Re: [A-DX] Keine QSLs mehr.
Thomas M. Rösner via groups.ioFreitag, 26. September 2025, 15:24 Uhr
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Moin Christof, da muss ich Dir leider (im Kern) komplett widersprechen. Das System "QSL" war schon immer (zumindest in der "Neuzeit" ab den 70-80ern) nur Folklore. Technische (...) Empangsberichte von "normalen" (...) Höreren von Auslandsdiensten waren niemals wirklich "notwendig", dafür hatten die Auftraggeber schon immer bessere Wege (und sei es, dass Mitarbeiter in den Botschaften in den Zielländern zuhörten). Dafür steckte zu viel Geld (u.U. sogar kostbare Devisen) drin. Empfangsberichte von Lokalsender (insbesondere außerhalb der Zielgruppenorte) interessierten den Senderbetreiber nicht (außer vielleicht den Sendertechniker, als "Folklore"). Das System QSL diente Auslandsdiensten (im Kern) allein zur Hörerbindung, d.h. das war (nur) Werbung. Nicht ohne Grund gab's oft ja auch noch Wimpel für "gute Berichter" (oder für "Erstbesteller") mit zur QSL. Für Nichtsammler gab es die Hörerbriefkastensendungen. Das "System" ist vergleichbar mit der heutigen YouTube-Floskel "Was sagt Ihr dazu, schreibt es unten in die Kommentare", was dort steht interessiert den YTer im Prinzip auch nicht. Oder auch Likes. Es geht hier um Bindung (um den Schein der Interaktivität) und um den Algorithmus. Was heute der YT-Algorithmus für bessere Klickzahlen (und YT-Werbeeinahmen) ist, war früher nur ein Trigger für den Auftraggeber, den Geldgeber (im - wertfrei gesagt - "Propagandaministerium"). Das System QSL war schon immer nicht mehr als "Werbung" und Folklore. Das es heute keine QSLs mehr gibt hat ganz andere Gründe. Wegfall der Relevanz des Übertragungsmediums. Wegsterben der Sammler. Desinteresse der "Propagandaministerien" an direkter "Staatspropaganda". Das wird heute indirekt über "Influencer" oder "Trolle" o.ä. im Social Media gemacht. Das heutige Auslandsdienste das System QSL nicht mehr proaktiv bespielen, ist einzig ihren Desinteresse geschuldet. Oder den Kosten, "echte" QSL-Sammler wollen immer noch Papier und Postgebühren sind inzwischen zu einem Kostenfaktor geworden. Heisst viele "echte QSLer" verschicken deshalb auch keine Berichte mehr. Im Prinzip haben sich die Auslandsdienste so auch einen guten teiles ihren eigenen Hörermarkts torpediert. Und wohl der wichtigste Hauptgrund ist, dass die Auftraggeber [ich keine nicht die Macher] der letzten aktiven (Radio-) Auslandsdienste, die Sache nur noch halbherzig "nebenbei" bedienen bzw. alimentieren, und wenn dann auch nur noch "aus Tradition" verfolgen, bis die letzten Hobbyistenhörer ausgestorben sind. Und wenn man ehrlich ist, gefühlt 90% der Hörer von Kurzwellenauslandsdiensten - zumindest in der Neuzeit, so ab den 70ern - waren Sammler bzw. im weitesten Sinne (Radio-) Hobbyisten. Echte "Informationssucher" waren schon immer die Minderheit und wenn, dann waren es 'politisch (oder religiös) Gleichgesinnte', die sich mit "Nahrung" aus ihrer "Bubble" versorgen wollten. Im ganz seltenen Fall, konnte die QSL sogar als Door-Opener, als "Einstiegsdroge" in die gesendete Ideologie dienen, aber das dürfte nie ein nennenswerter Faktor gewesen sein. Maximal kommt man so unterschwellig ins Unterbewusstsein. Das alles lief aber im Prinzip komplett vollkommen unbemerkt von der "normalen" Bevölkerung ab. Nur gehörte es zu Zeiten des Kalten Krieges zum guten Style für die "Propagandisten", aber eigentlich ohne echte Wirkung. Deren Tradition = deren Folklore ;-) Mag sein, dass das bei 'offeneren, interessierten Kreisen' im autoritären Ländern etwas anders aussah. Es war sicherlich so, dass