Re: [A-DX] Österreichische Rundfunk

Frank Kreuzinger
Samstag, 21. September 2024, 19:21 Uhr


Sehr geehrter Herr Kamp,

das, was die gründliche Recherche behindert, sind demnach äußere Umstände.

Ich glaube, dass hier eine Rechtfertigung von Masse statt Klasse - Masse
aus finanziellen Gründen - vorgenommen wird.

Das ist zwar Realität, doch förderlich sind Ereignisse, die der
Verkündung der Wahrheit hinderlich sind, gewiss nicht.

Es hat niemand Kritik am Berufsstand geübt. Es wurde Kritik an einem
Vertreter des Berufsstands geübt.

Die Journalistin hat heute eine E-Mail mit richtigstellenden
Informationen erhalten (mit Mitschnitt von Ö1 von heute auf 6155 kHz).

Hier wird demzufolge nicht einfach Kritik geübt.

Jetzt zur Meinung, die nicht immer Information ist.

Meinung ist das, wie ich eine Information interpretiere. Da muss ich
beispielsweise richtig zuhören.

Demnach ist, dass die Kurzwellenfrequenz 6155 kHz stillgelegt worden
ist, ist eine Meinung

Dass es viele religiöse Programmveranstalter gibt (nur AWR ist mir
bekannt), ist auch eine Meinung.

Die sind halt falsch. Die Zeit für einen Anruf beim Österreichischen
Rundfunk muss ich mir eben nehmen. Das ist allemal besser, als für eine
halbe Million Leser der Zeitung Unsinn zu schreiben.

Wenn aus Arbeitsgründen ein Ethos, das erwartet wird, nicht erfüllt
wird, dann ist etwas mit der Realität nicht in Ordnung.

Das interessiert den Kunden nicht. Der erwartet keine "alternativen
Wahrheiten".

Ich kann nicht etwas verbreiten, dass mir jemand erzählt hat. Das muss
ich hinterfragen.

Als Lehrer, der viel zu tun hat, bin auch ich der Wahrheit verpflichtet.

Mit freundlichen Grüßen

F. Kreuzinger






Am 21.09.24 um 18:09 schrieb Tom Kamp:
> Rémy, Frank,
>
> als gelernter Journalist (Studium, Volontariat, inwischen mehr als 35
> Jahre Berufserfahrung) muss ich dem entschieden widersprechen. Unser
> Beruf hat ein Ethos, und das wird gepflegt. Zumindest von denen, die
> noch eine richtige journalistische Ausbildung genossen haben und nicht
> bei der BLÖD arbeiten.
>
> Aber leider werden Inhalte in Verlagen (aus Kostengründen) immer
> häufiger von sicher engagierten Ex-Bloggern, Praktikanten oder
> "Producern" geschrieben, Festangestellte (wenn es sie denn noch gibt)
> arbeiten verschärft unter extremer Arbeitsverdichtung: Morgens
> Preisverleihung für den Wettbewerbssieger des Kaninchenzuchtvereins
> "Belgische Riesen, Ortsverein Hoffnungsthal"; mittags Pressekonferenz im
> Rathaus, Pressekonferenz zu den Ergebnissen der gestrigen Abendsitzung
> des Haushaltsausschusses, Thema "ÖPNV-Bushaltebucht oder Verbreiterung
> des Radweges, Hauptstraße / Ecke Pastor-Wackelmann-Weg - mit Schnittchen
> und Kaltgetränken; nachmittags noch schnell zwei Fotos von der Kreuzung
> machen ("Handy reicht! Wenn's regnet, leg 'nen Filter übers Bild"),
> abends Vorstellung der lokalen Weinkönigin-Kandidatinnen im Ortsteil
> Suffmannshausen. Alles für kleines Geld. Denn mehr zahlen die Leser oder
> Anzeigenkunden ja schließlich nicht.
>
> Und alles wie gesagt unter enormen Zeitdruck, so dass für längere
> Recherchen meist keine Zeit bleibt. Heißt: Ortstermin, kurzes Gespräch,
> schnell dreißig Zeilen in den Computer hämmern, per LTE ab ins
> Verlagshaus. Ab zum nächsten Termin.
>
> Und jetzt meine Frage: Sind es wirklich die Journalistinnen und
> Journalisten, die für mangelnde Recherche verantwortlich sein sollen?
> Die Verleger, die jeden Euro mehrfach umdrehen müssen? Oder die
> Leserschaft, die alles im Internet für lau haben möchte?
>
> Mit Meinung (nicht immer fundiert) ist man hinter der Tastatur schnell
> bei der Sache. Aber Meinung ist eben nicht Information. Kritisieren ist
> einfach. Konstruktiv mit den richtigen Infos zeitnah hinterher zu kommen
> aber allemal besser. So habe ich es gestern getan. Ohne Honorar.
> Ehrensache.
>
> Nur bin ich dann auch mal etwas empfindlich hinsichtlich Kritik an
> meinem Berufsstand. Man möge es mir nachsehen.
>
>
> 73 Tom
>
>
> Am 21. Sept.. 2024 um 3:07 PM schrieb Rémy Friess via groups.io:
>> Hallo,
>>
>> Le 21/09/2024 à 07:11, Frank Kreuzinger a écrit :
>>> *Nachrichten muss man prüfen! Das ist erster Journalistengrundsatz.*
>>
>> Genau so ist es. Aber leider tun dies immer weniger Journalisten.
>>
>> Dann darf man sich nicht wundern wenn immer mehr Verschwörungstheorien
>> auftauchen.
>>
>> 73, Rémy.
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>

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Mit freundlichen Grüßen

F. Kreuzinger
Pirna b. Dresden