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[A-DX] DW-China-Expertin verstummt


  • Subject: [A-DX] DW-China-Expertin verstummt
  • From: Tom DF5JL <df5jl@xxxxxx>
  • Date: Wed, 27 Aug 2008 22:36:03 +0200

Liebe Liste,

anbei ein interessanter Artikel des Kölner Stadtanzeigers (KStA), den ich gerne den anderen Listenteilnehmern, vornehmlich jenen, die ein gesteigertes Interesse an Wesen, Funktion und Programminhalten der DW haben, zur Kenntnis bringe.

Die URL des Originalbeitrags lautet http://www.ksta.de/html/artikel/1218660433783.shtml

Tom DF5JL

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Die China-Expertin ist verstummt

Von Thomas Gehringer, 26.08.08, 20:08h

Aus der Schusslinie genommen: Der Redakteurin und China-Expertin Danhong Zhang wurde kurzerhand das Mikrofon abgedreht. Offenbar wurde der Deutschen Welle der Rummel um Zhang und ihre teils provokanten Äußerungen über China zu viel.

Zensur ist für die Deutsche Welle (DW) kein unbekanntes Phänomen. So produziert der deutsche Auslandssender in Bonn täglich drei Hörfunksendungen in chinesischer Sprache, die in China über Kurzwelle, Satellit und übers Internet zu empfangen sind. Theoretisch. Allerdings werden etwa die Onlineseiten regelmäßig von der Zensurbehörde gesperrt, übertrieben china-freundlich scheint es im DW-Programm nicht zuzugehen.

Egal, wie die Zensoren gerade entscheiden: Danhong Zhang, die stellvertretende Leiterin der chinesischen Redaktion, ist zurzeit ohnehin nicht zu hören. Ihr wurde vom eigenen Sender das Mikrofon abgedreht. Offiziell heißt es: „Wir sind gemeinsam übereingekommen, die Vorwürfe in Ruhe zu prüfen“, sagt Ansgar Burghof, Leiter der DW-Intendanz. „Es gab ein paar Aussagen von Frau Zhang, die nicht so stehen bleiben können.“ Ihren Posten hat sie vorerst behalten.

Gegen den Strom

Die in Peking geborene Danghong Zhang hat seit 1990 als DW-Redakteurin „immer untadelig ihren Job gemacht“ (Burghof). Sie gilt als exzellente China-Expertin und trat vor den Olympischen Spielen in zahlreichen Diskussionen öffentlich auf, etwa bei „Maybrit Illner“ im ZDF und auch in einer Diskussion bei ksta.tv. Dabei machte sie sich offenkundig zur Aufgabe, gegen den Strom der Meinungen zu schwimmen. Es würden im Westen zu sehr die negativen Seiten der Volksrepublik in den Vordergrund gestellt, sagte sie mehrfach. China habe auch Fortschritte vorzuweisen, sogar bei den Menschenrechten. Einige Sätze klangen allerdings in der Tat irritierend. Wie der deutsche Sportfunktionär Michael Vesper verwies sie beim Thema Internetzensur darauf, dass ja in Deutschland ebenfalls Seiten gesperrt würden, zum Beispiel wenn dort kinderpornografische Inhalte zu finden seien.

Danhong Zhang wurde daraufhin selbst zur Zielscheibe von Kritik.

Der „Focus“ schrieb am 11. August, sie habe „die Kommunistische Partei Chinas hofiert“. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Wiefelspütz erklärte laut „Berliner Zeitung“, die Leistungen dieser Journalistin „werden der Aufgabe der Deutschen Welle nicht gerecht“. Von beiden Redaktionen wurde als Beleg ein weiteres Zitat von Danhong Zhang geliefert. Demnach habe die KP „mehr als jede politische Kraft auf der Welt zur Verwirklichung des Artikels 3 der Erklärung der Menschenrechte beigetragen“. In diesem Artikel wird das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person gefordert. Ein Sprecher der Deutschen Welle weist darauf hin, die Kritiker hätten allerdings einen Halbsatz unterschlagen:

Danhong Zhang hatte ihrer provokanten Behauptung vorangeschickt, es sei China gelungen, 400 Millionen Menschen aus der Armut zu holen.

Über ihre Aussagen lässt sich trefflich streiten. Wer sich jedoch die Mühe macht, findet genügend Belege dafür, dass die DW-Redakteurin Chinas Kommunisten alles andere als hofiert. Noch am 11. August rezensierte sie im Deutschlandfunk die Autobiografie des Menschenrechtsanwalts Gao Zhisheng: Es sei dem Autor auf eine sehr eindringliche Weise gelungen, sagte sie, die unsägliche Situation eines Menschenrechtsanwalts in China zu Anfang des 21. Jahrhunderts aufzuzeichnen. Und auch dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber betonte sie Mitte Mai: „Ich streite überhaupt nicht ab, dass in China tagtäglich Menschenrechte verletzt werden.“

Der Deutschen Welle wurde der Rummel um Danhong Zhang offenbar zu viel. Noch während Intendant Erik Bettermann in Urlaub war, wurde die streitbare Redakteurin aus der Schusslinie genommen. Man entschied sich gegen die naheliegende Reihenfolge, erst in Ruhe zu prüfen und dann über Konsequenzen zu entscheiden. Politischen Druck habe es keinen gegeben, betonte Burghof. Allerdings muss sich die aus dem Bundeshaushalt finanzierte DW nun fragen lassen, wie weit es in Bonn um die innere Meinungsfreiheit bestellt ist.



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