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Re: [A-DX] Funktion von Auslandsdiensten


  • Subject: Re: [A-DX] Funktion von Auslandsdiensten
  • From: Martin Prochazka <prochazka_martin@xxxxxx>
  • Date: Sun, 18 Oct 2009 19:02:15 +0200

Offen gestanden finde ich, dass Auslandssender für ein am Land interessiertes Publikum eine sehr wesentliche Informationsquelle sein können. Ich befasse mich beruflich sehr intensiv mit Südosteuropa und spreche unter anderem Albanisch und Serbisch. Über Albanien, das Kosovo, Serbien, Bosnien und Kroatien kann ich mich problemlos über das Internet in der Landessprache informieren. Bei Rumänien und Moldawien tu ich mir schon schwerer, weil ich inzwischen zwar schon ganz gut Rumänisch kann, ich beim Lesen längerer und komplizierterer Analysen aber immer noch oft zum Wörterbuch greifen muss. Bulgarisch, Makedonisch und Griechisch kann ich überhaupt nicht, da würden mir auch ganze Bibliotheken im Netz nicht weiterhelfen.

Insbesondere in den vergangenen Jahren habe ich Radio Rumänien und Radio Sofia mit ihren deutschen, englischen und französischen Programmen als Informationsquelle schätzen gelernt. Natürlich gibt es ab und zu auch Beiträge, bei denen ich mich frage, wer um alles in der Welt sich DAFÜR interessieren kann, aber insbesondere Nachrichten, die Presseschau und diverse Reportagen und Kommentare geben einen guten Überblick darüber, was gerade im jeweiligen Land geschieht. Im Deutschprogramm von RFI (bin auch frankophil) werden auch immer wieder Hintergründe erklärt, die mir helfen, Beiträge aus der französischen Presse oder dem dortigen TV besser einzuordnen. Dabei handelt es sich zumeist um Dinge, die man einem Franzosen nicht erst erklären muss, die für mich als interessiertem Ausländer aber keineswegs selbstverständlich sind.

Zwar gibt es auch diverse Websites mit Infos und Nachrichten auf Englisch und Französisch, aber entweder sind die Beiträge nur sehr kurz (z.B. die RFE Newsline zu Ost- und Südosteuropa) oder aber sie bieten nur einmal pro Woche genauere Analysen, wobei manche Länder der Region fast jedes Mal, andere nur selten behandelt werden. Einmal oder gar mehrere Male pro Tag eine ganze Stunde mit Beiträgen zu einem bestimmten Land, über das ich mich informieren möchte oder gar informieren muss, frei Haus geliefert zu bekommen, ist ein enormer Vorteil. Wenn man als nettes beiwerk auch noch mehr über kulturelles Leben, Musik etc. erfährt - umso besser! Ich hoffe also inständig, dass insbesondere Radio Rumänien noch ein langes Leben beschieden sein wird! (Gegenwärtig erlebt Rumänien übrigens gerade eine der größten politischen Krisen seit 1989, was in der Westpresse meistens nur in Form von Randnotizen behandelt wird. Da ist RRI um Welten besser!)

Ich bin primär Programmhörer und schreibe meinen Lieblingssendern, wenn ich konkrete Fragen oder Vorschläge habe. Vor knapp 20 Jahren habe ich beispielsweise Bukarest zum ersten und letzten Mal um eine QSL gebeten. Durch die regelmäßige "Verbindung" zu Rumänien ist mein Interesse am Land entscheidend gewachsen, sodass ich es bereits mehrmals besucht habe. Indirekt hat RRI damit bereits den Tourismus gefördert. Ob die Reichweite damit auch die Kosten rechtfertigt, steht leider auf einem ganz anderen Blatt.

Martin.


