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Re: AW: [A-DX] Das DRM-Konsortium... / Zukunft des weltweiten Rundfunks


  • Subject: Re: AW: [A-DX] Das DRM-Konsortium... / Zukunft des weltweiten Rundfunks
  • From: Erik <erkubs@xxxxxxxx>
  • Date: Wed, 22 Aug 2007 22:38:14 +0200

am Dienstag, 21. August 2007 um 20:53 schrieb Stephan Schaa:

Hallo Stephan, hallo Liste,

> Hallo Martin, Hallo Erik!

>>Im Zweifelsfall werden die Bänder halt leer. Doch was wäre aus Sicht des
>>Hörers daran so schlimm? Schließlich gibt es neben doch mit dem
Breitband->>Internet/Livestreams inzwischen Alternativen zum Empfang über MW
und KW. >>Heute ist die Auswahl an internationalen Programmen größer denn je.

> Ja, allerdings setzt das voraus, dass ein potentieller Hörer das Angebot
> überhaupt findet in den weiten des Internet. Es gibt da eine Theorie, dass
> unbegrenztes Angebot den Ottonormalhörer überfordert und eine Verknappung
> und ein Übersichtlicheres Angebot dem Benutzer durchaus entgegen kommen. Das
> kann, so sehe ich das aber auch, durchaus ein Erfolgsfaktor für
> Streaming-Standalone Webradioempfänger werden. Aber prinzipiell schließt der
> eine den anderen Verbreitungsweg ja nicht aus. 



Stimmt, das Problem, dass man sich im überbordenden Angebot nicht zurecht findet, 
hat man bei DRM derzeit nicht. Aber der Theorie nach und wenn denn eines Tages alle 
AM-Sender auf DRM umgestellt worden sind, ist DRM auch alles andere als überschaubar. 
Man startet um 22.00 Uhr den automatischen Sendersuchlauf und das DRM-Radio belegt 
damit seine 400 Spreicher. Nun möchte man den Sender auf Speicherplatz 278, der
gestern abend so schöne Blasmusik gespielt hat, zum Nachmittagskaffee hören. 
Schweigen im Walde. War der MW-Sender Ljubljana und den kann man ausbreitungsbedingt 
halt nur nach Einbruch der Dämmerung hören. Das ganze können wir jetzt noch für 
die Jahreszeiten und den Sonnenfleckenzyklus durchdeklinieren. Du siehst, ganz 
unproblematisch ist DRM diesbezüglich auch nicht (bitte jetzt nicht mit dem Argument 
kommen, dass es für jeden Sender 3 Alternativfrequenzen geben wird, von denen schon 
eine zu hören sein wird). 



> Außerdem haben wir schon jetzt eine Zweiklassengesellschaft von Menschen,
> die mit dem INet umgehen können und andere, die nicht. 

> Ganz abgesehen vom mobilen Empfang der üblichen Wellen und den weniger
> entwickelten Gebieten, die dann im Regen stehen (zB. habe ich gerade erst
> mitbekommen, dass in Ecuador ein DSL Anschluss, wenn überhaupt in einer
> großen Stadt zu bekommen, etwa 3x so teuer ist wie einer bei uns - und da
> bei wesentlich geringeren Durchschnittseinkommen): Auch wenn die DRM
> Marketingleute Europa (und ganz speziell Deutschland) als Kerngebiete für
> ihre ersten Radioempfänger erkoren haben, darf man nicht vergessen, dass es
> andere Gebiete sind, in denen das System wirklich nötig und wichtig wäre.



1. Auch in Ecuador werden die DSL-Anschlüsse billiger
2. Wird auf dem Lande wahrscheinlich weder DSL noch DRM eine Rolle spielen, weil bei 
den Hörern das Geld für High-Tech-Spielereien nicht vorhanden ist.
3. Beim DRM-Konsortium kann es keine Marketingfachleute geben und wenn es sie doch geben 
sollte, sollten sie sich ihr Schulgeld zurückzahlen lassen. Marketingtechnisch ist 
die Veranstaltung DRM purer Diletantismus. Könnte ein Fall fürs Lehrbuch werden.
Fängt schon mit der Namenswahl DRM an. Und 1500 verkaufte Geräte als Beleg für 
steigendes Interesse in einer Pressemitteilung anzuführen, ist schon sehr 
grenzwertig  



>>Eine Frage an Dich: Wie lange soll denn DRM noch künstlich am Leben
>>erhalten werden?
>>Wie lange soll dieser Aufwand für 20.000 oder 30.000 DRM-Hörer weltweit
>>getrieben
>>werden? Selbst wenn sich deren Anzahl in den nächsten Jahren auf
>>300.000 verzehnfachen sollte, wäre das immer noch ein Witz!

