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Re: [A-DX] EDXC Konferenz
- Subject: Re: [A-DX] EDXC Konferenz
- From: Ulrich Schnelle <ulrichschnelle@xxxxxxxxxxxx>
- Date: Thu, 11 Sep 2008 19:54:49 +0200
Hallo Liste, hallo Martin, Du schriebst: > Meine Quintessenz ist eine andere: Wenn sich zeigt, daß kein Bedarf an > einem Dachverband besteht, dann soll man die Idee beerdigen und nicht > vierzig Jahre lang als Zombie rumgeistern lassen.Einspruch: Es mag sein, dass das European DX Council HEUTE ein Zombie ist und sich überlebt hat. Dazu habe ich die ganze Sache in den letzten fünf bis sechs Jahren zu wenig verfolgt. Was aber die *gesamten* 40 Jahre (oder so) angeht, da muss ich Dir widersprechen.
> Da fallen mir zwei Dinge auf: Erstens hat wohl schon damals niemand den > Bedarf für einen Dachverband gesehen und sich deshalb auch nicht > engagiert. Interessant Deine zweite These, das EDXC hätte ja ein > Feuerwerk guter Ideen abgebrannt, nur leider, leider, hätten die Clubs > den Ball nicht aufgenommen. Perlen, Säue... Kannst Du denn mal da ein > paar Punkte benennen?Den Bedarf für einen Dachverband hat man damals sehr wohl gesehen, sonst hätte man das EDXC ja nicht gegründet. Und für mich hat sich das EDXC auch als Korrektiv im Verhältnis DXer zu Rundfunkanstalt dargestellt. Es wurde viel hinter den Kulissen veranstaltet, ja geradezu wieder zurechtgebogen. Ich war mit dem damaligen EDXC-Generalsekretär Rudolf Heim recht gut befreundet und wir hatten bis Ende der 70er wöchentliche (!) Hobbytreffen in Bochum-Querenburg unweit der Uni. In den weiteren Jahren dann monatlich. Ich kann mich lebhaft erinnern, dass Rudolf Heim damals zahlreiche Schreiben diverser Auslandssender auf den Schreibtisch bekam, wo diese sich über bestimmte, teils dreiste Unarten der DXer und auch deren Klubs beschwerten.
Ich will nicht in alten Töpfen rumrühren, aber es gab auch damals schon Hobbyfreunde, die über Botschaften oder Konsulate versuchten, QSL-Karten zu erlangen/zu reklamieren, oder die die Sender mit -zig Empfangsberichten von der selben Frequenz und Uhrzeit zuschütteten, möglichst noch mit dem Standardsatz: "ihre Sendung war interessant und gut gemacht, bitte schicken Sie mir eine QSL-Karte, zwei Aufkleber und Ihren Wimpel!" Ein großer Aufreger waren auch die Beliebtheitsumfragen, bei denen dann immer Radio RSA, die Stimme der Apardheid aus Südafrika den ersten Platz belegte, weil man so schöne bunte QSL-Karten hatte und diese vor Allem so schnell verschickte. Ein großer Brüller war auch, dass eine DX-Zeitschrift die Logs eines DXers aus Gelsenkirchen (ausgerechnet...!) veröffentlichte, etwa vom Kaliber: Tonga Islands auf Mittelwelle zur Mittagszeit. Entweder in Hilversum (1976) oder Brüssel (1977) war das ein beliebtes Thema.
Nur das "Buch der Rekorde" gab es damals noch nicht... ;-)Ich behaupte, dass das EDXC damals Einiges auf diesem Gebiet zu tun gehabt hat, sowohl auf den Konferenzen hinter den Kulissen, als auch durch die Arbeit des Secretary General. Und hätten wir nicht so DXer-freundliche Rundfunkmenschen wie Arne Skoog, Harry van Gelder, Jim Vastenhoud, und wie sie alle hießen, gehabt, hätte wohl so mancher Hobbyfreund heute einige QSLs und bestätigte Länder weniger.
Und was man nicht vergessen darf: In unserem Hobby läuft, bis auf wenige Ausnahmen alles ehrenamtlich. Meine Erfahrung ist, dass da so mancher Mitarbeitswillige den Mund voller nimmt, als er hinterher wirklich erfüllen kann. (Ich will mich da gar nicht ausnehmen!) Und wenn dann die DX-Funktionäre auf der EDXC-Konferenz schöne Sachen beschließen, ist das ja auch alles sehr toll. Zu Hause bemerkt man dann aber: Huch, da ist ja noch meine eigene Vereinsarbeit, meine Familie, mein Beruf! - Nee, die schöne dicke Mappe von der EDXC-Konferenz lege ich erstmal ins Regal - huch, da liegt ja noch die vom letzten Jahr!
Eine kommerzielle Verbratung unseres Hobbies hatten wir ja auch schon mal, und die ist bekanntlicherweise jämmerlich in die Beinkleider gegangen. Leider haben wir das Problem, dass eine kommerzielle "Behandlung" immense Kosten mit sich bringen und eine Adressierung unserer Informationen an eine breite Masse erfordern würde. Dies würde jedoch eine gewisse Niveauverflachung nach sich ziehen, etwa so im Stile einer Computer-B***. Ansätze dazu gab es ja beim vorerwähnten Projekt Mitte der 80er-Jahre ja auch schon. Schönes, vor allem buntes (damals teures) Titelbild, nette und reisserische Überschriften, usw. Das wollten und wollen wir Hobby-"Fach"-Leute aber nicht. Also kommerziell, so wie in Japan mal eine Zeit lang, geht in unserem Nischen-Hobby nicht. Also weiterhin alles ehrenamtlich, siehe oben.
