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[A-DX] Armbanduhr-Empfaenger?


  • Subject: [A-DX] Armbanduhr-Empfaenger?
  • From: Herbert Meixner <hmeixner@xxxxxxxxx>
  • Date: Tue, 19 Jun 2007 14:19:15 +0200

Bei fruehsommerlicher Hitze im kuehlen Keller beim Stoebern gefunden:

Auszug aus dem Leitartikel von "das elektron", Heft 4, Jahrgang 1948,
Herausgeber Ing. H. Kirnbauer [1918-2006].

xxxxxxxxxx

Kommt der Armbanduhr-Empfaenger?

H.K. Die Roehren sind das Herz eines jeden elektronischen Geraetes.
Wenn wir bedenken, dass in einer der neuartigen elektronischen Rechen-
maschinen bis zu 18.000 Roehren verwendet werden, so koennen wir
uns vielleicht einen kleinen Begriff ueber die Vielfalt ihrer Verwendungs-
moeglichkeiten machen. Es ist selbstverstaendlich, dass eine entscheidende
Verkleinerung der Einzelroehre auch eine gewaltige Verringerung des
Gesamtumfanges einer derartigen Elektronenmaschine ausmachen würde.

Aus diesem und vielen, vielen anderen Gruenden kam man zur Konstruktion
der Reiskornroehre, einer Radioröhre in der Groesse eines Reiskornes.
Halten wir einen Augenblick an und stellen wir uns im Geist die Groesse
eines wirklichen Reiskornes und die Abmessungen einer der ueblichen
Radioroehren vor. Vielleicht koennen wir dann ahnen, was dieser
grössenmaessige Schritt nach unten fuer einen Sprung der Elektronen-
technik nach oben bedeutet. Bisher sind noch keine naeheren Angaben
ueber die neue Mikroroehre, da diese auf militaerischem Gebiet wichtige
Anwendungsmoeglichkeiten besitzt, gegeben worden. Bekannt ist nur, dass
die Gebrauchsdauer 15.000 bis 20.000 Brennstunden betragen soll.

In der amerikanischen Zeitschrift "Radio Craft" hat Hugo Gernsback einen
Radioapparat in Armbandgroesse prophezeit. Es waere ohne weiteres
moeglich, einen Fuenf- oder Mehr-Roehren-Empfaenger in dieser Groesse
herzustellen. Problem dabei sind nur die Batterien. Da die Roehren einen
sehr geringen Stromverbrauch haben, koennte man sich einen elektrischen
Miniatur-Generator ausdenken, der unter Verwendung von Alnico-V-Magneten
aufgebaut und durch ein Uhrwerk getrieben wird. Das Uhrwerk wird in der
ueblichen Weise aufgezogen und der Generator arbeitet fuer kurze Zeit.
Dann muss wieder das Aufziehen erfolgen. Folglich werden wir ueber einen
sich selbst speisenden Radioempfaenger in der Groesse einer Armbanduhr
verfuegen. Der Teil, der heute normalerweise das Glas enthaelt, wird zur
Lautsprechermembrane. Es wird genuegen, den Armbanduhrempfaenger
ans Ohr zu fuehren, um eine klare und genuegend laute Wiedergabe zu haben
und sich des Anhoerens einer Reihe von Programmen zu erfreuen. Soweit
Hugo Gernsback. Vielleicht schiesst er mit seiner Prophezeiung ein bisschen
ueber das Ziel hinaus, aber das wird ja die Zukunft zeigen.

Die Roehrenindustrie bleibt nicht stehen, sie produziert immer und immer
wieder neue Typen. Schon wird vorgeschlagen, die Reiskornroehre als
Fuenffachroehre aufzubauen und in einem Kolben saemtliche fuer den Aufbau
eines Supers notwendigen Systeme unterzubringen. Der uebrige Teil des
Geraetes waere dann in der Technik der "Gedruckten Radioapparate"
auszufuehren.

xxxxxxxxxx

Ich weiss nicht, ob das ein "April"-Leitartikel war oder die Reiskornroehre Wirklichkeit war. Aber der Transistor stand bereits in den Startloechern und der kuenftige Weg war ein anderer.

Mit Gruss,
Herbert



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