GHefler@xxxxxxxxxxx schrieb:
Hallo Liste,
Da ich erst gestern aus dem Urlaub zurückkehrte kann ich leider nur
verspätet auf diesen, wie ich finde, sehr wichtigen Beitrag von Erich
Buck im Bezug auf Auslandsdienste eingehen:
Ich denke das seine Aussagen zentral sind und bei den meisten
Diskussionen die hier ausbrechen, wenn wieder einmal ein Auslandsdienst
seine Berichterstattung einstellt, übergangen werden. Wenn man sich einmal öfter die Frage nach dem Sinn dieser Dienste
stellen würde, könnte man sich zermürbende Diskussionen über DRM und co.
sparen. Denn so weh es einem als Dxer auch tut muss man einfach klar sehen, dass diese Sender der Zeit hinterherhinken. Sie sind ein Überrest der Grabenkämpfe von gestern, die ich z.B nicht mehr erlebt habe. So kann ich einfach mal aus der Sicht eines Jüngeren argumentieren:
Wenn ich mich über ein Land informieren will dann nutze ich das Internet
um meine Informationen zu erhalten, einen Auslandsdienst benötige ich da
nicht. Das mag früher, gerade zu Zeiten des Kommunismus,  sicherlich
anders gewesen sein, da ging es um den Kampf der Systeme, die
Höreranzahl war da egal. Heute leben wir aber in einem größtenteils
befriedeten und vor allem demokratischen Europa, mit der EU als
Dachorganisation, da ist eine Profilierung durch einen Auslandsdienst
einfach überflüssig geworden.
Es kann sich also noch so lange an Technoligien wie DRM geklammert
werden, wenn ein Sender keine Funktion mehr hat ist es egal ob ich ihn
im KW-Sound oder Dolby Digital empfangen kann. Das Programm ändert sich
ja nicht. Da kann ich jeden Programmdirektor verstehen der seinen Auslandsdienst einstellt.
Natürlich gibt es noch Länder wie China oder Nord-Korea die ihre
Berichterstattung stetig ausbauen. Diese Länder sind allerdings
Diktaturen welche ihre Sender zur Propaganda einsetzen.
Und wenn nun doch wieder Beschwerden bei der Einstellung eines Dienstes
lautwerden, sollte sich jeder einmal an seine eigene Nase fassen:
Wie oft habe ich den Dienst eigentlich gehört (und damit meine ich
unabhängig vom DXen)?
Bietet mir der Dienst einen Mehwert an Information an die ich anderswo
nicht bekommen kann?

Ich kann jeden verstehen der die Abschaltung der Dienste nich gut
findet, aber man muss die Dinge manchmal nicht als Dxer sondern aus
Normalverbraucher sehen

Gruß
Johannes







-----Original Message-----
Date: Thu, 15 Oct 2009 00:10:48 +0200
Subject: [A-DX] Re: Prag und die Rücknahme und: Sorry (lang)
From: Erich Buck <erich.buck@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
To: DX-liste <liste@xxxxxxx>

Hallo Wolf, und an alle anderen Listenmitglieder,

Jeder von uns sollte sich die Intention und den Zweck eines
Auslandsdienstes einmal vor Augen führen. Diese Programme dienen oder
dienten vor allem zur Selbstdarstellung eines Landes, oder besser
gesagt einer Regierung, bzw. besonders während des kalten Krieges von
verschiedenen Ideologien. Dies lässt sich aus der Tatsache herleiten,
dass die meisten größeren Auslandsdienste vor und während des 2.
Weltkrieges entstanden und ihre Blütezeit im kalten Krieg hatten.

Aus weltanschaulichen Gründen wurden von vielen größeren und auch
kleineren Ländern keine Kosten und Mühen gescheut ihre Sicht der
Dinge, oder oft auch Propaganda  unter die Menschen zu bringen. Die
Objektivität war vielleicht bei einigen Sendern größer und bei anderen
weniger bis überhaupt nicht gegeben. Aus ideologischer Sicht wurde
wahrscheinlich  auch nicht groß nach der Effektivität solcher
Programme gefragt.

Durch die Ereignisse der letzten 20 Jahre verlieren die bisher
gängigen Auslandsdienste immer mehr an Plausibilität. Die meisten
ehemaligen Ostbockstaaten sind nun auch in der EU und NATO, so dass
sie keine intensive Außendarstellung mehr bedürfen und der Aufwand
eingespart werden könnte.

Für die meisten Länder wird die Darstellung  in den Inlandsmedien der
ehemaligen Zielgebiete (Presse, Inlandsrundfunk und Fernsehen),
wichtiger als die bisherigen Auslandsdienstsendungen. Daher glaube
ich, auch wenn dies für unser Hobby unerfreulich sein mag, dass nicht
nur die Aussendungen auf Kurzwelle beendet werden, sondern die
Auslandssendungen, egal auf welchem Verbreitungsweg bedroht  sind.

Jedem von uns ist doch wohl klar, dass solche Programme nicht für eine
Minderheit der KW-Hörer produziert  wurden oder noch  werden. Dabei
hat das Betteln um QSL-Karten oder Wimpeln vielleicht, Wenn überhaupt
nur ganz am Rande eine Rolle gespielt.

Nach Meiner Meinung sollte sich jeder Hobbyfreund, solange es noch
möglich ist, sich an dem erfreuen, was noch an Stationen auf
Lang-Mittel und Kurzwelle zu empfangen ist. Die  jenigen, denen es
möglich ist, sollten auch weiterhin ihren Spaß am Empfang von China am
Mittag auf Mittelwellebehalten oder noch den  letzten Stationen aus
Lateinamerika im Tropenband lauschen.


 Gruß

 Erich Buck

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