[A-DX] Radio Gloria Int., Pegel

christian at milling.international
So Jun 25 21:02:26 CEST 2017


Eine MP3 auf 0dBfs oder wenige µdB darunter auszusteuern ist ein Problem, denn: je nach Decoder clippt es gar fürchterlich, da die decodierten Samples "über" 0dBfs gehen. 

"Psychoakustische Datenreduktion hat sich mit dem MP3-Verfahren bereits in den 1990er Jahren durchgesetzt. Die im Umlauf befindlichen MP3s dürften in den meisten Fällen durch digitales Auslesen ("Grabbing") von handelsüblichen CDs entstanden sein und basieren somit auf den Audiodaten, die beim Mastering der Produktion mit auf den Weg gegeben wurden.

 Bei der MP3-Codierung wird viel gerechnet und gefiltert − dann ist auch zu hinterfragen, wie sich hier fehlender Headroom auswirken kann. Tagungsbeitrag 2) und Paper 2) von TC Electronic gehen auf dieses Thema ebenfalls kurz ein und wollen zeigen, wie mit abnehmender Datenrate die verlustbehafteten Codierverfahren zunehmend empfindlicher auf übersteuerte Eingangssignale reagieren.

 Eigene Versuche mit nicht übersteuertem Audiomaterial zeigten bei Verwendung von LAME 3.93.1 mit 192 kBit/s joint stereo teilweise eine Zunahme des Spitzenpegels um bis zu 0.2 dB in der MP3-Datei verglichen mit der zugrundeliegenden Wave-Datei. Hier kann es also bereits zu vermehrtem Auftreten von geclippten Samples kommen, wenn sauberes Audiomaterial einer moderaten (heute durchaus gebräuchlichen) Datenreduktion auf 192 kBit/s unterworfen wird.

 Schlimmer sieht es mit bereits stark geclipptem Audiomaterial aus. Aus der oben angeführten CD von Empire Of The Sun wurde Titel 3 herausgegriffen. Er weist lange geclippte Bereiche mit Vollaussteuerung (-32768 bis +32767) auf. Hier hilft auch kein moderates Absenken des Pegels um Bruchteile eines dB vor der MP3-Codierung − der Output reicht wieder bis 0 dBFS. Erst eine Absenkung des geclippten Originals um 1,5 dB sorgt für das weitgehende Fehlen von Samples mit Vollaussteuerung im MP3. Der Fall ist zwar pathologisch − geclipptes Audio wird nicht besser, wenn man es nachträglich im Pegel reduziert − er zeigt aber, wie die Rechenprozesse der Datenreduktion aus geclipptem Material MP3-Dateien mit noch heftigerem Clipping produzieren. "Garbage in − more garbage out" trifft also auch in diesem Fall zu.

 Fazit: Datenreduktionsalgorithmen benötigen zum fehlerfreien Arbeiten einen gewissen Headroom. Dieser ist vergleichsweise gering (gefunden wurden Werte bis 0,2 dB), nimmt aber dramatisch zu, wenn der Codec mit geclipptem Audiomaterial gefüttert wird. Bitte daran erinnern: "Geclippt" (auf "quasi- analoger" Ebene) ist unter Umständen auch Material, das mit der Normalisierungsfunktion behandelt wurde!"

quelle: http://www.sengpielaudio.com/HeadroomUndAussteuerung.htm

Darum: immer schön luft nach oben lassen. Wir merken das gerade auch im UKW Bereich bei datenreduzierten STLs. Am Studiostandort schön alles auf 75 kHz Spitzenhub eingepegelt und am Senderstandort auf einmal Peaks die bis 90kHz hochgehen. Bei AAC HE SBR wirds noch schlimmer. Spitzen bis 120 kHz.