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Re: [A-DX] ADDX und DRM


  • Subject: Re: [A-DX] ADDX und DRM
  • From: "Thorsten Koch" <thorsten.k@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Fri, 26 Aug 2005 20:30:28 +0200

Hallo Willi und Udo,

seid ihr sicher, dass dieses ADDX-interne Diskussion wirklich in A-DX
gefuehrt werden sollte? Ich zum Beispiel bin nicht (mehr) in der ADDX
und habe keine Moeglichkeit, eurer Argumentationslinie sachlich und
objektiv zu folgen, weil ich weder bei der Sitzung anwesend war noch das
Protokoll kenne. Ich nehme an, dass es einigen anderen A-DXern da
genauso geht. 

Gruesse, 

Thorsten

-----Original Message-----
Date: Fri, 26 Aug 2005 19:19:35 +0200
Subject: [A-DX] ADDX und DRM
From: Willi Passmann 
To: ADXML 

Liebe Freunde des Kurzwellenempfangs,

in der aktuellen September Ausgabe des Radio-Kurier findet sich das
Protokoll der Mitgliederversammlung (MV) der ADDX. Hierzu möchte ich als
Redakteur des Radio-Kurier (und Mitglied der ADDX seit 1974) folgende
Anmerkungen machen:

1.) Das Protokoll der MV
Ich habe diese Mitgliederversammlung besucht, und stelle fest, dass
dieses Protokoll den Ablauf sehr selektiv wiedergibt. Unter Top 3 wird
eine Viertelseite darauf verwendet, dem Leser eine Neuausrichtung der
Zeitschrift nahezubringen - Uwe Bräutigam strebt "eine zeitgemäße
Medienzeitschrift" an.
Der Platz für diese Art der Verlautbarung ist vorhanden. Doch die
Diskussion zu DRM, die Uwe's Ausführungen zeitlich deutlich überstiegen,
wird in einem(!) Nebensatz abgehandelt: "Nach einer umfangreichen
Aussprache...". Kein einziges Detail wird wiedergegeben.
Ein Protokoll ist kein Artikel, in dem kommentiert wird oder
Hintergrundinfos dargeboten werden. Aber man darf Vollständigkeit
erwarten, so dass der Leser Beschlüsse nicht nur genannt bekommt,
sondern diese nachvollziehen kann. Weiterhin darf man eine angemessene
Gewichtung der Wiedergabe von Stellungnahmen zu wichtigen Fragen
erwarten. Dies alles leistet das Protokoll nicht.

Unschön ist das Verschweigen der Texte der von Mitgliedern eingereichten
Anträge - der Leser erfährt noch nicht einmal die Richtung derselben.
Das ist mit meinem Verständnis von Journalismus nicht vereinbar,
unbeschadet einer durch die Satzung nicht vorgeschriebenen Verpflichtung
zum Abdruck.
Zur Information: Es gab vier Anträge. Alle sprachen sich für eine
Trennung der Kurzwellenbänder in Bereiche für analoge und digitale
Aussendungen aus. Zwei Anträge sprachen sich darüber hinaus im Falle
einer Ablehnung dieser Forderung für den Austritt der ADDX aus dem DRM
Konsortium aus, zwei Anträge für eine Fortführung der Mitgliedschaft.


2.) Die Umsetzung des MV Beschlusses
Es war zunächst einmal eine geschickte Taktik von Uwe Bräutigam, die
vorliegenden Anträge in einen konstruktiven Ansatz umzuwandeln.
Das habe ich unterstützt, und ich bin mit dem guten Gefühl von der MV
weggefahren, dass mit dem beschlossenen Appell an DRM-Konsortium, ITU
und HFCC eine optimale Lösung gefunden wurde, um der seit Jahren
bestehenden Forderung nach Trennung der Frequenzbereiche von analogen
und digitalen Aussendungen Nachdruck zu verleihen.
Jetzt stelle ich fest, dass sein Vorschlag nichts als Augenwischerei
ist: Einfach, weil das Hauptattribut, das man mit dem Begriff "Appell"
verbindet, nämlich das Herstellen von Öffentlichkeit, nicht erfüllt wird.
Dies war nie beabsichtigt: "Die Mitglieder und Leser des Radio-Kurier
werden über entsprechende Antworten im Heft informiert" heißt es im
Protokoll. NUR über die Antworten! Ist der Text des Appells, ist die
Argumentation unwichtig, das Thema zu nebensächlich? Warum wird der
Grundsatz "Tue Gutes und berichte darüber" so vollkommen ignoriert?

Ich bin bei der Abstimmung vollkommen selbstverständlich davon
ausgegangen, dass zeitgleich mit dem Protokoll auch der Appell im
Radio-Kurier abgedruckt wird.
Ich fühle mich durch dieses Vorgehen persönlich getäuscht, und hätte
anders abgestimmt, wenn ich gewusst hätte, dass dieser "Appell"
letztlich nur eine Wiederholung des bereits in der Vergangenheit
gescheiterten Versuches einer internen Lösung ist, nur erweitert um zwei
weitere Empfänger, nämlich ITU und HFCC.

