[A-DX] OT - Hinweis: "Das aktuelle Funkwetter & Vorhersage"

Tom DF5JL
Sa Apr 4 08:50:55 CEST 2020


Das aktuelle Funkwetter,
erstellt am 04.04.2020 - "Ausflug über die Wellenskala"

Ein kurzer Ausflug in die Welt der unteren Rundfunkbänder am vergangenen
Samstag kurz vor Mitternacht glich einer kleinen Weltreise, derzeit wohl
eine alternativlose Angelegenheit. Nachdem im 60-m-Band Radio Habana
Cuba auf 5040 kHz die Nadel des S-Meters auf 9+20 dB hochtrieb, war die
Neugierde geweckt. Auf 5085 kHz tauchte um 23:35 UT WTWW ("We transmit
worldwide") aus Lebanon im US-Bundesstaat Tennessee mit kräftigem Signal
auf. Der 100-kW-Sender der "LaPorte Church of Christ" sendet regelmäßig
seit Februar 2010 von 22:00 bis 24:00 UT mit Beamrichtung 40 Grad in
Richtung der CIRAF-Zonen 4 und 9 (Ost-Kanada), 18 und 27–28 (Europa),
37–38 (Nordafrika), 39 (Naher Osten) und 46–47 (West- und Zentralafrika)
- Alternativfrequenz: 9480 kHz, 00:00 bis 07:00 UT auf 5755 kHz.

Weiter ging es auf 4885 kHz um 00:15 UT mit Rádio Clube do Pará, einem
Sender im brasilianischem Belem do Pará, der mit 5 kW ein gut hörbares
Signal lieferte. Die Hauptfrequenz ist 690 kHz AM. Rádio Clube do Pará
wurde fünf Jahre nach Rádio Sociedade do Rio de Janeiro (Start in 1923),
dem ersten brasilianischen Radio, gegründet. Der Sendebetrieb von Rádio
Clube in Belem begann am 22. April 1928.

Das Highlight in dieser Nacht aber war, nach einem kurzen Zwischenstopp
um 00:35 UT auf 3330 USB bei dem kanadischen Zeitzeichensender CHU (3
kW), der Empfang von Radio Mosoj Chaski aus Cochabamba (Bolivien). Der
10-kW-Sender war auf 3310 kHz um 00:38 UT zwar schwach, aber durchaus
hörbar (RX: jeweils TS-440S an einer 6,7 Meter hochen Vertikalantenne
mit 1:9-UnUn in JO30KO - nach Maidenhead Grid Square Locator).

Glücklicherweise erreichte der angekündigte
Hochgeschwindigkeits-Sonnenwind eines koronalen Lochs uns nicht schon am
letzten Wochenende, sondern erst Dienstag Morgen. Sonst wäre der Ausflug
über die Wellenskala ein sehr kurzer gewesen. Doch auch am Dienstag
waren die Auswirkungen relativ kurzlebig, und die unruhige Geomagnetik
verschwand zügig und machte DX auf den unteren Bändern schnell wieder
möglich.

Wer das Funkwetter täglich verfolgt verfolgt, dem dürfte die kleine
Sonnenfleckengruppe aufgefallen sein, die uns seit dem 31. März
beglückt. Die Gruppe mit der Nummer 2759 deutet aufgrund ihrer
magnetischen Struktur und ihrem hohen Breitengrad darauf hin, dass sie
aus dem bevorstehenden Sonnenzyklus 25 stammt. Dennoch lag der solare
Fluxindex bei bescheidenen 69 - 70 Einheiten.

Das wird auch die kommende Woche so sein. Wir erwarten zunächst einen
SFI von etwa 68 (NOAA) bis 70 Einheiten (USAF) und einem Kp-Index bei
etwa zwei. Doch ab dem 4. April befindet sich das koronale Loch CH 957
in einer geoeffektiven Position. Wodurch wir für die Wochenmitte (8. -
9. April) ein zwischen ruhig und aktiv wechselndes geomagnetisches Feld
erwarten. Die DX-Bedingungen auf den Bändern unterhalb 15 MHz sind an
den meisten Tagen während der Dämmerungszeiten gut. Bis etwa 05:00 UT
sind bei ruhiger Geomagnetik zwischen 3 und 10 MHz Stationen der
US-Westküste erreichbar. 19 bzw. 20 Meter öffnen mit Sonnenaufgang
Richtung Asien bzw. Australien über den langen Weg. Die höheren Bänder
benötigen für ausreichende Ionisierung ein paar Stunden Sonnenlicht und
öffnen etwas später, wobei saisonbedingt die Bänder zwischen 9 und 15
MHz abends länger offen bleiben.

Zum Abschluss die MUF-Werte (MHz) der Ionosonde Juliusruh (D) vom 3.
April 17:03 UT (Vorwochenwerte von 18:03 UT in Klammern*): 5.3 (4.8 /
200 km), 6.0 (5.4 / 600 km), 7.4 (6.6 / 1000 km), 9.9 (8.7 / 1500 km),
16.3 (14.2 / 3000 km).

73 de Tom DF5JL – mit aktuellen Infos von: NOAA, USAF, IAP Kühlungsborn,
DL1VDL/DARC-HF-Referat, Funkwetterbeobachtungsstelle Euskirchen (FWBSt EU)


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* Die Angaben beziehen sich immer auf 19:03 Uhr Lokalzeit (MEZ/MESZ) in
Deutschland.











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