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[A-DX] HAM - Radio - ein Bericht von Thomas Schneider - Freiburg/Brsg


  • Subject: [A-DX] HAM - Radio - ein Bericht von Thomas Schneider - Freiburg/Brsg
  • From: Willi Stengel <w-stengel@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Sun, 24 Jun 2007 23:49:29 +0200

Hallo Liste,

anbei ein Bericht von der HAM-Radio von meinem Hobbyfreund
Thomas Schneider ( http://www.koreainfo.de )aus Freiburg (Brsg.)

beste 73 & 55 aus Karlsruhe

Willi



Vom 22.-24.06.07 war Friedrichshafen erneut der Nabel der Funkamateur-Welt: in der neuen Messe fand zum 32. mal die Hamradio statt, die auch in diesem Jahr wieder gut besucht war. Etwa 300 Aussteller aus aller Welt boten Zubehoer zum Hobby Amateurfunk an, und viele Vereine und Verbaende praesentierten ihre Aktivitaeten. Der
Flohmarkt in drei Hallen wurde rege in Anspruch genommen und auf
meinem Rundgang am Freitag und Samstag sah ich viele, die ihre
heimische Anlage mit neuen und alten Kostbarkeiten ergaenzten. Auch in
der Stadt wimmelte es aller Orten von Funkamateuren aus aller Welt -
am Abend konnte man die OM und YL (Info: Old Men und Young Ladies - so
bezeichnen sich die männlichen und weiblichen Funkamateure selbst) in
den Restaurants an der Uferpromenade sehen - Handfunkgeraet allzeit
bereit - Kontakte knuepfend und pflegend.

Ich hatte wie immer meine Aufmerksamkeit in Richtung Kurzwellenhobby
gerichtet. Auch diesmal gab es wieder einmal einiges Neues und
berichtenswertes:

Am Stand der ADDX e.V. zeigte Charly Hardt vom technischen Clubdienst
gleich drei DRM Geraete: neben dem schon erhaeltlichen Geraet von
Morphy Richards war auch der Sangean DRM-40 und der Himalayah 2009 zu
sehen. Der Sangean wird erst zum Jahresbeginn 2008 erhaeltlich sein,
da der Hersteller einen nach Ansicht von Sangean besseren Chipsatz von
Philips einbauen will, der Chiphersteler wird aber erst spaeter
liefern koennen. Das Sangean Geraet am Stand war betriebsbereit,
jedoch mit einem anderen Chipsatz bestueckt. Gegenueber diesem recht
voluminoesen Geraet bestach der kleine Himalayah-Empfaenger aus China
mit sehr kompakter Bauform, die in etwa der eines SONY ICF 7600
entspricht. Das weisse Gehaeuse kommt im "I-Pod Look" in schneeweiss
daher, die Bedientasten sind zwar recht klein, aber sinnvoll
angebracht. 5 Stationsspeicher stehen zum schnellen Aufruf der
Lieblingssender zur Verfuegung. Alle 3 Geraete koennen FM, DAB, DRM
und analog-AM empfangen bzw. decodieren, letzteres jedoch in eher
geringer Qualitaet. Es sind eben vorrangig Digitalempfaenger. Von der
Erscheinung wie auch Bedienung erinnern sie weniger an klassische RX,
denn an Kuechenradios, d.h. ihrer Front sieht man den Plastik schon
deutlich an. Empfangstechnisch sind sie aber auf der Hoehe der Zeit:
In der Halle gelang es sogar, Flevoland aus den Niederlanden in guter
Qualitaet herein zu bekommen, angesichts des Stoerpegels durch
benachbarte PC beachtlich. Aussetzer bleiben aber nicht aus, hier
spielt die Antenne eine wichtige Rolle. Zumindest in dieser Hinsicht
kann man weiterhin - eben kurzwellentypisch - experimentieren. Der
Himalayah wird etwa ab Ende Juli erhaeltlich sein, der Preis ist mit
ca. 260 Euro avisiert. Sangeans RX wird mit 299 Euro angegeben, fuer
den Morphy Richards mit der Modifikation von Charly Hardt in Form
eines externen Antennenanschlusses sind 219 Euro zu zahlen.

