[A-DX] Fading, Verzerrungen, Tonfärbung, usw...

Rémy Friess
Sa Jul 29 12:58:22 CEST 2017


Hallo,

In den letzten Tagen war hier wieder mal kurz die Rede von Fading, Verzerrungen, Tonfärbung, usw...

Fading is sicher was dem KW Rundfunk über die Jahrzehnten am meisten geschadet hat. Ein "normaler" Hörer hört mal rein, und wenn er das Knarren und Knistern hört drückt er auf den Knopf. Ende mit dem Spass. Nur ein echter DXer gibt sich damit zufrieden.

Nun gibt es aber Fading und Fading...

Wenn es sich um das breitbändige Schwanken des Signals handelt ist es überhaupt kein Thema mehr. Die AGC-Funktion der Empfänger, auch der ganz billigen, kommt damit gut zu recht.

Aber wenn es um selektives Seitenbandfading geht ist es eine ganz andere Sache.

Wie jeder weiss handelt es sich um Signale eines Senders die über mehrfache Wege und mit verschiedenen Phasen an den Empfänger geraten. Dann entsteht zuerst ein Klangfärbung und, wenn der "Notch" an den Träger gerät, eine oft schlimme Verzerrung.

Das beste "Gegengift" gegen diese Verzerrungen ist und bleibt ein Synchrondetektor. Die Klangfärbung bleibt zwar, aber die Verzerrung ist weg, zumindest wenn es sich um einen guten Detektor handelt.

Ich habe 4 Geräte mit Sync: einen SONY ICF2001D - Detektor sehr gut, einen SONY ICF-SW1000T - Detektor könnte besser sein, einen TECSUN PL660 - Detektor sehr gut, und einen TECSUN PL880 - Detektor totaler Mist!!!

Z.B. heute Morgen habe ich den SW-1000T und den PL660 zur gleichen Zeit auf 6155kHz eingestellt (ORF-Ö1). Bei starken Schwankungen machte der Sync des SONYs schlapp, beim TECSUN aber merkte man das Fading kaum.

Nun ist es halt so dass ein Sync zwar einen Träger einspeisst, aber um das zu tun braucht er schon den Träger des Senders. Wenn dieser kurz total ausfällt kann der beste Sync-Detektor auch nichts.

Viele schalten auf SSB um, um permanent einen Träger einzugeben. Das geht prima, aber zum einen ist es oft schwierig ein gutes "zero beat" zu erzielen, zum anderen ist auf vielen Empfängern nur eine ganz schmale SSB-Bandbreite vorhanden, und/oder sie sind nur in 100Hz Schritten einstellbar, wie bei SONY. Ich kann mir nicht vorstellen mir das "Guten Morgen Österreich"-Musikprogramm in SSB mit den SONYs anzuhören.

Wenn das Fading so stark ist das auch der Sync des PL660 nicht mithalten kann, schalte ich den auf SSB um. Zero beat lässt sich ganz leicht mit dem analogen BFO einstellen, und die beiden Bandbreiten sind auch gut, sogar für Musik. Der PL660 hat zwar viele andere Schwächen aber in Sache Fadingbekämpfung kann er mithalten...

Nun, gibt es auch Geräte ohne SSB und ohne Sync... Ich habe auch 4 kleine TECSUN Geräte, einen PL310, einen PL310ET, einen PL380 (alle drei ohne Sync u. ohne SSB) und einen PL365 (mit SSB aber ohne Sync).

Beim letzteren geht SSB gut um z.B. Amateurfunk anzuhören aber um um ein Radioprogramm zu geniessen reicht es nicht aus...

Also was kann man tun?

Mehrere Geräte neben einander zu testen gibt erstaunliche Ergebnisse auf AM. Verzerrungen bei Fading sind bei den einen sehr stark, bei den anderen durchaus annehmbar.

Es ist halt so das Fading nicht allein an den Verzerrungen Schuld ist. Die können durchaus von dem AGC und/oder dem Niederfrequenz-Teil verursacht sein.

Ich bin kein Techniker aber ich sehe die Sache so:

Man kann davon ausgehen dass bei einer AM-Sendung der Träger etwa 70% der Energie enthält, und das eigentliche Signal die restlichen 30%. Also reagiert der AGC mehr auf den Träger als auf das Signal. Wenn der ganz schwach ist vertärkt der AGC die NF zu viel. Damit wird oft das NF-Teil des Empfängers überfordert und es entsteht eine starke Verzerrung.

Nun sind die kleine TECSUN Geräte zwar keine hochwertige DX-Maschinen, aber sie haben erstklassige Filter und die kann man auch benützen um das Fading zu verringern. Man muss nur eine schmale Bandbreite einstellen (1 oder 2 kHz) und die Frequenz 1 kHz unterhalb oder oberhalb der nominellen Frequenz einstellen.

So wie ich das sehe wird damit der Anteil des Trägers verringert, da die Filter ganz steil, ganz scharf sind. Das NF-Teil hat dann weniger Arbeit und es entsteht weniger Verzerrung.

Das klappt nicht mit jedem Empfänger aber mit den kleinen TECSUNs geht es prima.

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So, Leute, wenn ihr mein Geschwätz bis hier gelesen habt, könnt ihr mir vielleicht auch noch eine, sicher dumme, Frage beantworten:

Warum hat man nie auf den KW-Rundfunkbändern in NBFM gesendet. Meine Erfahrung mit NBFM CB-Funk in den 80er Jahren zeigte mir dass es in dem Modus ganz wenig Verzerrungen gibt...

73, Rémy.