so etwas kann man gut und gerne > erst im jeweiligen Empfänger (bei Bedarf) realisieren. Diesen Unfug sollte man wirklich bleiben lassen. Einige Programme wie DRadio Wissen, oder das Münchner M94.5 verzichten bei DAB+ auf Sound- processing und klingen dann auch richtig gut. Ich hoffe sehr, dass das Schule macht, zumindest bei den Öffentlich-rechtlichen. > - Bindung der Hörer an das Programm durch geistreiche Moderation und > nicht geistlose Gewinnspiele.[...] Das Problem ist ganz einfach: solange sich der Erfolg dieser Flachdudler mit all ihrem inhaltslosen Programm in der MA messen lässt, machen die so weiter. Man kann über die Umfrageverfahren der Medienanalyse geteilter Meinung sein, aber sie ist leider das Maß der Dinge. Und wenn z.B. in Öster- reich ein völlig plattes und mit Werbung vollgepumptes Programm wie Kronehit, das ich mir keine Minute anhören kann, einen dermaßenen Erfolg vorweisen kann, solange wird sich daran nichts ändern. Viele Grüße, Andreas
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