[A-DX] Relevanz: DAB+ / UKW - Qualität

Andreas Wohlhaupter
So Jul 13 11:43:04 CEST 2014


Hallo zusammen,

>> Im letzten ADDX-Kurier 2014-07,  Seite 42,  gab es einen Beitrag im
>> Leserforum, wo der Autor meinte,
>> der schlechtere Klang von DAB+ gegenüber UKW läge am geringeren
>> Frequenzgang.
>> Aussage mit Bild:         "UKW: Signale bis 20 kHz.         DAB:
>> Signale bis 8 kHz."
>
> Jetzt ist dieser Artikel auch in der REFLEKTION 258  des UKW/TV-AK
> aufgetaucht.                   Leute Leute.........

Das dachte ich mir auch beim Lesen. Leider wurde dieser Beitrag sehr 
unkritisch übernommen. Klar, DAB ist quasi das Feindbild jedes 
UKW-DXers, aber DAB bietet so oder so genug Angriffsfläche, da sollte 
man eigentlich nicht sachlich falsche Informationen als Aufhänger 
verwenden, um DAB zu kritisieren.

> Hatte mich ja bereits darüber ausgelassen, das mit UKW wohl kaum mehr
> als 15kHz übertragen werden, mit DAB in etwa "rekonstruierte" 16 kHz,
Gute UKW-Tuner filtern sogar nochmal explizit alles oberhalb 16kHz weg, 
denn alles was darüber noch kommen kann, hat nichts mehr mit dem 
Audiosignal zu tun. Es gibt wenige Leute, die können z.B. den 
Stereo-Pilotton bei 19kHz noch höeren (ich nicht), da ist es eher 
kontraproduktiv, den über den Line-Out rauszugeben.

Das vielgelobte Digital Satellite Radio (DSR), das gerne immer so als 
klangliche Referenz gesehen wird, konnte übrigens auch nur bis 15kHz 
übertragen (Samplerate 32kHz, also schlechter als CD).

Bei DAB hängt es sehr von der eingesetzten Datenrate und vom 
eingesetzten Codec ab. Üblicherweise werden aber die von UKW bekannten 
15kHz locker erreicht, 20kHz wären bei hohen Datenraten oberhalb 120kpbs 
sicher möglich.

> und dass das *entscheidende* DAB-Qualitäts-Kriterium wohl eher die
> Stream-Rate wäre, denn es gibt da Sender mit 48, 72, oder gar 128 kbps
> aac.....
Und da muss man genau aufpassen, wer mit welcher Datenrate überträgt. 
Die Privaten haben sich fast durchwegs auf 72kbps eingeschossen, manche 
in Bayern nutzen 80 oder 88kbps. Die Öffentlich-rechtlichen sind fast 
durchwegs mit 96kbps oder mehr dabei. Also da gibt es klanglich riesige 
Unterschiede und so ein pauschales Urteil wie es in dem Artikel 
abgegeben wurde, ist einfach völlig verfehlt. Das wäre so, wie wenn man 
das Gemurmel, das mancher AM-Sender von sich gibt, als Argumentation für 
den schlechten Klang in den AM-Bereichen verwenden würde.

> (einmal abgesehen von Audio Kompression und Kaskadierungseffekten durch
> Codec-Umwandlungen)
Es scheint so, dass v.a. diese Kaskadierungseffekte zu dem sehr 
bescheidenen Klang der Privatsender beitragen. Wenn ein klanglich mieser 
Webstream nochmal durch 72kbps AAC+ gequetscht wird, was soll da schon 
dabei rauskommen? Der gleiche Webstream auf UKW gegebeben würde auch 
nicht viel besser klingen, das muss man klar sagen.

Dradio Wissen mit seinen bescheidenen 56kbps klingt deutlich besser als 
die meisten Privatsender mit 72kbps. Das reicht sogar für schmerzfreie 
Nebenbeibeschallung. Freilich, unter dem Kopfhörer oder wenn man an 
einer guten Anlage lauter dreht, offenbaren sich auch dort die Schwächen 
dieser geringen Bitrate gnadenlos.

Dass selbst AAC+ mit künstlichen Höhen gut klingen kann, zeigt z.B. 
M94.5 in München (96kbps AAC+), die in ihrem ganzen Signalweg nur den 
Pegel leicht und langsam angleichen, ansonsten geht das Signal 1:1 auf 
den Encoder. Das klingt wirklich gut.

Das im Artikel erwähnte BR Klassik ist gerade deshalb ein schlechtes 
Beispiel, da es via DAB in 192kbps MP2 bzw. 120kbps AAC übertragen wird, 
was beides relativ gut klingt, auch unter dem Kopfhörer noch.

Viele Grüße,
Andreas