> Ich frage mal ketzerisch: Wie viele Hörer hören denn die analogen
> Kurzwellensendungen? Kaum mehr würde ich sagen und wenn die 30.000 DRM Hörer
> neue zusätzliche Hörer wären, hätte sich das Ganze schon bezahlt gemacht bei
> Verdoppelung der Hörerzahlen. ;-)



Ich glaube schon, dass es mehr als 300.000 kurzwellenhörer gibt. Aber angenommen 
Deine Zahl stimmt, so wäre die richtige Schlußfolgerung: Alles dicht machen (AM) 
und DRM gar nicht erst beginnen bzw. fortführen.



> Ich denke, die Entwicklung wird eine andere sein: Die Digitalisierung des
> terrestrischen Rundfunks wird garantiert in den kommenden Jahren deutlich
> voranschreiten, da die Distribution für die Sender digital über DAB+ (und
> vielleicht auch DRM+ als lokale Ergänzung) deutlich günstiger ist als über
> die klassischen UKW-Netze. Die neuen Codecs (MPEG4, wie in DAB+ vorgesehen)
> sind dabei so deutlich effizienter, dass DAB einfach nicht daran vorbei
> gehen kann. 



Warum sollte die Digitalisierung fortschreiten? Allenfalls weil es politisch 
gewollt ist. Geh man davon aus, dass die meisten Menschen mit der UKW Klangqualität 
und der Auswahl an Sendern vollkommen zufrieden sind. Welcher normale Rundfunkhörer 
stellt denn im Lauf der Woche mehr als 3 unterschiedliche Sender ein? In der Küche, 
im Klo, in der Werkstatt und im Auto brauche ich keine bessere Qualität als UKW.

Und welcher digitale Standard gilt und für wie lange? Wie man hört, kann man vor ein paar
Jahren gekaufte DAB Radios bald nur noch als Briefbeschwerer benutzen, weil auf 
MPEG 4 umgestellt wird. Und selbst wenn sich jemand ein digitales Empfangsgerät 
kaufen wollte, wüßte er doch ohne Ingenieursstudium gar nicht, welches: 
"Woll'n se ein Gerät mit DMB, DRM+, DVB-H oder DXB. Mit MP2, MP3 oder MP4 
Kodierung? Aber warten Sie noch zwei Monate, dann gibt's Hyper-DRM mit MP5..."
Das läuft doch darauf hinaus, aus dem bislang langlebigen Radio einen Wegwerfartikel
zu machen, weil alle 3 Jahre eine neu Sau (technischer Standdard) durchs Dorf getrieben wird



> Also: Ich denke, dass die Kurz- Mittel- und Langwelle dann noch eine Chance
> haben, wieder an Bedeutung zu gewinnen, wenn sie Huckepack mit den neuen
> Digitalen Angeboten DAB/DAB+ kommen. So ist jedenfalls meine Hoffnung und
> Vorstellung... :-)

>>Jeder seriös kalkulierende Kaufmann hätte ein Produkt, von dem laut Planung
>>innerhalb von zwei Jahren 2 Millionen Stück hätten abgesetzt werden sollen
>>und von dem dann tatsächlich nur wenige tausend verkauft worden sind,
>>eingestellt. 

> Ja, zum einen zu viel Marketinggeschwätz von Leuten die entweder keine
> Ahnung hatten oder keine große Liebe zur Wahrheit... 



Nein, kein Marketinggeschwätz sondern eine bewußte unseriöse Kalukalation/Prognose, 
um den Geldgebern, das Projekt schmackhaft zu machen und die Finanzierung sicherzustellen. 




> Man muss aber auch erwähnen, dass es eben nicht ganz so einfach zu sein
> scheint, ein gutes digitales Gerät zu bauen. Das sieht man 
> a) daran, dass viele ehemals als hochwertige analoge Empfänger verkaufte
> Geräte eben doch nicht ganz so hochwertig waren und ein sehr unsauberes
> Oszillatorsignal abgaben (das sicherlich für den analogen Empfang
> ausreichend war) und deswegen nicht für digitale Betriebsarten umgerüstet
> werden können und 
> b) die ersten Generationen an DRM (Modul)- Empfängern nicht annähernd an die
> Empfangsergebnisse von (teilweise billigeren) SDR-Platinen rankommen.

> Es scheint nötig zu sein, sich bei der Konstruktion digitaler Radios mit
> völlig neuen Empfangskonzepten auseinandersetzen zu müssen, um ein
> taugliches Radio hinzubekommen. (Zumindest aber darf man HF-Technisch nicht
> so viel pfuschen, wie es vor allem in China üblich ist.) 



Ach ja, und dann soll es später für 3,50$ DRM Radios für die Entwicklungsländer,
geben, die ja nunmehr zur eigentlichen Zielgruppe für DRM deklariert werden. Technisch hoher
Aufwand und gleichzeitig billig geht nicht. Ein gut funktionierendes analoges 
Transistorradio ist für wenig Geld machbar, aber DRM Radios werden wegen des
höheren Aufwands immer deutlich teurer sein.
Aus DRM wird deswegen nix, weil es in den Industrieländern kaum jemand
braucht und in den Entwicklungsländern nicht, weil es sich kaum jemand leisten
kann.





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Erik


		
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