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AW: [A-DX] Straßenbahn als Störer?


  • Subject: AW: [A-DX] Straßenbahn als Störer?
  • From: Christof Proft <christof.proft@xxxxxx>
  • Date: Mon, 12 Sep 2005 10:19:03 +0200

Hallo Horst,

wenn ich das recht in Erinnerung habe, gabs im Wilhelm Herbst Verlag vor
vielen Jahren einen Reprint, der sich mit Funkstörungen durch Straßenbahnen
beschäftigte.

Also muß es doch auch solche Störungen gegeben haben oder auch noch geben.
Möglicherweise ist dies heute nicht mehr so stark der Fall. In früheren
Jahren sprühten doch an den Stromabgreifern, vor allem bei feuchtem Wetter,
die Funken recht ordentlich. Dies führte in unmittelbarer Umgebung bestimmt
zu Störungen.

heute ist das viel schlimmer. Früher wurden die Straßenbahnen durch Gleichstrommotoren angetrieben und wurden über Schaltwerke mit Widerständen sowie -in geringerem Maße- Wicklungsanzapfungen gesteuert. Dann hatten die Dinger noch einen Luftkompressor für die Bremse, elektrisches Licht, Signalleuchten (Bremse/Blinker) und eben den Stromabnehmer. Mehr Elektrik war da nicht drin.

Aachen hatte ab den 20er Jahren die "elektrische Nutzbremse" in einigen Fahrzeugen (teilweise hügeliges Gelände), hierbei wurden zum Bremsen in Gefällstrecken die Fahrmotoren als Generatoren geschaltet und der erzeugte Strom über Fahrzeuggleichrichter an die Fahrleitung abgegeben. Dies war aber bereits die "Krönung" der Straßenbahntechnik, mehr ausgefeilte Schaltungstechnik war nicht notwendig, die Fahrzeuge waren extrem robust, erreichten eine Lebensdauer von 50 Jahren und mehr.

Problematisch sind bei Gleichstrom immer Abrißfunken an der Fahrleitung, da es -anders als beim Wechselstrom- keinen periodischen Nulldurchgang der Spannung gibt, der den Funken zum Erlöschen bringt. Daher "brennt" dieser meistens etwas länger und stärker, was insbesondere bei Eisbehang oder feuchter Fahrleitung zu Problemen führt. Abrißfunken können auch beim Befahren von Fahrleitungstrennstellen auftreten. Da diese auch zur Steuerung von Weichen dienen (Befahren mit eingeschaltetem Fahrschalter löst einen Steuerimpuls aus), sind sie im Netz häufig vertreten. Ferner sorgten die Kommutatoren der Gleichstrommotoren für Störungen, diese waren durch geeignete Entstörmaßnahmen im Griff zu halten.

Neuere Bahnen fahren mit Drehstrom, wobei man die Gleichstromfahrleitung beibehält und den Drehstrom per thyristorgesteuertem Umrichter in der Bahn selber erzeugt. Dies hat den Vorteil einer besseren (verlustfreieren) Regelung und höherem Wirkungsgrad der Fahrmotoren, erzeugt aber über den Umrichter ein Vielfaches an Störungen der alten Fahrzeuge. Dazu kommt, daß die Art und Verteilung des Störspektrums herstellerspezifisch ist, d.h. jeder Straßenbahntyp sendet andere Störungen, bedingt durch die Bauart der Umrichter und der sonstigen elektrischen / elektronischen Komponenten. Über den sonstigen elektronischen "Schnickschnack" habe ich schon geschrieben, ebenso über die Ausbreitung der Störungen über das hervorragend als LW/MW-Antenne geeignete Netz der Fahrleitung.

Das RWE benutzte beispielsweise jahrelang Langwellentransceiver geringer Leistung zur Kommunikation mit Bautrupps an Hochspannungsleitungen, da diese eine hervorragende Langwellenantenne abgaben.

P.S.: Gibt es den Reprint aus dem Wilhelm Herbst Verlag noch? Würde mich interessieren.

vy73

Christof
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