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[A-DX] ADDX und DRM


  • Subject: [A-DX] ADDX und DRM
  • From: Willi Passmann <dj6jz@xxxxxxxxxxxxx>
  • Date: Fri, 26 Aug 2005 19:19:35 +0200

Liebe Freunde des Kurzwellenempfangs,

in der aktuellen September Ausgabe des Radio-Kurier findet sich das Protokoll der Mitgliederversammlung (MV) der ADDX. Hierzu möchte ich als Redakteur des Radio-Kurier (und Mitglied der ADDX seit 1974) folgende Anmerkungen machen:

1.) Das Protokoll der MV
Ich habe diese Mitgliederversammlung besucht, und stelle fest, dass dieses Protokoll den Ablauf sehr selektiv wiedergibt. Unter Top 3 wird eine Viertelseite darauf verwendet, dem Leser eine Neuausrichtung der Zeitschrift nahezubringen - Uwe Bräutigam strebt "eine zeitgemäße Medienzeitschrift" an. Der Platz für diese Art der Verlautbarung ist vorhanden. Doch die Diskussion zu DRM, die Uwe's Ausführungen zeitlich deutlich überstiegen, wird in einem(!) Nebensatz abgehandelt: "Nach einer umfangreichen Aussprache...". Kein einziges Detail wird wiedergegeben. Ein Protokoll ist kein Artikel, in dem kommentiert wird oder Hintergrundinfos dargeboten werden. Aber man darf Vollständigkeit erwarten, so dass der Leser Beschlüsse nicht nur genannt bekommt, sondern diese nachvollziehen kann. Weiterhin darf man eine angemessene Gewichtung der Wiedergabe von Stellungnahmen zu wichtigen Fragen erwarten. Dies alles leistet das Protokoll nicht.

Unschön ist das Verschweigen der Texte der von Mitgliedern eingereichten Anträge - der Leser erfährt noch nicht einmal die Richtung derselben. Das ist mit meinem Verständnis von Journalismus nicht vereinbar, unbeschadet einer durch die Satzung nicht vorgeschriebenen Verpflichtung zum Abdruck. Zur Information: Es gab vier Anträge. Alle sprachen sich für eine Trennung der Kurzwellenbänder in Bereiche für analoge und digitale Aussendungen aus. Zwei Anträge sprachen sich darüber hinaus im Falle einer Ablehnung dieser Forderung für den Austritt der ADDX aus dem DRM Konsortium aus, zwei Anträge für eine Fortführung der Mitgliedschaft.


2.) Die Umsetzung des MV Beschlusses
Es war zunächst einmal eine geschickte Taktik von Uwe Bräutigam, die vorliegenden Anträge in einen konstruktiven Ansatz umzuwandeln. Das habe ich unterstützt, und ich bin mit dem guten Gefühl von der MV weggefahren, dass mit dem beschlossenen Appell an DRM-Konsortium, ITU und HFCC eine optimale Lösung gefunden wurde, um der seit Jahren bestehenden Forderung nach Trennung der Frequenzbereiche von analogen und digitalen Aussendungen Nachdruck zu verleihen. Jetzt stelle ich fest, dass sein Vorschlag nichts als Augenwischerei ist: Einfach, weil das Hauptattribut, das man mit dem Begriff "Appell" verbindet, nämlich das Herstellen von Öffentlichkeit, nicht erfüllt wird. Dies war nie beabsichtigt: "Die Mitglieder und Leser des Radio-Kurier werden über entsprechende Antworten im Heft informiert" heißt es im Protokoll. NUR über die Antworten! Ist der Text des Appells, ist die Argumentation unwichtig, das Thema zu nebensächlich? Warum wird der Grundsatz "Tue Gutes und berichte darüber" so vollkommen ignoriert?

Ich bin bei der Abstimmung vollkommen selbstverständlich davon ausgegangen, dass zeitgleich mit dem Protokoll auch der Appell im Radio-Kurier abgedruckt wird. Ich fühle mich durch dieses Vorgehen persönlich getäuscht, und hätte anders abgestimmt, wenn ich gewusst hätte, dass dieser "Appell" letztlich nur eine Wiederholung des bereits in der Vergangenheit gescheiterten Versuches einer internen Lösung ist, nur erweitert um zwei weitere Empfänger, nämlich ITU und HFCC.

