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[A-DX] Offener Brief and den Vorstand der ADDX


  • Subject: [A-DX] Offener Brief and den Vorstand der ADDX
  • From: Henri Winzer <henri.winzer@xxxxxxxxxxxx>
  • Date: Thu, 25 Nov 2004 18:20:26 +0100

Offener Brief an den Vorstand der ADDX

Liebe Hobbyfreunde,

seit langem beobachte ich mit Sorge und Ärger, dass die ADDX, sowohl durch Ihre Mitgliedschaft im DRM-Konsortium als auch durch Ihre Informationspolitik im "Kurier", die sich von PR-Arbeit für die Einführung von DRM nur wenig unterscheidet, einer Entwicklung Vorschub leistet, die das Ende unseres Hobbys und darüber hinaus der Nutzung der Kurzwelle insgesamt bringen könnte.

Das jüngste Symposium des DRM-Konsortiums hat eine Bestätigung der schlimmsten Erwartungen erbracht:

1. Auf die Frage von Glenn Hauser, ob es nicht besser sei, DRM in separaten Bandabschnitten zu betreiben, antwortete Don Messer der Vorsitzende des Technical Committee des DRM-Konsortiums, that "would kill DRM". Alle Illusionen über eine friedliche Koexistenz, die manche vielleicht noch hatten, dürften damit begraben sein. Dies ist eine offene Kriegserklärung an alle, die sich dem Diktat des Konsortiums nicht beugen wollen: also an die grosse Mehrzahl der jetzigen Hörer und
die grosse Mehrzahl der jetzigen Sender auf Mittel- und Kurzwelle.
Die Praxis der Vorreiter von DRM, sich mitten in den Kurzwellenbändern breit zu machen (und demnächst auch auf Mittelwelle) bestätigt diese Strategie der Verdrängung. Jüngstes Beispiel war 7265 KHz: kaum hatte der SWR abgeschaltet, schon war die Deutsche Welle mit DRM-Sendungen zu Stelle.

2. Auf dem Symposium wurden von Peter Senger (DW) Zahlen zum Konsortium genannt. Ihm gehören angeblich 26 % der Veranstalter, 7 % der Hersteller von Sendeausrüstungen und 6 % der Hersteller von Empfangsausrüstungen an. Vergleich man die Sender aus der Liste des DRM-Konsortiums mit den diversen Handbüchern, kann man schliessen, dass die grosse Mehrheit der lokalen und regionalen Sender bei Senger
wohl nicht als "brodcaster" gelten.
Selbst unterstellt, die Zahlen seien richtig, ergibt sich, dass hier eine kleine Minderheit begonnen hat, das Frequenzspektrum, das Fernempfang zulässt, für sich in Beschlag zu nehmen.

3. Glenn Hauser merkt an, dass Fragen von Programminhalten auf dem Symposium keine Rolle spielten. Statt dessen gab viel Techno-Schnack über Antennengewinn, Simulcasting und Fehlerraten. Das ist für Leute, die mit einem Kommunikationsmedium umgehen, ein ziemliches Armutszeugnis. Auf den Gedanken, dass die Hörer vielleicht vor allem gute und informative Sendungen hören möchten,
kommen diese Herren nicht.
Stattdessen allenthalben die berühmten Zusatznutzen. Endlich Diashows von RTL auf Kurzwelle! Darauf habe ich schon immer gewartet. Vielleicht wird uns demnächst das Runterladen von
Klingeltönen mit DRM als "Killerapplikation" angedient.

4. Das Konsortium jedenfalls ist wild entschlossen, uns digital zu beglücken und will die Sendezeit
von jetzt 350 Stunden pro Tag auf 700 (2006) und 1600 (2008) erhöhen.
In der Zeit des Sonnenfleckenminimums ergibt sich folgendes unerfreuliche Szenario: - immer mehr Stationen verlagern Ihre Frequenzen in den unteren Kurzwellenbereich
- immer mehr DRM-Sendungen beeinträchtigen den AM Empfang
- und natürlich werden die Sender, die auf DRM setzen, Ihre AM-Ausstrahlungen nicht wesentlich
 reduzieren, denn sonst hört Ihnen ja keiner zu!

5. Die Märkte für DRM wurden klar definiert:
- an erster Stelle kommen Europa und Nordamerika
- dann einige industriell entwickelte asiatisch-pazifische Staaten, eventuell auch die VR China

Der Rest der Welt fällt halt hinten runter. Die brasilianischen Regionalsender wollen oder können nicht umstellen? Pech gehabt. Die indische oder afrikanische Landbevölkerung kann sich keine neuen
Empfänger leisten? Pech gehabt.
Vielleicht gibt es aber auch in den reichen Industriestaaten mit ihrem Überfluss an alten und neuen Medien kein Bedarf an digitaler Kurzwelle. Dann haben die Freunde aus Digitalien die bisherigen Hörer von der Kurzwelle vertrieben ohne genügend neue zu finden. Macht nichts. Dann gehen die
Direktoren halt mit goldenem Handschlag in den Ruhestand.

6. Anscheinend haben die Herren Senger und Konsorten aus dem Debakel mit DAB ihre Schlüsse gezogen: bist Du nicht willig , so gebrauche ich eben Gewalt! Diese Gewalt in Form von
zahlreichen leistungsstarken Sendern steht ihnen jedenfalls zur Verfügung.

7. Der Machtanspruch des DRM-Konsortiums ist aber noch ausbaufähig: wurde doch bei dem Symposium beschlossen, dass man sich auch auf den Frequenzbereich bis 120 MHz ausbreiten
möchte.

Meine Schlussfolgerung: es gibt keinen Grund für die ADDX im DRM-Konsortium weiter Feigenblatt
zu spielen und im Kurier kostenlose PR-Arbeit zu machen. Leute geht da raus!
Zumindest sollte der Vorstand mal die Mitglieder befragen, ob die das wollen.
Das wäre ein guter demokratischer Brauch.
An die Hobbyfreunde meine Frage: habt Ihr Ideen, wie man zumindest Sand ins Getriebe des Konsortiums schütten kann? Es sind schliesslich auch Eure und meine Steuergelder,
die Herr Senger und Konsorten da grosszügig ausgeben.
Vielleicht könnten wir ja die Deutsche Welle mit Mails überschütten, in den sie höflich aber bestimmt aufgefordert wir, Ihre DRM-Störsender abzuschalten oder zumindest aus den Bändern zu verlagern. Vielleicht bringt es auch etwas, die lokalen Bundestagsabgeordneten darauf aufmerksam zu machen, dass hier eine Menge Geld verbrannt wird, um ein
internationales Medium zu ruinieren.

In diesem Sinne:
Gut DX trotz DRM und PLC
Gruss
Henri


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