Aber auch in Sachen klassischer Kurzwelle ist Charly Hardt aktiv: er
hat inzwischen den Vertrieb von Lextronix uebernommen und vertreibt
das Flaggschiff, den E1 - der frueher als Grundig Satellit 900 einmal
geplant war, auch in einer Version mit schmaeleren FM Filtern sowie
einem in das Geraet an der hinteren rechten Seite eingebauten
Preselektors! Das "Wunderkaestchen" des Clubdienstes mit dem Namen
Pre-1 ist inzwischen etwa 15 000fach als externes Geraet zum Anpassen
der Teleskopantennen verkauft worden - weltweit, sogar in Thailand
gibt es Kunden. Nun baut Charly Hardt dieses auch direkt in den E1
ein, damit dieser RX eine noch besser angepasste Antenne erhaelt. Der
Preis der Ergaenzung ist moderat, der Empfangsgewinn betraechtlich und
duerfte die 50 Euro mehr zum Regelpreis von 649 Euro wert sein! Der
Pre-1 kann auch weiterhin als separates Geraet an allen RX betrieben
werden, einzig am Sangean ATs 909 bringt er nichts, da dessen Antenne
bereits optimal ab Werk angepasst ist! Ich selbst habe den PRE-1 seit
1999 bei verschiedenen RX im Einsatz und damit oftmals bessere
Empfaenge erzielt.

Ebenso am Stand ausgestellt war die ADDX AT-2, ein mobiles
Aktivantennensystem zum Einsatz im Haus. Ich habe diese vor kurzem
gekauft und in Friedrichshafen dabei gehabt: mit einem magnetischen
LOOP-Modul das ueber BNC Stecker auf die Steuereinheit aufgesteckt
wird lassen sich oftmals ungeahnte Empfangsverbesserungen erzielen.
Ich werde die Ergebnisse meines Vergleichs in einem separaten Test
gerne einmal berichten, da diese kleine Antenne wirklich extremes aus
einer bestehenden Ausruestung herauszuholen vermag.


Messerundgang

Winradio

Einen Empfaenger im PC zu haben, bzw. diesen als kleinen Kasten neben
dem Notebook, ist sicher fuer viele klassische Hoerer
gewoehnungsbeduerftig. Leistungsfaehig jedoch sind diese
"Software-definierten Radios" schon. Wenn auch fuer das kleinste
Modell von WINRADIO berweits ein stolzer Preis von 1000 Euro faellig
wird, so lassen sich hiermit jedoch neben Signalanalysen auch
zeitversetztes Hoeren und vielfaeltige DSP-Manipulationen durchfuehren
- manch teurer Stationsempfaenger hat da weniger zu bieten. Die
simulierte Bedienoberflaeche mit per Maus bedienbarem Drehknopf wirkt
auf mich jedoch allenfalls wie ein Behelf. Das mag mit ein Grund sein,
dass Software-definiere Radios bislang nur wenig Verbreitung fanden.
Als KW-Hoerer hat man lieber ein echtes Geraet mit realen Bedientasten
- und kein simuliertes Bildschirm-Abbild.



QRM Eliminatoren

Leidgeprueft sind viele Hoerer, die zwar einen Sender empfangen, aber
durch Knistern und Prasseln kaum etwas verstehen. Analoge Filter sind
da schnell am Ende, wenn es sich um komplexe Stoersignale handelt. das
Zeuberwort heisst DSP: Digital Sound Processing. Derart aufbereitet
lassen sich Sprachsignale anheben und Rauschen, Knistern, Brummen und
Knacken fast gaenzlich eliminieren. Problematisch ist es jedoch bei
Musik - diese vermag eine DSP nicht von "Geraeusch" zu unterscheiden.
Da aber KW ein Sprachmedium ist, kann eine DSP hier jedoch etwas
bringen. Interessant sind derzeit 2 Geraete: der Sprachextraktor
Lingua vom Ingenieurbeuero Michels in Weiterstadt und das
Rausch-Unterdrueckungsmodul NES-10-2 von bhi aus England, vertrieben
durch WiMo im pfaelzischen Herxheim.

