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[A-DX] Fit durch die DX-Naechte und des DXers Frau und / oder Freundin


  • Subject: [A-DX] Fit durch die DX-Naechte und des DXers Frau und / oder Freundin
  • From: Willi Stengel <willi.stengel@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
  • Date: Sat, 04 Jan 2003 00:24:12 +0100

Hallo Liste,

die Diskussion über die DX-Nächte und was die bessere Hälfte dazu sagt,
ließ mir keine Ruhe und mir ist eine Glosse von meinem Hobbyfreund
Daniel Friese aus Bremen eingefallen, und habe nach dem Dokument auf
meiner Festplatte geschaut.

Daniel schrieb zu diesem Thema irgendwann im Jahre 1999 folgendes:

DXer sind, das weiß jeder, äußerst kontaktscheu. Sie verbringen ganze
Nächte am Empfänger, einige sogar 99 Nächte auf Mittelwelle. Das
Frühstück wird dann zwangsäufig zum Mittagessen und an Verabredungen am
Abend ist überhaupt nicht zu denken. Wenn mich mal ein Mädchen
anspricht, dann sieht das folgendermaßen aus: "Gehen wir heute abend mal
zusammen irgendwo hin?" fragt sie. Ich krame dann in meiner
Jackentasche und hole das Notizbuch heraus, in dem ich regelmäßig die
Funkwetterprognose im DX Telegramm notiere und schaue auf die Aktivität
des geomagnetischen Feldes. "Hmmm," sage ich dann "'Nein. Heute Abend
ist das geomagnetische Feld ruhig bis unruhig. Aber die ganze kommende
Woche ist es aktiv. Das heißt heute Abend...," aber sie tippt sich nur
an die Stirn und verschwindet.
Wenn das geomagnetische Feld, der solare Flux und die Funkprognose im
"Kurier mit weltweit hören" dann doch einmal ein Rendezvous zulassen,
dann war es auch schon wieder das letzte mit der entsprechenden Dame.
Sie stört sich daran, dass ich meinen Sony ICF SW 100 dabei habe und die
ganze Zeit in der Disco nur über die Lightshow schimpfe, die es mir ach
so unmöglich macht, zu hören, wie bei Radio Korea International in der
"Hörerecke" aus meinem Brief zitiert wird. Denn das Relay in Skelton ist
ja auch hörbar, wenn von der Sonne was weiß ich was kommt.
Damit es denn dann doch endlich mal klappt, müssen es schon Mädchen
sein, die etwas von Kurzwelle verstehen. Da war mal eine, die sogar
extra wegen mir ins Hobby eingestiegen sein muß. Sie hatte sich das
Heftchen  "Der Kurzwellenempfang" von der Deutschen Welle durchgelesen
und war nun mit allen Tücken unseres Hobbys vertraut. Einfühlsam wie sie
war, wartete sie den nächsten Mögel Dellinger Effekt ab.
Als ich mich schon sehr wunderte, daß ich morgens nicht wie gewohnt von
Rüdiger Klaues Stimme in der HCJB ID geweckt wurde sondern nur vom
hintergründigen Rauschen des kleinen Sony, nutzte sie ihre Chance. Ich
machte mir natürlich riesige Sorgen um mein kleines Schätzchen (den
Sony!). Aber, mein Gott, ich mußte ja zur Schule! Die ersten beiden
Stunden Sport (stöhn!) und Deutsch (gähn!)  hinterließen keinen
besonders guten Eindruck bei mir und ich keinen besonders guten Eindruck
bei den Lehrern. Was ist nur mit meinem Sonylein los?
Aber dann  in der großen Pause auf dem Schulhof, da stand sie. Sie
lächelte mich freundlich an. Ihre Augen waren so grün wie die
Beleuchtung der Digitalanzeige meines AOR AR 7030 und ihre langen Haare
so schwarz wie Koaxkabel RG 58. "Daniel", sagte sie mit schüchterner
Stimme. "Mach Dir keine Sorgen um Deinen Empfänger. Es ist nur eine
Ausbreitungsstörung." Weil ich mich so freute, daß der Rx doch nicht
kaputt war, sah ich wohlwollend darüber hinweg, daß sie nicht "Mögel
Dellinger Effekt" gesagt hatte. Es klappte aber wie am Schnüchen. Sie
lud mich in eine Disco in unserem Ortsteil ein. Als DXer habe ich
natürlich einen  "sechsten Sinn" für elektromagnetische Störungen. Ich
spüre es irgendwie am Körper, wenn Wellenmüll in der Luft ist.
Aber auch das schien sie zu wissen. Sie hatte nämlich eine Disco ohne
störende Lightshow ausgesucht.
Nachdem wir genug getanzt hatten, gingen wir zu ihr nach Hause. Ihre
Eltern waren verreist, wir hatten also Ruhe.  Natürlich bediente sie
ihre Stereoanlage. Die obligatorische "Kuschelrock 4" lag im CD Player
nicht mit der knackerzeugeden Fernbedienung. Den Fernseher, dem ich als
Funkstörprüfer das CE Zeichen sowieso verweigert hätte, hatte sie ganz
abgeschaltet, ebenso wie die sowieso ganz und gar unromantischen
Leuchtstoffröhren und Halogenleuchten mit Transformator. Sogar die
Ölheizung mit dem elektrischen Zündfun ken hatte sie ausgemacht. Uns
machte das sowieso nichts aus, denn wir lagen die Nacht über eng
zusammengekuschelt in ihrem Bett.
Unsere Beziehung entwickelte sich prächtig. Bei mir zuhause hörten wir
zusammen peruanische Sender im Tropenband und sie half mir mit ihren
Spanischkenntnis sen einen Empfangsbericht für Radio Cristal
Internacional aus der dominikanischen Republik abzufassen, für den
natürlich prompt eine QSL Karte kam.
Durch die zahlreichen "Christian Science Monitor" Zeitschriften, die
bisher immer anstelle von QSLs auf meine Empfangsberichte nach Boston
kamen, konnte sie mit einem Referat über Christian Science in ihrem
Leistungsfach Religionskunde eine Eins abstauben und Nachhilfe in
Englisch ("Wir hör'n jetzt mal Radio Canada") und Physik (Atmosphäre,
Sonne, Wellenausbreitung und Schwingungslehre) waren natürlich garantiert.
Aber wie so oft im Leben ist nichts perfekt. Das mußte auch ich merken.
Als wir eines abends bei ihr zusammen auf dem Sofa saßen und schmusten,
wurde es uns im Schein der Wohnzimmerlampe zu hell.
Doch anstatt das Ding auszuschalten, drehte sie an einem... Dimmer. Das
feine Sirren des Potentiomenters weckte in mir sofort die traumatische
Erinnerung an zahllose Streits mit meinen Eltern über den Gebrauch des
Dimmers im Schlafzimmer, der letztendlich dazu geführt hatte, daß ich
alle Dimmer im Hause kommentarlos entfernte. Ich hatte da bei nur drei
220 V Stromschläge erwischt.
Jedenfalls packte ich meine Sachen und ging nach Hause. Natürlich packte
mich trotzdem der Liebeskummer. Allerdings nicht lange. Als ich mit
einem Hobbyfreund darüber sprach, fand er die richtigen tröstenden
Worte: "Überleg doch mal. Wenn sie noch Dimmer benutzt, wäre sie sowieso
nichts für Dich gewesen."

So, und nun zurück an den Empfänger

Beste 73 und 55 aus Karlsruhe

Willi


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