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Re: AW: [A-DX] Wiener Sammlung vs. Archiv (war: Ham Radio 2009)


  • Subject: Re: AW: [A-DX] Wiener Sammlung vs. Archiv (war: Ham Radio 2009)
  • From: Tom DF5JL <df5jl@xxxxxx>
  • Date: Wed, 10 Jun 2009 07:38:47 +0200

Harranth schrieb:
Es ist die mit weiteren Dokumenten
untermauerte Erklärung eines Funktionärs, der den Vorgang begleitet hat, und
belegt die Absichten, Hintergründe und Maßnahmen dieses
"operativ-politischen Vorgangs" und wer sich dabei wie verhalten hat. Wir
haben mit dem Einlieferer Kontakt aufgenommen. Er bedauert und verurteilt,
"dass die Angelegenheit wieder rausgeholt und somit wahrscheinlich weiter
verzerrt" wird, hat "kein Verständnis dafür, dass sich Leute mit anderer
Menschen Last profilieren" wollen und bekräftigt die ausschließlich von ihm
zu einem ihm passend erscheinenden Zeitpunkt aufzuhebende Sperrfrist, obwohl
er "bedauert, dass wieder der Falsche die Prügel bekommen soll" - mit dem
Hinweis auf seinen eigenen Personenschutz und jenen der nach wie vor aktiven
und in der Akte namentlich genannten und handelnden Personen.


Lieber Wolf,

ohne hier für die eine oder andere Seite Position beziehen zu wollen - aber genau die o.g. Worte höre ich seit 1993 (dem Beginn meiner aktiven journalistischen Tätigkeit) immer dann, wenn es darum geht, Vorgänge in um die Stasi, GST, NVA und/oder SED aufzuklären. Zuletzt im Zusammenhang mit der Frage, ob ehemalige Mitarbeiter der Stasi heute noch als solche öffentlich zu benennen sind. Interessant, dass wir diese Diskussionen Ende der 60er in Deutschland schon einmal hatten, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Wobei die Täter von "heute" mit der "operativen Enttarnung und Diffamierung" von "damals" mehr als einverstanden waren, sie betrieben sie zum Teil sogar aktiv.

Aus marxistischer Sicht muss jede nicht-marxistische Geschichtsaufarbeitung in ihrer eigenen inneren Logik "verzerrend" sein. Aus den Worten "sich mit anderer Menschen Last" tönt ja nicht etwa ein Theologe, sondern jemand, der aufgrund seiner Gesinnung schon immer wusste, was für die Arbeiter und Bauern gut ist und was nicht, und der die Freiheit und Gleichheit aller Menschen fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.

Dass sich in der DDR ein ganzes politisches System "mit der Last anderer profiliert" hat, nämlich "mit den unterdrückten Arbeiterklassen im Kapitalimus", indem sie zu diesem Gesellschaftsentwurf einen anderen entgegenstellten (Antithese), der dann nach einem Übergang eine "freie Gesellschaft" (Synthese, Sozialismus) ermöglicht hätte, zeigt die Beschränktheit dieser Argumentation deutlich.

Ich betrachte es eher als tragisch, Material anzunehmen, dass wegen einer "Sperre" nicht veröffentlicht werden kann. Dieses sehe ich als fortgesetzte Machtausübung. Der Ausweg aus dieser Vereinnahmung wäre gewesen, diese Spende mit solch einem Junctim abzuweisen. Das wäre die wahrhaft moralisch saubere Lösung gewesen.

Tom DF5JL

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Tom DF5JL | Echolink Node# 25976 | MW/KW-RX: Lowe HF150, Sony ICF7600D, Roadstar TRA-2350P (6 & 3.5 kHz-Filter, Martens-modifiziert), GD82 NF-Filter, aperiodische 6.3-m-Sloperantenne @ 1:9-UnUn-Trafo | DRM-RX: SDR TenTec RX-320D & HCJB-Pappradio an PAØRTD Miniwhip-Aktivantenne | WLAN-RX: IPdio (TMC) an DSL 2000 | QTH: 53881 Euskirchen-Schweinheim - 224 m über NN; QTH Locator JO3ØKO LON 06°52'07" E LAT 50°36'47" N
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