Gerade weil die ADDX die Erfahrung machen musste, dass das DRM
Konsortium einem vor längerem eingebrachten Vorschlag zur Trennung der
Frequenzbereiche seine Unterstützung versagt hat, wäre es nun
folgerichtig gewesen, mit einem Appell Öffentlichkeit herzustellen.
Zur IFA, der Internationalen Funkausstellung, wäre ein solcher Vorstoß
auch für andere Medien ein Thema gewesen, und so hätten Bürokraten bei
der ITU genauso wie Firmenvertreter im DRM Konsortium plötzlich
Handlungsbedarf entdecken können.

Das nur vordergründig korrekt erscheinende Argument, das Konsortium sei
nicht für Frequenzplanung zuständig, interessierte beim Thema PLC doch
auch nicht. Hier wurden die Einflussmöglichkeiten des Konsortiums im
gemeinsamen Kampf gegen Störpotentiale von der ADDX dankbar
hervorgehoben. Nur beim "Hausthema" DRM wird das Konsortium nicht
wirklich in die Pflicht genommen, sondern durch das Vermeiden von
Öffentlichkeit unnötig geschont.
Damit wird die bislang vom Konsortium aufgenötigte
Geheimhaltungspolitik* nun von Redaktion und Vorstand der ADDX selbst
aktiv betrieben.

* Dieser Ausdruck bezieht sich auf eine von der ADDX unterschriebene
Verpflichtungserklärung, "Internas" des Konsortiums nicht an die
Öffentlichkeit zu bringen. Die sich daraus ergebende Kollisionsgefahr
mit dem Anspruch, unsere Leser adäquat zu informieren, liegt auf der
Hand, doch in den vergangenen Monaten waren Michael Schmitz und Uwe
Bräutigem nicht willens, dem Konsortium auch nur den Vorschlag zu
unterbreiten, diese Selbstverpflichtung auf Fakten zu beschränken, die
mit Finanzen, Patenten, Geschäftsgeheimnissen unmittelbar zu tun haben.
Diese Möglichkeit, sowohl die berechtigten Interessen anderer
Konsortiumsmitglieder zu wahren, gleichzeitig aber unseren Lesern ein
Mehr an Transparenz zu bieten, wurde noch nicht mal ernsthaft diskutiert.
Damit müssen kritische Stellungnahmen zum Thema DRM bislang von
Redakteuren und Mitgliedern geleistet werden, die eben nicht über das
Insiderwissen aus dem Konsortium verfügen.


3.) Meine Konsequenzen
Ich stelle fest, dass trotz der seit Jahren innerhalb der Redaktion
kontrovers geführten Diskussionen zum Thema DRM nicht wirklich versucht
wird, die berechtigte Forderung nach Trennung der Frequenzbereiche mit
dem notwendigen Nachdruck voranzubringen. Das jetzt praktizierte nicht
öffentliche Vorgehen läuft darauf hinaus, den Appell ad absurdum zu führen.

In den vergangenen Jahren habe ich immer mein Hauptaugenmerk darauf
gerichtet, nach außen hin ein Bild von Geschlossenheit zu vermitteln,
Polarisierungen zu vermeiden und dazu beizutragen, "den Laden
zusammenzuhalten". Noch vor zwei Wochen habe ich Martin Elbe öffentlich
in einer Newsgroup widersprochen, als dieser behauptete "Die ADDX
bejubelt DRM". Jetzt muss ich einsehen: Er hat tendentiell recht.

Trotz dieser schmerzlichen Erkenntnis werde ich meine Rubrik im
Radio-Kurier weiterführen. Doch ist durch die aktuellen Vorgänge ein
Punkt erreicht, der es erforderlich macht, mich öffentlich zu
distanzieren. Über inhaltlich unterschiedliche Auffassungen kann man
diskutieren, über die o.g. Methoden nicht. Die hier aufgeführten
Argumente wurden dem Vorstand und meinen Redaktionskollegen vor zwei
Tagen zur Kenntnis gebracht.

Ich hoffe, dass bei einem angedachten gemeinsamen Treffen aller
Vorstandsmitglieder und Radio-Kurier Mitarbeiter die Unstimmigkeiten
beseitigt werden können und durch eine sauber aufgebaute Umfrage zum
Thema DRM die Mitglieder der ADDX ihren Willen zum Ausdruck bringen
können, welchen Umgang mit dem Thema sie in ihrer Mitgliederzeitschrift
wünschen bzw. welche Schwerpunkte ihnen wichtig sind.

vy 73,
Willi Paßmann
Redakteur Radio-Kurier

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