Ich bin jetzt auch seit fast 40 Jahren DXer, aber ich habe von den segensreichen Aktivitäten des EDXC in der gesamten Zeit nicht das geringste verspürt.
Du hast es nur nicht bemerkt!
Dann will ich das mal nicht schlechtreden, sondern mal eine ganz einfache Frage stellen: Du kannst mir doch als alter EDXC-Insider sicher sagen, was das EDXC in den vierzig Jahren seines Bestehens an wichtigen Dingen für die DX-Clubs und damit letzten Endes für den normalen DXer wie mich so vollbracht hat? Die Landliste fällt mir ein, aber gibt es auch nur einen einzigen anderen Punkt?
Nö, da gebe ich Dir schon Recht, so konkret fällt da mir Augenblick nichts wirklich *Greifbares* ein. ;-) Ich bin ja schon erfreut, dass man die Landliste kostenlos runterladen kann. Früher musste man dafür bezahlen, die Klubs mussten sich die in Kommission hinlegen. Und das hat gekostet...
Oder sieht jemand den Bedarf für eine europaweite Zusammenarbeit von DX-Clubs unter dem Dach des EDXC? Und wenn ja, was sollte das Ziel sein, und mit welchen Mitteln möchte man das Ziel erreichen? Mit Ziel meine ich etwas Konkretes, nicht den Qualm von wegen Völkerverständigung, Weltfrieden, technischem Fortschritt und sonstigem Hokuspokus.
Steht dieser "Qualm" überhaupt in den EDXC-Statuten ? So viel ich weiß, steht sowas nur in den Satzungen deutscher Vereine - aus vereinsrechtlichen Gründen - und auch auf Empfangsberichtsvordrucken und Stempeln deutscher DXer... ;-)
Uli, schau mal kritisch in den Spiegel: Ja, auch Du bist älter geworden. Daß Tibor Szilagyi, Anker Petersen, Torre Ekblom usw. nette Kerle sind, ist unbestritten, aber ein Ausbund an Jugendlichkeit sind sie auch wieder nicht. Ja, das ist ein Altherrentreffen! Was ja per se nichts Schlimmes ist.
Ja, okay, *heute* sind die Macher wirklich alte Herren. Ist ja bis auf wenige Ausnahmen auch in "meinem" Verein und auf unseren Camps so. Und unsere alten Herren sind mir tausend Mal lieber, als die "jungen Spünde", die sich erst mit viel Engagement einbringen, und denen dann ganz plötzlich einfällt, dass es auch eine Frauenwelt gibt, oder dass jetzt das Abitur ansteht, und dann alles Knall auf Fall hinschmeißen. Alles schon häufig da gewesen. Wobei Ausnahmen die Regel bestätigen.
Nur, nochmals als Zusammenfassung: Ich finde es nicht gut, dass das EDXC und seine Arbeit an sich über die gesamte Dauer seiner Existenz als überflüssiger Zombie abqualifiziert wird. Das EDXC hat lange Jahre seine Berechtigung gehabt, wenn auch nicht für jedermann offensichtlich und auch Ergebnisse gebracht.
Was heute beim EDXC aktuell ist, darüber bin ich aus Zeitmangel leider nicht informiert, und ich muss leider auch sagen, dass ich mich nach dem Quatsch mit den zwei verschiedenen Webseiten, den Animositäten zwischen Finnland und Italien und dem Theater um die Gültigkeit von Funktionärswahlen - so um die Jahrtausendwende herum - mit Grausen vom EDXC abgewendet habe, auch, weil ich den ganzen Driss gar nicht so richtig verstanden habe...
Was den Ablauf der EDXC-Konferenzen angeht: Um "Bankettveranstaltungen" oder so, hat es sich hier niemals gehandelt. Das EDXC-Bankett als solches war zu jeder Konferenz *der* gesellschaftliche Höhepunkt, wo man bei mehr oder weniger gutem Essen und Life-Musik auch anstehende Ehrungen und Preisverleihungen vornahm und es meist auch eine nette Tombola gab.
Das Bankett war allerdings immer nur *ein* Punkt auf der umfangreichen Tagesordnung. Senderbesichtigungen und Stadtrundfahrten waren neben den umfangreichen Sitzungen und Diskussionsrunden obligatorisch. Und in Finnland natürlich immer jede Menge "Sauna". :-) Gemeinsames DXen gab es ab und zu auch.
Was den Rahmen der Konferenzen an sich angeht, so hätten sich doch manche Teilnehmer manchmal einen kleineren (und preiswerteren) Rahmen gewünscht. Relativ erschwingliche Konferenzen waren Wien, Mölndal/Göteborg, Paris; dagegen standen "teure" Zusammenkünfte wie London, Köln, oder gar Antwerpen 1988, wo man sogar die Unverschämtheit hatte, Kurzbesuchern ein Eintrittsgeld von umgerechnet 10 DM abzuknöpfen...
Beste 73 aus Gelsenkirchen Uli -- ----------------------------------------------------------------------- Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet. Admin: Christoph Ratzer, OE2CRM http://www.ratzer.at ----------------------------------------------------------------------- Private Verwendung der A-DX Meldungen fuer Hobbyzwecke ist gestattet, jede kommerzielle Verwendung bedarf der Zustimmung des A-DX Listenbetreibers.
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