Letzteres gibt es in verschiedenen Ausfuehrungen, von der mich die
preiswerteste am meisten beeindruckt hat - steht diese mit ca. 130
Euro doch in einem noch tolerablen Rahmen, was das Verhaeltnis zu
durchschnittlichen Empfaengerpreise betrifft:

in einem kleinen Lautsprecher ist das DSP Modul eingebaut. Oben stellt
man die Lautstaerke ein, unten ueber DIP-Schalter die Betriebsart,
d.h. die Staerke der Signalverarbeitung. Einschalten - und sich
wundern, wie ruhig das Signal wird! Realistisch vorgefuehrt wurde es
am Stand von bhi mit einem kleinen Reise-Weltempfaenger, konnte man
das von erheblichem Hallen-QRM fast unlesbar gewordene Signal der
Deutschen Welle mit einem mal wieder klar hoeren! Ein
Kopfhoerer-Ausgang ist vorhanden. Kaum groesser als eine
Zigarettenschachtel, hat es auch im Reisegepaeck neben dem Netzteil,
das fuer den Betrieb mit einer Spannung von 12-18Volt benoetigt wird
Platz.

Das Geraet "Lingua" wurde in einem Vortrag von Herrn Michels am
Freitag vorgestellt, finden aber konnte ich das Geraet dann nirgendwo
in den Hallen. Der Preis von 222 Euro erscheint mir auch sehr hoch
gegriffen, zumindest fuer Kurzwellen-Rundfunkhoerer. Ausserdem ist es
groesser als das kleine bhi.




Mehrfach-Kopfhoerer-Verteiler

Dierking hat nun ein kleines Kaestchen mit integriertem Verstaerker
herausgebracht, an dem man gleich bis zu 4 Kopfhoerer anschliessen
kann. Jeder Ausgang ist mit einem eigenen Lautstaerkeregler versehen.
Fuer uns Hoerer ist dieses 55 Euro teure Verteilerkaestchen durchaus
sinnvoll: eine Buchse kann z.B. durch einen Kopfhoerer belegt werden,
eine andere kann einen externen Lautsprecher ansteuern. Die Dritte
geht evtl. zu einem Rekorder oder einem Soundkartenanschluss, und bei
Nr.4 kann ein zweiter Hoerer mithoeren. Keine schlechte Idee. Meinen
Wunsch, ggf. den Eingang schaltbar zwischen 2 RX auszulegen, gefiel
Herrn Dierking so gut, dass er dies gleich notierte und wohl in einem
Nachfolgegeraet einbauen wird.


Zorns Lemma Wetterfax Software

Wer sich fuer Wetterfax-Empfang interessiert oder Morsetelegrafie im
Klartext lesen moechte, der sollte sich die nun in der 11. Version
vorliegenden Software einmal naeher ansehen. Das Signal wird ueber den
Kopfhoererausgang des RX ueber ein Kabel in die Soundkarte des PC
geleitet. Dort uebernimmt dann das Programm die Decodierung der
Signale, die dann in Wetterkarten oder bei Morsetelegrafie in Klartext
dekodiert werden. Eine Spezielanwendung, aber durchaus ein
interessanter Teilaspekt unseres Hobbys.


Im Freigelaende stellte die Bundespolizei ihre funktechnischen
Moeglichkeiten vor, auch dieser Stand war gut besucht.


Alles in Allem war diese HAMRADIO wieder einmal eine sehenswerte
Veranstaltung, und die vielen Besucher aus aller Welt haben erneut
eindrucksvoll beweisen, dass Amaterufunk und Kurzwellenradio bei
weitem keine veralteten oder gar aussterbenden Technologien sind. Im
Gegenteil sind die Funker und Kurzwellenhoerer eine stetige, auch
interkulturell hoch interessierte und multiplikativ wirkende, feste
Klientel, kurz: wahrhaft weltoffene Menschen, treue Hoerer. Nur 2
Zahlen sollen belegen, dass Funk noch aktuell ist: Allein in
Deutschland sind 65 000 Funkamateure aktiv, in Grossbritannien sind es
50 000. Die Zahl steigt, diese Menschen hoeren zu und sind nicht nur
kurzweilige Konsumenten, wie man es im web ist.
Kurzwelle lebt!

Hoffen wir, dass diese Tatsache auch in den Vorstandsetagen der
grossen Auslandsdienste Beachtung findet und nicht stoer- und
zensuranfaelligen Medien wie Internet und Satellit weiterhin einseitig
zu Lasten der Kurzwelle der Vorzug gegeben wird.




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