RFE/RL-VOA-BBC (vielleicht noch DW-RFI) damals sehr viel mehr 'interessierte' Hörer auf der 'anderen Seite' hatten, sogar eine "Wirkung" hatten, als Moskau/Tirana/Peking/Teheran et al. bei 'uns' hier. Nur war dann die Frage, wieviele QSL-Wünsche per Post aus Pyongyang bei der VOA in Washington ankamen, keine Frage für den Algorithmus des Auftraggebers ;-) Die grenzüberschreitende Kurzwelle war im Prinzip schon immer nur ein Weg für (absolut wertfrei gemeint) "Propaganda" und die QSL war hier nur die (zwingend) dazugehörige "Werbung". Zumindest im Wesentlichen. Klitzeklitzekleine Ausnahmen möglich. Wir sprechen hier nicht von Inlandsdiensten. Hier musste man wirklich sehr dankbar sein, dass die im System QSL mitmachten. Bei Auslandsdiensten ist das System QSL aber eine "Pflicht", dass man erwarten kann und darf. Für eine QSL von Radio Moskau musste man prinzipiell so dankbar sein, wie für den nächsten Edeka-Flyer im Briefkasten. Sorry. Keine Werbung, kein Kauf und das war damals auch den Betreibern klar. Geben und Nehmen. Und solange es noch "staatliche" Auslandsdienste gibt, erwarte ich von denen auch echte Papier-QSL, als 'Gegenleistung' für's Hören. Im heutigen Mediensystem lohnen sich QSLs für die Auftraggeber aber einfach nicht mehr. Heißt im Umkehrschluß, dass es keine QSLs mehr gibt, liegt allein am "Desinteresse" der verbliebenen Senderbetreiber bzw. dessen Auftraggebern. Und das stammt aus dem Desinteresse (warum auch immer) an der (Kurz-) Welle, selbst wenn sie noch laufen sollte. Wer Kurzwelle sagt, muss aber auch QSL sagen. Wer ein Produkt verkaufen will, muss Werbung machen. Und der Wille fehlt und dann greift der "Kreis": Keine QSL, keine Werbung, kein Klick, kein Produkt. Aus. Die Kurzwelle als "Medium" ist tot und vergessen, die holt keiner mehr so schnell wieder ins Bewusstsein. Und wenn FM abgeschaltet wird, ist auch das Medium "RundFUNK" tot. Bei "Digital" kennt doch jetzt schon keiner mehr den Unterschied zwischen Rundfunk, Internet bzw. Stream, Podcast oder "... on demand" ... bzw. es interessiert keinen mehr ... auch da wenigsten Autos schon heute keine sichtbare "echte" Antenne mehr haben. Da gerät das Medium selbst bzw. dessen Übertragungsweg vollkommen in den Hintergrund und wird vergessen. Das ist das Ende des Hobbys und auch der QSL (außer man macht auf "Utility" oder Amateurfunk). Das das Sytem QSL (zumindest in der "Neuzeit" der ab 70ern) aber jemals wirklich technisch sinnvolle Aufgaben erfüllte, bei Auslandsdiensten, wie bei Inlandssendern (oder auch bei Funkamateuren), ist aber nur ein großer Mythos, den wir Hobbyisten gerne pfleg(t)en, nur wir - egal was die bauchpinselnden Marketingfloskeln der Sender uns immer gerne sagten... ;-) 73, Thomas > Empfangsberichte sind m.E. in Zeiten der global verteilten, über Internet fernzusteuernden Monitoringstationen völlig obsolet. > Es ist für die Sendeseite deutlich einfacher und effektiver, selbst eine Auswahl dieser Stationen im Zielgebiet abzuhören und den Empfang unter Berücksichtigung der angebenen Hardware und Umgebung nach eigenen Kriterien zu beurteilen, anstelle zu hoffen, daß irgendwann mal von dort Empfangsberichte mit verwertbaren Angaben eintreffen. > > Was z.B. die Deutsche Welle vor einem guten Vierteljahrhundert aufwendig mit eigenen Monitoringstationen betrieben und mit Empfangsbereichten der Hörer angereichert hat, ist heute nur noch einige Mausklicks emtfernt. > > Das macht Empfangsberichte und die daraus resultierenden QSL zur Folklore. Jedem Betreiber, der sich damit noch abgibt, sollte man dankbar sein. > > vy73 > Christof
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