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AW: [A-DX] Ham Radio 2009 (war: Wiener Sammlung vs. Archiv)


  • Subject: AW: [A-DX] Ham Radio 2009 (war: Wiener Sammlung vs. Archiv)
  • From: "postmaster \(do1fwm\)" <postmasterv@xxxxxxxx>
  • Date: Thu, 11 Jun 2009 13:43:46 +0200

> Hat das Alles was mit Radiohören zu tun?
Ja, hat es, wenn man unsere ursprüngliche Mitteilung berücksichtigt ...

mich hat die frage auch schon etwas irritiert! nachdem in der liste selbst der
darc-rundspruch, zumindest teilweise, weiterverbreitet und kommentiert wird ohne
dass die frage aufgeworfen wird, was das denn mit rundfunkhören zu tun hätte,
sollte die liste erst recht die sachliche erörterung von (rund)funkgeschichte
und rundfunkpolitik zulassen. so wie ich einen beitrag gelegentlich per
entf-taste entsorge, steht diese möglichkeit bestimmt auch denen zur verfügung,
die sich ausschliesslich für das kernhobby interessieren. 

hans
do1fwm

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-liste@xxxxxxx [mailto:owner-liste@xxxxxxx] Im Auftrag von Nils
Schiffhauer
Gesendet: Donnerstag, 11. Juni 2009 10:07
An: liste@xxxxxxx
Betreff: AW: [A-DX] Ham Radio 2009 (war: Wiener Sammlung vs. Archiv)


...wenn ich hier kurz etwas zu meinen beiden Begegnungen mit dem RBI-Intendanten
Klaus Fischer beisteuern darf, vor 1989 und danach:

* vor 1989 besuchte ich ihn mit Blochs "Prinzip Hoffnung" als Geschenk; die
mehrbändige Ausgabe des ehemaligen Republikflüchtlings war nicht wohlgelitten,
die Einfuhr dieser Literatur untersagt. Natürlich wurde ich ausgerechnet da das
einzige Mal bei der Einreise in einen separaten Raum gewunken und kontrolliert.
Aber das fand unter irgendwie gegenseitigem Einvernehmen statt. Das Gespräch
selbst startete steif, wurde danach aber beinahe vertraulich.

* in der Wendezeit knüpfte ich daran an, fuhr zum ersten Mal mit dem Taxi über
die schon offene Grenze und traf eine bis in die Spitze verängstigte Mannschaft,
die sich schon im Rachen des ideologischen Gegners sah. Dennoch aber sagte: "Uns
wird?s weiter geben!" Ich daraufhin: "So viel müßt ihr doch in der Schule
gelernt haben: DW und DLF werden euch vernichten mit Haut&Haar!" (wie es dann ja
auch kam, wobei ich meine Einschätzung allerdings aus einem vorher gewährten
Interview mit dem DLF-Intendanten bezog, ein Kalter Krieger in der Nähe des
absoluten Nullpunkts). In Berlin rekapitulierten auch einige Gesprächspassagen
aus dem ersten Gespräch. Viele Bewertungen hatten Bestand, anderes wurde anders
eingeordnet.

Aus diesen Begegnungen habe ich die Arbeitsmotivation beider Seiten verstehen
gelernt, die sich freilich nicht (allein) aus Aktenmaterial ergibt. Staatlicher
Rundfunk ist halt Ideologieproduktion, da darf man sich nicht groß wundern, wenn
hier manchmal die Entfremdung der Produzenten von ihrem Arbeitsgegenstand
ähnlich groß wie in der materiellen Produktion ist. Wenigstens war den
RBI-Leuten diese objektive Lage einigermaßen bewußt, während in der
Intendantenhöhe des DLF reiner Zynismus und Vernichtungswille herrschte. Edmund
Gruber: "Nun ist die Nachkriegszeit vorbei!" Ich: "Also ist jetzt Krieg?" Der
Choleriker bekam einen Wutanfall, sein Pressesprecher wollte das abbrechen.
Byzantinisches Verhalten, liebedienerisch, widerlich. Das Gebäude am
Raderberggürtel mit dem dringen Wunsch verlassen, duschen zu müssen.

