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AW: AW: [A-DX] Das DRM-Konsortium... / Zukunft des weltweiten Rundfunks


  • Subject: AW: AW: [A-DX] Das DRM-Konsortium... / Zukunft des weltweiten Rundfunks
  • From: "Stephan Schaa" <schaa@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Thu, 23 Aug 2007 01:34:21 +0200

Hallo Erik und Liste!


>Man startet um 22.00 Uhr den automatischen Sendersuchlauf und das DRM-Radio >belegt damit seine 400 Spreicher. Nun möchte man den Sender auf >Speicherplatz 278, der gestern Abend so schöne Blasmusik gespielt hat, zum >Nachmittagskaffee hören. Schweigen im Walde. War der MW-Sender Ljubljana >und den kann man ausbreitungsbedingt halt nur nach Einbruch der Dämmerung >hören. Das ganze können wir jetzt noch für die Jahreszeiten und den >Sonnenfleckenzyklus durchdeklinieren. Du siehst, ganz unproblematisch ist >DRM diesbezüglich auch nicht (bitte jetzt nicht mit dem Argument kommen, >dass es für jeden Sender 3 Alternativfrequenzen geben wird, von denen schon 
>eine zu hören sein wird). 

Ähmm, um den ersten Punkt gleich aus der Welt zu schaffen: ich brauch doch gar keinen Sendersuchlauf zu machen, denn die Kanallisten für analoge und digitale Ausstrahlungen werden doch automatisch upgedatet.
Die Intelligenz der Geräte erlaubt es darüber hinaus durchaus, neben übertragenen Sendefrequenzen auch die Uhrzeiten gleich mit zu schicken, an denen diese Sender aktiv sind (oder an einem Ort gehört werden könnten, vielleicht auch mit einem Hinweis, dass dieser Ljubljana-Sender z.B. gar nicht für mich in Norddeutschland sendet und somit der Empfang nur eingeschränkt möglich sein wird. 
Auf diese Weise kann ich auch so einen Empfänger so einstellen, dass mir von vorne herein gleich nur die an diesem Ort möglichen Sender angezeigt werden, durch die ich mich durchscrollen kann. Alles kein Problem in zukünftigen Empfängern (ganz gleich welcher Empfangsart).

Auch glaube ich kaum, dass heutzutage noch irgendwer seine abgespeicherten Speicherplätze für mehr als 10 Jahre (Sonnenzyklus) auslegt.

Abgesehen davon wird sich auch meiner Meinung nach das "mehr als 400 Sender im Speicher" für die klassischen AM-Wellenlängen, über die wir hier reden, sicherlich nicht stellen; das wäre auch eher ein DRM-Luxusproblem dann. 

Zumindest der Kurzwellenbereich wird im Großen und Ganzen hier in Europa sicher immer ein Randbereich bleiben - so wie er es seit der Einführung des FM-Rundfunks war und mehr denn je ist. Ich schätze das Potential bei vielleicht 30 - 50 Stationen (wenn man die Mittel- und Langewellen mitzählt) pro Erdteil ein, die man an jedem Ort zu einer Zeit sinnvoll hören könnte. Dazu sind DXer sicherlich in der Lage, diese Anzahl mit etwas Aufwand weiter zu erhöhen. Nicht die Welt, aber eine schöne und gute Erweiterung zu den lokalen Sendern.


> 1. Auch in Ecuador werden die DSL-Anschlüsse billiger

Ja? Ab wann denn? Morgen, in 5 oder in 10 Jahren? Ist aber vielleicht auch gar nicht so entscheidend, wenn man irgendwo in der dritten Welt kaum lesen und schreiben kann, geschweige denn, sich für 500 $ einen PC kaufen müsste, der dazu noch mindestens 100 Watt in der Stunde an Strom verbrät, um ein wenig Internetradio zu hören.

>2. Wird auf dem Lande wahrscheinlich weder DSL noch DRM eine Rolle spielen, >weil bei den Hörern das Geld für High-Tech-Spielereien nicht vorhanden ist.

Wirklich? Schon jetzt laufen die Kids überall auf der Welt mit billigen MP3 Playern und preiswerten Handys (die 10$ Handyplattform ist ja auch schon am Markt mittlerweile und man bastelt fleißig an der nächsten noch billigeren 5$ Generation) rum. Luxus, den man sich leisten kann (und will) auch in vielen armen Gegenden der Welt!


>...Fängt schon mit der Namenswahl DRM an. 

"Digital Radio Mondiale" hatte den Namen eigentlich schon, bevor das "Digital Rights Management" auf den Markt geworfen wurde. Man kann den Erfindern des Systems vieles vorwerfen, aber daran haben sie wohl keine direkte Schuld. TLA's (three-letter acronyms)lassen sich nun mal nicht schützen. Aber das ist eigentlich auch egal; der Name ist jetzt "verbrannt" durch MS & Co und wird auch wohl langsam durch "Digital Radio" sowohl für DAB als auch DRM ersetzt, soweit ich informiert bin. 


>Ich glaube schon, dass es mehr als 300.000 kurzwellenhörer gibt. Aber >angenommen Deine Zahl stimmt, so wäre die richtige Schlußfolgerung: Alles >dicht machen (AM)und DRM gar nicht erst beginnen bzw. fortführen.

Na, da habe ich sicher schon ein wenig (künstlerisch ;-) ) untertrieben, dachte, das würde auch so rauskommen. 

