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AW: [A-DX] Journalismus in China: DLF, 756 kHz ...


  • Subject: AW: [A-DX] Journalismus in China: DLF, 756 kHz ...
  • From: "Nils Schiffhauer" <dk8ok@xxxxxxx>
  • Date: Sat, 8 Aug 2009 14:24:22 -0000

Thomas, bevor wir hier zum Reisemagazin werden, wo wir hier doch eigentlich
mehr auf Wellen reiten, doch noch zwei Anmerkungen zum physischen Reisen:

* Mein vietnamesisches Visum Anfang des Jahres kam binnen einer Woche per
Post, bei der Einreise am Flughafen Saigon keine Überprüfung, sondern der
Zollbeamte schenkte mir einen Stadtplan.

* Die entwürdigende Erlangung eines US-Visums hatte ich geschildert, bei der
Einreise in San Francisco schnüffelnde Hunde (mit Bauchbinde: "Bin im
Auftrag des U.S.-Landwirtscahftsministeriums unterwegs", Check der
auszuziehenden Schuhe auf Sprengstoff und ähnliche Dönekens). Strengste
Blicke gabs überher. Weigerte mich, die Schuhe auszuziehen (nur aus
Neugierde: mal sehen, was passiert). Rausgewunken wie weiland nicht mal beim
DDR-Grenzübertritt, und dann ging die Prüfung ganz einfach von außen mit
einem Papiertaschentuch. Herzlich willkommen, lieber geldbringender Gast!
Auf inneramerikanischen Flügen das selbe. Nee, ich danke!

Natürlich beide Einreisen irgendwie "korrekt". Aber in die USA zieht mich
wirklich nix; zwei Besuche waren schon einer zuviel.

Und dann diese Kontrollen vor öffentlichen Gebäuden / gräßlich! Jeder ein
potentieller Binbaden!

In Peking, die Parlamentarier, die liefen da schon in Scharen rum und wir
schauten mal in das rein, was man sich wohl als "Fraktionsräume
verschiedener Ethnien" vorstellen könnte. Bunterschiedlichst ausstaffiert.
In den USA säße ich bei einer ähnlichen Unternehmung wohl jetzt noch.

Die "oppositionellen Journalisten"? Soll ich denen von unserer Zensursula
vorschwärmen? Ich habe alle Augen damit zu tun, auch nur einen Zipfel des
Alltagslebensgefühls zu erhaschen. Was die Opposition sagt, dafür reicht ein
Gang zum örtlichen Kiosk. Aber vor Ort interessiert mich das wirklich nicht.
Da sammle Erlebnis-Rohmaterial. Nichts aus zweiter, dritter, vierter Hand.
Das aber ist keine verkäufliche Ware (die ich in diesem Zusammenhang auch
nicht brauche), denn wenn nur dreimal das Wort "Menschrechtler" fällt, gilt
man gleich als Experte; der normale Alltag interessiert weniger. Aber den
finde nun mal ich spannender. Über der Rest informieren mich ja glänzend und
weitgehend gleichlautend die westlichen Medien.

So, nun aber zurück zum Receiver, was sich nur leider heute auch nicht recht
lohnt. Selbst Radio Sultanate Oman laboriert da ziemlich mit Pop in Englisch
auf 15140 kHz, mit dem, was man für Fading am Rande der MUF zu halten
geneigt ist. Aber mit wunderbar-begeisterter und irgendwie
semiprofessioneller Ansagerin. SIO somit zwischen 354 und 232, USB w/ IRIB
15150 ist besser. Also nicht wie gelistet, auf 15.375 kHz:
http://www.oman-tv.gov.om/rdeng/freq.asp#one 

73 allen Wellen- und Weltreisenden: Nils

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-liste@xxxxxxx [mailto:owner-liste@xxxxxxx] Im Auftrag von Thomas
Kamp
Gesendet: Saturday, August 08, 2009 7:36 AM
An: liste@xxxxxxx
Betreff: Re: [A-DX] Journalismus in China: DLF, 756 kHz ...

Moin Nils,

mit Journalisten gehen die Amis "sorgfältig" vor - kein Wunder: Schließlich
bekommt man als Journalist auch eventuell Zugang zu sicherheitsrelevanten
Bereichen, zu denen der "normale Tourist" keinen Zugang hätte. Ich würde mir
auch die Leute genau angucken, die anschließend (oft ohne weitere
Kontrollen!!!) auf dem Dach des UN Gebäudes am Hudson River spazieren (sowie
ich in NYC 1993) oder im Zentralraum des SURTASS Systems - dort wo alle
Unterwasserhorchmikros der Navy auflaufen (Portland 1999). Dass nach 9/11
noch gründlicher kontrolliert wird, hat eine gewisse Logik. Dennoch bin ich
auf insgesamt sieben US-Reisen (teils als Journalist, teils als Tourist)
immer korrekt behandelt worden. Der Ruf eilt einem halt voraus...

Dass Du in Peking locker ins Parlamentsgebäude kommst, beweist doch nur,
dass keiner der 6.500 Abgeordneten, die auch in China einen besonderen
Schutz genießen, dort war (wo waren die eigentlich?). Nicht dort waren
jedenfalls kritische chinesische Journalisten - die sitzen nämlich in Haft,
in Einzelzellen unter "Isolationsbedingungen" und großem psychologischen
Druck (in den USA sind solche Kollegen u. a. als Polit-Reporter in
Washington akkreditiert - und Du kannst Dich auch mit Ihnen treffen,
unabhängig vom Willen der US-Administration). Das Täuschen als Strategie zur
Erlangung und Sicherung der Macht hat in China eine uralte Tradition -
"Strategem" ist das Stichwort. Bekannt sind mir: "wu zhong sheng you" ("aus
dem Nichts etwas erzeugen"), "an du Chen Cang" ("sichtbar die Holzstege
wieder instand setzen, heimlich nach Chencang* marschieren") oder auch "shun
shou qian yang" ("mit leichter Hand das Schaf wegführen").

tom df5jl


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