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[A-DX] Was ist: "Digital, nach dem Stand der Technik?"


  • Subject: [A-DX] Was ist: "Digital, nach dem Stand der Technik?"
  • From: "Nils Schiffhauer" <dk8ok@xxxxxxx>
  • Date: Fri, 22 Jun 2012 06:15:02 -0000

Moin, moin - da es ja auch in der Neuheitenflut der nächsten Tage wieder
munter durcheinander gehen wird, hier eine kleine Begriffsbestimmung, was
"Digital, nach dem Stand der Technik" (die ja erfreulicherweise endlich mal
das Thema der Ham Radio ist) zumindest meinem Verständnis nach darstellt:

Der "Stand der Technik" wird markiert durch eine komplette digitale
Signalverarbeitung zwischen HF und NF sowie durch eine digitale Erzeugung
aller Frequenzen; die Steuerung erfolgt (vorzugsweise) über (W)LAN.

Unter den Empfänger bot der SDR-14 das erstmals Anfang 2006. Die weiteren
Entwicklungen haben wir ja über den Best- und Longseller Perseus bis zum
SDR-IP mit GPS-Anbindung und LAN weitgehend ebenso im Kopf wie die stetigen
Fortschritte hinsichtlich Breitbandaufzeichnung (heute: 4 MHz beim
ExcaliburPRO) und Dreifachempfänger innerhalb dieses Abschnitts (ebenfalls
ExcaliburPRO).

Der weltweit erste volldigitale Amateurfunktransceiver wiederum kam 2009 mit
dem ADAT-200 aus der Schweiz. Dier ersten Blackbox-Transceiver wurden/werden
dieses Jahr geboren: der russische ZS-1 war im Mai der erste, gefolgt vom
ebenfalls russischen SunSDR2 (ab etwa Mitte Juli) und um Weihnachten herum,
dann ja wohl, die Serie Flexradio 6000 (Transceiver 100 W, aber auch
Receiver). Die neusten Gerät erfassen auch noch das 6-m-Band, mancher sogar
noch 2 m.

Das ist der heutige Stand der Technik, zu dem die stetige
Verbesserung/Erweiterung durch Software-Updates ebenso gehört wie - im
Prinzip - eine Unabhängigkeit von bestimmten Betriebssystemen (Prost, Mac!).

Die Vorteile dieser SDR-Technologie (das "R" in SDR steht für "Radio" und
wird für "Empfänger" wie "Transceiver" gleichbedeutend verwendet) liegen in
Preis (Software kann man kopieren, ein Mechanisches Filter eben nicht),
Flexibilität, Abmessungen und natürlich auch in der Leistung. Hinsichtlich
Großsignalverhalten, Phasenrauschen und mittlerweile auch Empfindlichkeit
befindet sich die Geräte auf einem Stand, dessen Verbesserungen auf
HF-technischem Gebiet aus der gut ausgestattete Hobbyfunker kaum noch
realisieren kann. Die Entwicklung wird nun zur Integration weiterer Sende-
und Betriebsarten gehen sowie zur phasenstarren Verknüpfung mehrerer
Empfänger (in einem Gerät), womit sich z.B. elektronisch dreh- und
schwenkbare Antennen realisieren lassen. (W)LAN führt zudem zur Flucht aufs
elektrisch ruhige Land, während die Bedienung weiterhin in der
plasmafernseherschütterten Stadt geschehen kann.

Alle anderen Konzepte entsprechen nicht diesem Stand der Technik - was nicht
heißt, dass sie irgendwie untauglich wären. Doch die Yaesus, Icoms, Kenwoods
und Hilberlinge dieser Welt sind wie Saurier in der Sackgasse. Selbst den
neuesten Kenwood TS-990 lohnt es sich nur dann zu diskutieren, wenn man
dafür Werbegelder einstreichen darf. Ansonsten: Gleich ab damit, ins Museum!

Auf dem Weg zum oben geschilderten tatsächlich aktuellen "Stand der Technik"
gab und gibt es noch ein Zwischenreich, in dem ein Großteil der eigentlichen
Signalverarbeitung nicht im Receiver/Transceiver passiert, sondern im
Computer, dessen analoger (!) Eingang der Soundkarte mit dem Datenstrom
gefüttert wird. Hier hängt die Leistung wesentlich von der Soundcard des PC
ab. Solche Konzepte waren der Einstieg in die Digitaltechnik und haben
durchaus dann noch Sinn, wenn einige ihrer Vorteile auf einem erstaunlich
niedrigen Preisniveau genutzt werden, wie es etwa beim "Pappradio" der
gelungene Fall ist.

Auch bei Transceivern gibt es dieses Zwischenreich, vor allem im Selbstbau,
neuerdings aber auch bei einem Transceiver wie dem nach langen und schweren
Wehen ans Licht gekommenen KX3 von Elecraft (10 W Ausgangsleistung, 160 - 6
m). Mit 1000 US-$ kostet der in den USA genau das, was ich in Russland für
den weitaus flexibleren ZS-1 zahlen musste.

Ist nun alles gut im SDR-Land? Es ist nicht nur gut, es ist um Längen
besser! Was sich in den nächsten Jahren bestimmt noch mit jenem Tempo
herumsprechen wird, in dem Flechten wachsen ;-) Bei Telegrafie, freilich,
haben die ersten SDR-Transceiver noch einen kleinen Nachteil in Sachen
full-bk (gehabt?). Und in den meisten Fällen (nicht jedoch beim ADAT-200)
braucht man eben auch noch einen Laptop dazu, was ja in naher Zukunft, wenn
es gerne ein Macbook Air sein darf, dann auch eher den Vorteilen zuzurechnen
ist.

--
73, Nils DK8OK
ExcaliburPRO, SDR-IP/GPS, W-Code, 2 x 20 m active quad loop (90°)



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