Gerade weil die ADDX die Erfahrung machen musste, dass das DRM Konsortium einem vor längerem eingebrachten Vorschlag zur Trennung der Frequenzbereiche seine Unterstützung versagt hat, wäre es nun folgerichtig gewesen, mit einem Appell Öffentlichkeit herzustellen. Zur IFA, der Internationalen Funkausstellung, wäre ein solcher Vorstoß auch für andere Medien ein Thema gewesen, und so hätten Bürokraten bei der ITU genauso wie Firmenvertreter im DRM Konsortium plötzlich Handlungsbedarf entdecken können.

Das nur vordergründig korrekt erscheinende Argument, das Konsortium sei nicht für Frequenzplanung zuständig, interessierte beim Thema PLC doch auch nicht. Hier wurden die Einflussmöglichkeiten des Konsortiums im gemeinsamen Kampf gegen Störpotentiale von der ADDX dankbar hervorgehoben. Nur beim "Hausthema" DRM wird das Konsortium nicht wirklich in die Pflicht genommen, sondern durch das Vermeiden von Öffentlichkeit unnötig geschont. Damit wird die bislang vom Konsortium aufgenötigte Geheimhaltungspolitik* nun von Redaktion und Vorstand der ADDX selbst aktiv betrieben.

* Dieser Ausdruck bezieht sich auf eine von der ADDX unterschriebene Verpflichtungserklärung, "Internas" des Konsortiums nicht an die Öffentlichkeit zu bringen. Die sich daraus ergebende Kollisionsgefahr mit dem Anspruch, unsere Leser adäquat zu informieren, liegt auf der Hand, doch in den vergangenen Monaten waren Michael Schmitz und Uwe Bräutigem nicht willens, dem Konsortium auch nur den Vorschlag zu unterbreiten, diese Selbstverpflichtung auf Fakten zu beschränken, die mit Finanzen, Patenten, Geschäftsgeheimnissen unmittelbar zu tun haben. Diese Möglichkeit, sowohl die berechtigten Interessen anderer Konsortiumsmitglieder zu wahren, gleichzeitig aber unseren Lesern ein Mehr an Transparenz zu bieten, wurde noch nicht mal ernsthaft diskutiert. Damit müssen kritische Stellungnahmen zum Thema DRM bislang von Redakteuren und Mitgliedern geleistet werden, die eben nicht über das Insiderwissen aus dem Konsortium verfügen.


3.) Meine Konsequenzen
Ich stelle fest, dass trotz der seit Jahren innerhalb der Redaktion kontrovers geführten Diskussionen zum Thema DRM nicht wirklich versucht wird, die berechtigte Forderung nach Trennung der Frequenzbereiche mit dem notwendigen Nachdruck voranzubringen. Das jetzt praktizierte nicht öffentliche Vorgehen läuft darauf hinaus, den Appell ad absurdum zu führen.

In den vergangenen Jahren habe ich immer mein Hauptaugenmerk darauf gerichtet, nach außen hin ein Bild von Geschlossenheit zu vermitteln, Polarisierungen zu vermeiden und dazu beizutragen, "den Laden zusammenzuhalten". Noch vor zwei Wochen habe ich Name gelöscht öffentlich in einer Newsgroup widersprochen, als dieser behauptete "Die ADDX bejubelt DRM". Jetzt muss ich einsehen: Er hat tendentiell recht.

Trotz dieser schmerzlichen Erkenntnis werde ich meine Rubrik im Radio-Kurier weiterführen. Doch ist durch die aktuellen Vorgänge ein Punkt erreicht, der es erforderlich macht, mich öffentlich zu distanzieren. Über inhaltlich unterschiedliche Auffassungen kann man diskutieren, über die o.g. Methoden nicht. Die hier aufgeführten Argumente wurden dem Vorstand und meinen Redaktionskollegen vor zwei Tagen zur Kenntnis gebracht.

Ich hoffe, dass bei einem angedachten gemeinsamen Treffen aller Vorstandsmitglieder und Radio-Kurier Mitarbeiter die Unstimmigkeiten beseitigt werden können und durch eine sauber aufgebaute Umfrage zum Thema DRM die Mitglieder der ADDX ihren Willen zum Ausdruck bringen können, welchen Umgang mit dem Thema sie in ihrer Mitgliederzeitschrift wünschen bzw. welche Schwerpunkte ihnen wichtig sind.

vy 73,
Willi Paßmann
Redakteur Radio-Kurier

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