[A-DX] E. Steiniger: Als Funker an den Brennpunkten der Front

arouw at t-online.de
Mo Nov 9 22:05:06 CET 2020


Liebe DX-er,
Die Erlebnisse eines Funkers im Kriege kann ich für diese Liste noch
einordnen. Aber ich glaube wir lasen das Kriegsgefangenenthema mal als
"extreme off-topic" draußen vor.   Es gehört nicht in dieser Liste, sondern
auf einer Webseite der alternativen Geschichte . 
Man lese z.B.
https://www.welt.de/kultur/history/article13718678/Schurkenstueck-um-tote-de
utsche-Kriegsgefangene.html

Grüße,
Aart Rouw

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: liste <> Im Auftrag von Ralph Oppelt
Gesendet: Montag, 9. November 2020 19:58
An: 
Betreff: [A-DX] E. Steiniger: Als Funker an den Brennpunkten der Front

Hallo,

 

Dieses Buch von Erhard Steiniger wurde vor einiger Zeit in diesem Forum als
Lektüre empfohlen. Ich habe es mir gekauft und gelesen – nicht zuletzt, weil
mein Vater ab dem 17. Lebensjahr auch Funker im Krieg war und ein ähnliches
Schicksal hatte: Er war mehrfach verwundet, einer der ganz wenigen
Stalingrad-Heimkehrer, hatte russische, amerikanische und französische
Kriegsgefangenschaft durchgemacht usw. Ein paar teils mehrfach
wiederkehrende Grundaussagen von Herrn Steiniger möchte ich hier auflisten:

 

1)      Um so einen Krieg zu überleben muss man stets im rechten Moment
verdammt viel Glück haben. Funker waren fast unentbehrlich, was ihnen ein
bisschen dabei half.

2)      Die eigentlichen Kriegstreiber sind nicht Volk A gegen Volk B
sondern stets machtgierige Einzelpersonen, die einfach nicht genug kriegen.

3)      Um ihre Interessen durchzusetzen bedient man sich der
Lügenpropaganda, um die Völker gegeneinander aufzuhetzen (was nicht selten
zu furchtbaren Gräueltaten führt)

4)      Die Siegermacht hat danach das Privileg, die eigenen Gräueltaten zu
verleugnen und möglichst alle dem besiegten Volk zuzuschreiben.

Gerade der letzte Punkt ist eine heute noch traurige Tatsache. Erst 44 Jahre
nach Kriegsende konnte der kanadische Journalist James Bacque sein Buch „Der
geplante Tod“ (engl. Originaltitel „Other Losses“) veröffentlichen und dies
in einer Folgeauflage nach Glasnost mit konkreten Zahlen aus dem KGB-Archiv
ergänzen. Die Bilanz: Knapp eine Million Gefangene in amerikanischen und
französischen Lagern wurden zwischen 1945 - 46 passiv zu Tode gequält. Unter
freiem Himmel in ein und denselben Klamotten stets Sonne, Regen, Schnee und
Minusgraden ausgesetzt, unterernährt usw. So hat die Folter die Natur
erledigt, ohne sich die Hände schmutzig machen zu müssen. Und das alles ohne
Not, es gab genug Hilfslieferungen (auch aus der Schweiz), die entweder gar
nicht angenommen oder draußen vor dem Stacheldraht aufgeschlichtet und
völlig unzureichend verteilt wurden. Dabei waren unter den Gefangenen
keinesfalls nur ehemalige Soldaten. Es genügte Deutscher zu sein, wahllos
hat man auch junge und alte Zivilisten, Kranke, Verletzte zusammen ins Lager
getrieben. Tage- und nächtelang brüllten Amputierte ohne med. Versorgung in
ihren Erdlöchern bis sie endlich der Tod erlöste. Ich würde das nicht so
konkret schreiben, wenn nicht mein Vater das selbst miterlebt hätte und das
Buch von J. Bacque voll bestätigte. Die Gebeine der o.g. Mio. Toten sind
irgendwo in den Rheinauen verscharrt. Das Gelände ist überwacht- es darf
auch heute noch nicht dort gegraben werden. Warum wohl? Zum Glück suchten
die Franzosen dringend Bergleute und so meldete sich mein Vater als
Bergmann, obwohl er nie einer war. Er wurde nach Frankreich versetzt und
konnte so dem sicheren Tod im Lager bei Bad Kreuznach entrinnen.

 

Warum schreibe ich das? Ich finde nicht nur KZ-Opfer usw. haben es verdient,
dass man ihrer gedenkt sondern auch diese völlig vergessenen Toten. Eine
Mio. ist noch kein Genozid aber ein gewaltiger Massenmord, der heute noch so
gut es geht vertuscht wird. In der Schule erfährt man davon jedenfalls
nichts. Was ich nicht damit will: Hassgefühle gegen Amerikaner schüren.
Jeder der schon mal in USA war, kennt ihre außergewöhnliche
Hilfsbereitschaft. Auch Steiniger schreibt, die kleinen Leute würden niemals
aufeinander losgehen und schießen – jeder will doch nur sein kleines Glück
mit Familie usw. So steckte hinter dem grausamen Massenmord auch nicht das
amerikanische Volk – es gab selbst in den Lagern amerikanische Aufpasser,
die sich dessen schämten aber eben Befehl ausführen mussten. Dahinter
steckte i. w. wie oben unter Punkt 2) genannt eine Einzelperson: Es war der
Deutschenhasser General Eisenhower.  Wäre nicht er am Hebel der Macht
gesessen, so hätten sicher die meisten Lagerhäftlinge überlebt.

Steinigers Funkerbuch ist nichts für schwache Nerven, „Der geplante Tod“
auch nicht – doch beide Bücher sind extrem lesenswert.

 

Ich weiß, dies war kein direkt funkspezifischer Beitrag aber ich musste mir
das von der Seele reden. Ich bitte um Verständnis – es soll nicht wieder
vorkommen.

 

                Ralph Oppelt, DL2NDO

 

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