[A-DX] Digitalradio-Verbreitung wächst nur sehr langsam

[Jan Welker]

Hallo Roger,

danke für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht!

Hier meine Meinung dazu:

Angenommen wir wären im Jahr 1990 oder vielleicht noch im Jahr 2000, dann fände ich die Idee von DAB+ richtig gut.
Wir sind aber im Jahr 2020 und da _sollte_ es flächendeckend mobiles Internet geben. Und das bitte schnell und kostengünstig. Dann könnte man überall Internetradio hören bzw. _gewünschte_ Inhalte streamen.
So wäre DAB+ überflüssig. Es wäre also meiner Meinung nach sinnvoller, in den 4G/5G Netzausbau zu investieren. Mit dem Internet kann man ja dann noch ein bisschen mehr machen ..

Ich entwickle auch nicht einen Funkstandard für Videotelefonie, einen zum Chatten, einen, um Bilder zu verschicken und einen zum Inhalte streamen. Nein - ich nutze für alles das Internet und baue noch eine APP und bin fertig.

Ich habe ein DAB+ Radio für Zuhause. Da das Radio auch Internet-Radio hat, hat DAB+ automatisch verloren, denn die Qualität bei DAB+ ist dank der starken Kompression deutlich schlechter und der DAB+ Empfang im Hobbykeller ist auch nicht möglich.

Zusätzlich nerven mich an DAB+ drei Dinge: 1. die Werbung der Radiosender dafür. 2. das Gesetz, dass diese Geräte in Neuwagen eingebaut werden müssen. Kann das nicht der Markt selbst entscheiden? 3. Die aufwändige Technik für den Empfang. Für DAB+ benötige ich einen "kleinen Computer" der viel Strom verbraucht und sonst nichts kann. Für FM/AM benötige ich Schaltungen, die sich auf wenigen mm² unterbringen lassen und mit kleinen Batterien tagelang laufen können.

Zugegeben habe ich keine Erfahrung mit DAB+ im Auto. Gut möglich, dass es hier aktuell Vorteile bietet.
Aber wie oben schon geschrieben: Ich finde DAB+ in der Entwicklung auf dem Weg von UKW zum Internet-Radio unnötig. DAB+ hätte die Lücke temporär füllen können aber eben 30 Jahre vorher.

Im Katastrophenfall würden vermutlich beide Technologien nicht funktionieren. Da braucht man dann primitivere Technologien aber die haben wir ja gesprengt.

Ich möchte jetzt nicht den 1000. Streit über das Thema lostreten. Aber irgendwie musste das mal raus 😊

Viele Grüße
Jan
 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: liste <> Im Auftrag von Roger
Gesendet: Freitag, 11. September 2020 08:56
An: 
Betreff: Re: [A-DX] Digitalradio-Verbreitung wächst nur sehr langsam

Am 07.09.2020 um 19:13 schrieb Jan Welker:
> https://www.golem.de/news/dab-digitalradio-verbreitung-waechst-nur-seh
> r-langsam-2009-150715.html
>

"....Mit der gestiegenen Reichweite und den im Vergleich zu UKW geringeren technischen Übertragungskosten wird DAB+ auch verstärkt für private Radioveranstalter interessant. "


Besonders profitieren solche Stationen von der erhöhten technischen Reichweite auf DAB+, deren Reichweite auf UKW nicht besonders üppig waren oder sind.
Extremes Beispiel:
    M94.5,  mit einer ehemaligen 100 Watt-Funzel im Münchener Westen (ging an die Rockantenne), die "94.5 MHz"  ist/war schon im Osten von München "DX".
   Dagegen "M94.5"  heute nur noch im 11C-MUX (8kw+4kW):
Jetzt kann ich die Station auf 11C  vom  AD Holledau (Norden, A9) bis AS Traunstein-Siegsdorf (Süden, A8) bzw. bis kurz vor Waldkraiburg/Ampfing (Osten, A94)  hören.
Nur auf der Südseite des Irschenberges (A8) gibt es zwei kurze Aussetzer, bedingt durch den leicht geringeren Protection-Level gegenüber allen anderen Stationen in 11C.
Genau an der Grenze der Reichweite von München 11C setzt der Empfang von
DAB+ Austria ein,   sowohl an der A8,  als auch der A94.
In diesem MUX hörte ich meist "88.6", einen Rocksender aus Wien. Mit seinen 72 kbps klingt er allerdings schon spürbar schlechter als ein 80 kbps-Sender, wie zum Beispiel Technikum ONE.  Hier hörte sich die Musik transparenter an.

Auch bei der Passage des Großraumes Nürnberg profitiert man von der erhöhten digitalen Reichweite. Auf UKW hat der Rocksender STAR FM nur einen relativ geringen Empfangsbereich.
In DAB+ reicht der durchgängige Empfang auf 10C bei STAR FM von A9 Rastplatz Sophienberg (Norden, südlich von Bayreuth) bis genau zum Rastplatz Gelbelsee (Süden).
Selbst im gesamten Altmühltal (A9) gibt es keinerlei Aussetzer der Stationen aus Nürnberg.  Auf UKW dagegen ist (in diesem Bereich) die Empfangsqualität selbst für DXer "unzumutbar".

Letztes Beispiel:
MDR Sputnik auf UKW:   Für Autofahrer nur in Sachsen-Anhalt empfangbar, mit etwas Overspill bis in den Großraum Leipzig (Sachsen).
Durch den MDR Thüringen MUX auf 8B (und vermutlich hauptsächlich durch den Sender Lobenstein) kann man dagegen MDR Sputnik digital durchgängig (nach Süden) bis in den Bereich Bayreuth hören.


Wie gut, das "Digitalradio"  nun auch endlich in (neu zugelassenen) Firmenfahrzeugen angekommen ist - 9 Jahre nach Einführung von DAB+.




roger

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