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[A-DX] PLC in Linz


  • Subject: [A-DX] PLC in Linz
  • From: Christoph Ratzer <dx@xxxxxxxxx>
  • Date: Thu, 15 Sep 2005 21:41:51 +0200

Und wieder ein besonders gelungener Artikel zu PLC...

73 Christoph


http://www.industriemagazin.at/technik/detailtechnik.asp? artikelID=26645&Anz=detailartikel

Spannende Störung

Internet aus der Steckdose galt unter Energieversorgern schon als abgehakt. Die Linz AG widersetzt sich erfolgreich technischen Problemen und will bald flächendeckend Daten übers Stromnetz schicken.

Widerstände kennt Josef Heizinger nicht nur im Sinne des ohmschen Gesetzes. Amateurfunker, Behörden und Berufsquerulanten machen dem Vorstand für Energie und Telekommunikation der Linz AG seit Jahren das Leben schwer. Er führt einen Kleinkrieg gegen ständig wiederkehrende Beschwerden von Amateurfunkern, die sich durch Powerline in ihrem Funkvergnügen gestört fühlen. Doch Heizinger lässt sich nicht beirren. "Bisher konnte keine Störung anderer Funkdienste eindeutig nachgewiesen werden", betont der Energiemanager. Selbst wenn eine Messung Interferenzen nachweisen sollte, sieht er das Projekt Internet aus der Steckdose nicht in Gefahr. "Dann fahren wir eben mit der Leistung runter oder rücken den Empfänger weiter weg - da gibt es viele technische Möglichkeiten."

Daten im Stromnetz. Die Idee, Stromnetze für den Datentransport zu benutzen, ist an sich nicht gerade neu. Erfunden wurde die Informationsübertragung über modulierte, hochfrequente Ströme bereits vor über 100 Jahren. Beinahe ebenso lange nutzen Energieversorger sie zur Steuerung der Stromzähler bei der Nachtumschaltung. Doch erst die Weiterentwicklung von Powerline schaffte hohe Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 10 Megabit pro Sekunde, die sich auf die Nutzer um eine Basisstation verteilen. Für Katzenjammer sorgt allerdings die starke Abstrahlung der Stromleitungen, die in der Regel nicht abgeschirmt sind. Sie strahlen die Power-line-Signale wie Antennen in die Umgebung ab. Obwohl bislang keine dramatischen Fälle bekannt sind, in denen etwa Flug- oder Rettungsfunk gestört wurden, hemmt dieses Faktum die Datenübertragung via Stromnetz. Viele Energieversorger und Technologiehersteller warfen in den vergangenen Jahren das Handtuch und stellten die Weiterentwicklung ein. Einer, der vorläufig aufgegeben hat, ist etwa der niederösterreichische Energieversorger EVN. "Wir würden uns für die Abstrahlung verbindliche Grenzwerte von der EU wünschen", hofft Sprecher Stefan Zach. Die sind jedoch nicht vor Mitte 2007 zu erwarten. So bleiben die Powerline-Pläne von EVN und TIWAG in der Schublade, bis ein Signal zum Aufbruch kommt, das irgendwie nicht kommen will.

EU-Förderung. Ganz anders ist die Stimmung bei der Linz AG. Wozu auf Richtlinien und Grenzwerte warten, wenn die Europäische Union bereits vor einem Jahr ermutigende Empfehlungen (siehe Info-Kasten) und vor allem Fördergelder herausgegeben hat? Das seit einem Jahr laufende EU- Projekt "OPERA" (Open Powerline Communication European Research Alliance) ist mit 20 Millionen Euro dotiert und soll die Verbreitung von Powerline forcieren. Zu den 35 teilnehmenden Unternehmen zählt auch die Linz AG. In Österreich will die Speed Web Consulting, wie die Powerline-Tochter der Oberösterreicher heißt, noch in diesem Jahr durchstarten. Derzeit betreibt das Unternehmen im Großraum Linz Internet aus der Steckdose für 4.700 Kunden - potenziell könnten insgesamt 48.000 angeschlossen werden. "Powerline verkauft sich gut", ist Heizinger zufrieden. Den bisher erreichten Marktanteil in Linz von etwa 10 Prozent bezeichnet er als wirtschaftlichen Erfolg.

Partner gesucht. Heizinger plant bereits den weiteren Ausbau. Im Großraum Linz sollen etwa 4,6 Millionen Euro investiert werden. Noch in diesem Herbst will er gemeinsam mit anderen Energieversorgern in Österreich weitere Regionen anschließen. Wer die Kooperationspartner sein werden, will er derzeit noch nicht sagen. Er hat jedoch ein überzeugendes Argument für die Energieversorger in der Hinterhand. "Wenn sie statt in eine neue Rundsteueranlage in Powerline investieren, käme unterm Strich die gleiche Investitionssumme heraus", so Heizinger, der für das Potenzial der Technologie schwärmt. Denn außer den Stromzählern lassen sich auch sämtliche Stromverbraucher im Haushalt, wie Heizungen, ansprechen. Unter dem Markennamen "Soft Home" will Speed Web künftig die Fernlenkung von Haushaltsverbrauchern anbieten.

Ostexpansion. Geplant ist auch die Expansion in Osteuropa. Im Herbst soll die Tochter der Linz AG mit dem deutschen Kooperationspartner PPC plus AG, einer Tochter der Mannheimer Versorgungsbetriebe, in Tschechien, Ungarn und Slowenien starten. "Entweder mieten wir uns in die dortigen Netze ein oder kooperieren mit den Energieversorgern", so Heizinger. Letzteres wäre ihm natürlich am liebsten.

PLC als Ergänzung. Indessen präsentiert das EU-Projekt Opera, an dem neben Versorgern und Herstellern auch Universitäten teilnehmen, erste Forschungsergebnisse. Mit überraschendem Ergebnis: Die Forscher gelangten zu dem Schluss, dass "eine Kombination mit anderen Zukunftstechnologien wie UMTS, Digitalfernsehen oder Satellitenkommunikation" am sinnvollsten wäre. Powerline wird als flexibelste und billigste Variante für die Erweiterungen dieser Technologien gesehen.

Big Blue steigt ein. Auch in den USA laufen derzeit verstärkte Bemühungen, das Web in die Steckdose zu bekommen. Einen Pilotversuch startete vor kurzem IBM gemeinsam mit dem Energieversorger CenterPoint bei 220 Haushalten in Houston. Testen will man Internetdienste, Video on Demand, Internettelefonie und andere Multimediaanwendungen. Die störende Abstrahlung wird mit jeder neuen Gerätegeneration deutlich geringer. Gänzlich vermeiden lässt sie sich jedoch nicht. Josef Heizinger freilich hält die ganze Abstrahlungsdiskussion für überzogen: "Jeder elektrische Verbraucher sendet Emissionen aus", konstatiert er. Den Verursacher einer Funkstörung eindeutig zu identifizieren ist deshalb oft schwierig. Und auf jeden Fall sei es ungerechtfertigt, die Ursache immer gleich bei Powerline zu suchen.
Autor: Petra Denk

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