Aber ich glaube, es geht und ging beim Kurzwellenrundfunk auch letztendlich nie um absolute Zahlen und Einschaltquoten - jedenfalls nicht für die meisten Sender. Wie schon mal erwähnt, es kam es(und kommt bei denen, die bis heute geblieben sind) immer auf die Zielgruppe an, die man ansprechen will/wollte - "Spezial Interest" Gruppen.

Und wenn man die allgemein im Kurzwellenbereich angesetzten durchschnittlichen 60 Dollarcent pro Sendekilowattstunde tatsächlich weiter ansetzen könnte (ich schätze allerdings die tatsächlichen Kosten etwas höher ein, da zB. die Kosten für Aufrichtung und Betrieb der Antennen als Durchschnittskosten miteingerechnet werden für die durchschnittlich verwendete Sendeleistung, die im DRM-Betrieb ja schon niedriger ausfallen würde), kommt man zB bei 10 kW Sendeleistung auf 6$ pro Sendestunde. Das ist wirklich nicht die Welt, um "seine" Zielgruppe zu erreichen!


>Warum sollte die Digitalisierung fortschreiten? Allenfalls weil es >politisch gewollt ist. Geh man davon aus, dass die meisten Menschen mit der >UKW Klangqualität und der Auswahl an Sendern vollkommen zufrieden sind. >Welcher normale Rundfunkhörer stellt denn im Lauf der Woche mehr als 3 >unterschiedliche Sender ein? In der Küche, im Klo, in der Werkstatt und im >Auto brauche ich keine bessere Qualität als UKW.

Der Grund ist einfach: Menschen wollen immer mehr, als sie schon haben: Der Senderbetreiber will mehr Rendite (also Kostensenkung in der Distribution, Ausweitung der Marktanteile und damit verbunden höhere Werbeerlöse oder auch direktes schröpfen des Kunden durch Pay-Angebote).

Und der Hörer will mehr Kanäle (wenn sie ihm angeboten werden). Wenn man zwischen zwei Empfängern wählen kann im Geschäft, bei dem der eine das kann, was alle schon seit Jahren haben und können und der zweite "auf dem neusten Stand der Technik" ist und "über 100 Kanäle mehr empfängt" und "nur 20 € mehr kostet", wofür entscheiden sich dann wohl die meisten? 
(Selbst wenn sie a) das Gerät wahrscheinlich nie ganz beherrschen können und b) diese Kanäle zumeist noch nicht mal hören wollen.)


>Und welcher digitale Standard gilt und für wie lange? Wie man hört, kann >man vor ein paar Jahren gekaufte DAB Radios bald nur noch als >Briefbeschwerer benutzen, weil auf MPEG 4 umgestellt wird. (...) Das läuft >doch darauf hinaus, aus dem bislang langlebigen Radio einen Wegwerfartikel
>zu machen, weil alle 3 Jahre eine neu Sau (technischer Standdard) durchs >Dorf getrieben wird.

Ja, die Welt ist schnelllebiger geworden. Ich hab mich als jemand, der sich auch beruflich mit IT-Technik beschäftigt, daran gewöhnen müssen und ich denke, da wird sich das Rad nicht zurück drehen lassen. 
Aber ich denke, zumindest in der Codec-Entwicklung ist der Spielraum größtenteils ausgereizt. MPEG2 (MP3 ist der Audiopart von MPEG2) hat gut 10/12 Jahre gehalten, MPEG4 (mit AAC als Audiopart) mit seinen Derivaten Div-X & Co werden es vermutlich auf die gleiche Zeit bringen, wenngleich sie z.B. über HDTV etc. noch in ihren Ausprägungen erweitert werden. 

Aber all dies ist (zumindest in unseren Breiten) gleichzeitig auch deutlich billiger geworden: In den 50ern musste man für einen einfachen Fernseher noch lange sparen als Normalverdiener, heute ist das nicht mehr so (es sei denn, man will den größten Plasma kaufen oder so)


>Nein, kein Marketinggeschwätz sondern eine bewußte unseriöse >Kalukalation/Prognose, um den Geldgebern, das Projekt schmackhaft zu machen >und die Finanzierung sicherzustellen. 

Hast du da genauere Informationen oder ist das Spekulation? (Wenn diese Info gesichert ist, wäre das ja schon ein handfester Betrug und Erschleichung von Steuer- bzw. Forschungsgeldern, der dort abgelaufen wäre!)


>Ach ja, und dann soll es später für 3,50$ DRM Radios für die >Entwicklungsländer, geben, die ja nunmehr zur eigentlichen Zielgruppe für >DRM deklariert werden.

Die "Deklaration" kam von mir. Das ist eher meine Meinung, wo DRM den größten Sinn machen würde.


>Technisch hoher Aufwand und gleichzeitig billig geht nicht. 

Oh doch, da muss ich wirklich widersprechen: Wie oben erwähnt, gibt es Handyplattformen und auch MP3 Lösungen für deutlich unter 10$. Und diese Geräte haben einen deutlich höheren technischen Aufwand in ihrem Innenleben als jeder 100€ Weltempfänger! Digital-Analogwandler, Speicher, Signalprozessoren, im Handy sogar Sende- und Empfangseinheiten, die COFDM als Modulation benutzen - und das im GHz-Bereich...

Der Preis sagt rein gar nichts über die technische Entwicklung, eher etwas über die Stückzahlen und den Grad an Integration aus!


Beste (und etwas müde, weil schon Spät) Grüße,

Stephan


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