Was Repressalien angeht: Auch hier darf man sich nicht wundern, wenn der Staat
auf die Einhaltung von Gesetzen besteht. Mich wollte man ja noch in den späten
1980ern am liebsten zwei Jahre im Gefängnis sehen, weil ich Rundfunk im
OIRT-Band hörte. Selbst nach einem gewonnen Prozess konnten diese Repressalien
erst durch eine Anfrage im Bundestag abgestellt werden. Achja, BRD, im übrigen.

73 Nils (leider noch viele Jahre lang Erwerbsarbeiter und also sich nicht so
sehr um die möglicherweise kritische Begleitung heutiger im irgendwie
staatlich-öffentlich finanzierten Weichbild agierender Interpretationsversuche
der Vergangenheit sich kümmern könnend)



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-liste@xxxxxxx [mailto:owner-liste@xxxxxxx] Im Auftrag von Harranth
Gesendet: Thursday, June 11, 2009 7:21 AM
An: liste@xxxxxxx
Betreff: AW: [A-DX] Ham Radio 2009 (war: Wiener Sammlung vs. Archiv)

> Hat das Alles was mit Radiohören zu tun?
Ja, hat es, wenn man unsere ursprüngliche Mitteilung berücksichtigt - auf die
fast keine Reaktion kam - und nicht die darauffolgenden Aberrationen:

Bei der "Wende" wurden - wie bei jedem gesellschaftspolitischen Umbruch - viele
Unterlagen vernichtet (diesmal in stillschweigendem Einverständnis der
Kontrahenten). Vieles befindet sich noch in Privatbesitz. Dies und das -
jedenfalls mehr als andere - erreichte uns: Vorlässe von Hörern; Material, das
jemand der Vernichtung entzogen hatte; Recherchiertes aus anderen
Archiven; das Ergebnis unseres eigenen Forschungsantrags bei der
Bundesbehörde; als Ergebnis von drei Jahren Arbeit an einer Dissertation (von
der wir Ausschnitte ins Netz gestellt haben; mehr soll folgen).

Das ist die "Aktenlage", wie sie jetzt vorliegt. Und daraus resultiert das Bild,
das "man" sich heute von der Situation damals macht. Und wir fragen: Wie sehr
entspricht es den Erfahrungen und Wirklichkeiten der Betroffenen? Wie (er)ging
es den Dxern in ihrer Realität? Welche Möglichkeiten hatten/fanden sie? Welchen
Repressalien waren sie ausgesetzt? Unter welchen Bedingungen haben die
Rundfunkleute gearbeitet - z.B. jene, die Sendungen für DXer gestalteten? Wie
haben sich die Funkamateure mit dem System arrangiert? Usw. usw.

Zwei willkürlich herausgegriffene Beispiele:

Wie stellt sich einem Nachgeborenen dar die Ausschreibung einer "Kampfsportübung
zur Stärkung der Abwehrkräfte gegen die ideologische Unterwanderung durch
elektronische Maßnahmen feindlicher Elemente aus dem nichtsozialistischen
Ausland..." (etc.) als Begründung, um einen harmlosen Fieldday abhalten zu
können?

Wir haben wir von ROI unsere Erfahrungen einzuordnen in der Betreuung von Hörern
aus der DDR? Haben meine codierten Meldungen, haben unsere zig Deckadressen,
haben unsere Durchsagen etc. etwas bewirkt? Wie ist zu bewerten, dass ich durch
vorübergehende Festnahme von einer vereinbarten Begegnung mit dem
RBI-Intendanten abgehalten wurde, dass ich vor einer Materialübergabe aus der
CSSR unter Militärschutz abgechoben wurde? 

Natürlich können wir nur einen unrepräsentativen Ausschnitt aus all diesen
Wirklichkeiten erwarten - aber wir hoffen auf regen Zuspruch am Stand und beim
Treffen und auf eine dem besseren Verständnis aller Beteiligten dienende
Diskussion.

Dies alles berechtigte also durchaus einen Hinweis in dieser Liste. Und es wäre
schön, wenn Reaktionen darauf - sofern sie überhaupt erfolgen - unpolemisch
bleiben und der Sache dienen. 

Wolf 
    


------
Wolf Harranth OE1WHC
Dokumentationsarchiv Funk (QSL Collection)
ORF/QSL Argentinierstr. 30A. A-1040 Wien
+43-1-50101-16071 / Mob (+43676)0676-4012585
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