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Re: AW: [A-DX] DRM im 49m Band


  • Subject: Re: AW: [A-DX] DRM im 49m Band
  • From: Wolfgang Thiele <thiele@xxxxxxx>
  • Date: Wed, 29 Oct 2008 16:53:30 +0100

Stephan Schaa schrieb:

Wer ist denn, neben den üblichen Kurzwellenfreaks, potentieller Hörer für deutsche Auslandssendungen im europäischen Ausland? Drei Gruppen fallen mir da ein:

1. Deutsche im Urlaub, die zu Hause auch eher auf Wortprogramme wie Deutschlandfunk etc. stehen und sich auch im Urlaub über wichtige Geschehnisse (nebenbei) informieren wollen.

2. Auslandsdeutsche, die entweder zeitweise oder dauerhaft im Ausland leben und Wortprogramme und Informationen hören wollen, um den Anschluss zu halten.

3. an Deutschland interessierte Ausländer, die in ihrer Freizeit mehr über Land & Leute & Sprache hören wollen.

Alle drei Gruppen dürften recht kein sein, aber in den meisten Fällen überdurchschnittlich gebildet und - vielleicht mit Ausnahme der ersten Gruppe - zumeist auch bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, um dem FM-Einerlei im jeweiligen Land auszuweichen. Höchste Mobilität (Stichworte: Strand oder Sport) ist bei diesen Gruppen nicht unbedingt erforderlich, Autoradios oder Autoradioerweiterungen (ähnlich den Sat-Radios in den USA oder auch Ipod-Halterungen) und noch tragbare gute Kofferradios für Küche, Balkon und Garten mit ordentlicher Audioqualiät wären sicher nicht schlecht. Dazu meine Empfehlung an die DW. Das Problem istnicht in erster Linie ein technisches: Der Inhalt des deutschen Programmms der DW ist einfach nicht mehr konkurrenzfähig! Jetziges deutsches Programm einstampfen und durch das des Deutschlandfunks, eventuell mit einigen DW-Erweiterungen, ersetzen. Dieses analog und digital Europaweit ausstrahlen. Das wär meine Empfehlung. Den drei oben aufgezählten Gruppen wäre damit wohl am besten gedient und die Hörerschaft könnte sich eventuell sogar noch ausbauen lassen...

Ein wichtige Unterscheidung! Man muss sich nämlich genau darüber im klaren sein, worüber man überhaupt spricht, wenn es um Auslandsrundfunk geht. Da wird vieles in einen Topf geworfen.

Beispiel Rundfunk aus Deutschland in deutscher Sprache für das Ausland:

Noch vor 30 Jahre war die Kurzwelle im allgemeinen und die Deutsche Welle im Besonderen praktisch die einzige Informationsquelle für Deutsche, die sich als Touristen, als Geschäftsleute oder "auf Montage" vorübergehend im Ausland aufgehalten haben.

Das können sich viele heute gar nicht mehr vorstellen. Es gab mal eine Zeit, da bezahlte man für ein Telefongespräch aus Deutschland in die USA ein Vermögen. Wenn ich es richtig erinnere, dauerte eine Gesprächseinheit weniger als 2 Sekunden. Und die kostete 23 Pfennig!

Ich war, als junger Pimpf Anfang/Mitte der 80er Jahre zweimal mit einer deutschen Schülergruppe in den USA. Damals hatte ich meinen Grundig Yacht Boy dabei und damit einen gewaltigen Informationsvorsprung. Ich war nämlich über die Ergebnisse der Fußballbundesliga in Echtzeit informiert.

In kleinen amerikanischen Drugstores konnte man damals mehrere Wochen alte Ausgaben der "Bunten", des "Stern" und des "Spiegel" kaufen. Und diese Zeitschriften fanden ihre Käufer, weil es andere Informationsquellen über Deutschland nicht gab. Es gab kein Satellitenfernsehen und auch keine Livestreams.

Wenn heute ein deutscher Rentner in Florida seinen Lebensabend genießt, so kann er sich im PC alle Radiosender der ARD in bester Qualität anhören, ebenso wie die aktuelle Tagesschau, das Heutejournal und die Sportschau im Livestream.

Keine Veranlassung mehr, sich die passende Frequenz der Deutschen Welle für die Abendsendung nach USA/Ost herauszusuchen.

Ich hatte auf meiner letzten USA-Reise auch meinen kleinen Sony-Kurzwellenempfänger dabei. In dem Hotel in Downtown Las Vegas konnte ich auf Kurzwelle leider wegen des massiven Störnebels der Neonbeleuchtungen nichts hören. Mittelwelle und UKW ging so einigermaßen, aber die Ironie ist, dass ich hier zu Hause mit meinem Noxon mehr Hörfunkstationen aus dem südlichen Nevada (in besserer Qualität) hören kann, als vor Ort.

Die Informationen aus Deutschland habe ich mir dann mit dem Internet-PC besorgt, der in der Hotellobby steht.

Wäre ich nicht so ein Geizkragen, hätte ich natürlich mein eigenes Notebook mit WLAN dabei gehabt, wie es heute jeder Geschäftsreisende und Austauschschüler tut.

Die einzige Gruppe von Auslandsdeutschen, die vielleicht heutzutage noch ein Interesse an Kurzwellensendungen aus Deutschland haben könnte, würde ich evtl. in Südamerika lokalisieren, insbesondere in Brasilien. Dort dürfte es eine ganze Reihe von Menschen geben, denen (breitbandiger) Internetzugang nicht zu Verfügung steht.

Zu deutschen Urlaubern in den klassischen Destinationen wie Spanien wurde schon alles gesagt: Im Hotel auf Mallorca bringt der Fernseher im Hotelzimmer dieselben Programme wie zu Hause, inklusive des WDR-Lokalfensters Wuppertal. Dass es auf Mallorca nicht besonders schwer ist, an die aktuelle Bild-Zeitung, den Spiegel, den Kicker und die Funkuhr zu kommen, braucht man wohl nicht extra zu vermerken.

Interessenten für deutschsprachige Sendungen auf Kurzwelle würde ich darüber hinaus noch in Osteuropa vermutent: In den Weiten der Ukraine und von Russland gibt es wohl nicht wenige Deutschsprachige (Nicht-Muttersprachler), die an Sendungen aus Deutschland interessiert sind und die keinen Zugang zum Internet haben.

Das nähere müsste eine exakte Hörerforschung ermitteln.

Gruß
Wolfgang
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