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Re: [A-DX] CRF 320-A



Hallo zusammen,

habe die mails über die teuren SONY-Empfänger und die sogenannten
"kommerziellen Empfänger" mit Interese verfolgt. 
Habe jahrelang Messgeräte für die Nachrichtentechnik (in der Güte- und 
Preisklasse der kommerziellen Empfänger) in der Fertigung abgeglichen, 
Fertigungsfehler repariert und später im Service von Kunden kommende 
Reparaturgeräte wieder instand gesetzt. 
Die meisten Geräte konnten wieder repariert werden und danach vom Kunden 
wieder eingesetzt werden, oft für wichtige Messaufgaben.

Bei vielen, meist älteren, Geräten war aber nichts mehr zu machen. Grund:
1.: Die Schäden waren zu gross (wirtschaftlicher Totalschaden).
2.: Es waren keine notwendigen Ersatzteile mehr verfügbar.

Gerade letzterer Punkt schwebt wie ein Damoklesschwert über alle älteren
Geräte. Das sollte sich jeder bewusst machen, der sich mit dem Gedanken
trägt, sich so ein "Schätzchen" zuzulegen!
Meist sind es mechanische Teile, die verschlissen sind und erneuert werden
müssten. Originalteile gibt es nach 20 Jahren nicht mehr und improvisieren
geht nur in sehr wenigen Fällen. 
Manche dieser kommerziellen Geräte konnten durch Entnahme von Baugruppen
aus Schrottgeräten noch gerettet werden. Verschleissteile sind aber in der
Regel auch bei einem zweiten Gerät verschlissen, so dass man die Methode
"aus 2 mach 1" nur selten anwenden kann.
Dann muss auch der beste Techniker vor den Fakten kapitulieren.
Da ist dann "Ende im Gelände" . (Punkt)

Zu den Beiträge von Wolfgang und Joachim möchte ich einige kurze 
Bemerkungen machen:


Wolfgang Bueschel_web schrieb:
>
> Wenn es mal um Sonygeräte, und den CRF-V 21 geht (8 - 10 TDM, 1987-1989):
>
> Peter.Jenus@xxxxxx        DJ8XW
>
> aus München, seines zeichens Radio- und Fernsehmeister hat auch zwei Ex.
> stehen und kennt sich wohl in- und auswendig (oder schreibt man heute
> auswändig?) damit aus.
>

Auch solche "Spezialisten" können keine neuen Spezialteile hervorzaubern.
Ich kenne jedenfalls keinen, der Kunststoffzanräder o.ä. nachfertigt.
(In Oberammergau machen's die Schitzer glaube ich immer noch mit Holz,
also ist aus Bayern in dieser Richtung nichts zu erwarten - ;-))


> Ja der CRF-V 21 ist derjenige mit dem Spektrum-Analyzer und der
> heraushängenden Einstein Zunge ... einem 9 cm breiten Thermodrucker,
> letzterer intern zu Störungen an der Teleskopantenne führte.
>

Das Ding war weder Fisch noch Fleisch, dafür wahnsinnig teuer.
Wurde gekauft von Leuten, die gut verdienten und meinten, so eine
Kiste würde noch gut ins nobel ausgestattete Arbeitszimmer hineinpassen.
Richtig gehört, oder gar DXt, wurde damit wohl so gut wie nie.

> ... weil wir gerade bei Sony sind, der beste Portabel dieser Zeit war wohl
>
> der CRF-1 für 3000 Fränkli.

War auch eine Menge Nimbus dahinter, weniger DXerischer Nutzwert.


...und Joachim schrieb;

>
> ME> Um Gottes Willen, nein! Das ist ein Sammlerstück, der Preis kommt
> ME> nicht wegen der Empfangsleistung zustande, sondern weil es ein
> ME> seltenes Sammlerstück ist. Da die Kiste früher fast unbezahlbar war,
>

Vor 30 Jahren war die Empfangsleistung beeindruckend, heute 
schmunzelt man darüber ;-)

> Dieses Gerät habe ich 1982 von einem Sony Abteilungsleiter für sage
> und schreibe DM 800.- gekauft. Der CRF 320 war so gut wie neu und sogar
> mit einer Garantie von 18 Monaten versehen. Ein echtes Schnäppchen
> also, denn der Neupreis des Gerätes lag bei ca. DM 4000.-.
>
Für DM 800,- in der Tat ein Schnäppchen. Hät ich auch zugeschlagen.


> Im Innern ist das Gerät, das übrigens nur auf Bestellung gebaut worden
> ist, ein Wunderwerk der Mechanik, eventuelle Reparaturen dauern
> Stunden.

Habe letztes Jahr so ein Gerät für einen Sammler restauriert.
Die Mechanik ist recht aufwändig, aber nicht unbedingt ein "Wunderwerk".

> Es ist auch kaum eine Fachwerkstatt willens, das Gerät zu
> reparieren. Ersatzteile sind sehr teuer, wenn sie denn überhaupt zu
> beschaffen sind.

Das liegt nicht nicht an deren Unwillen, sondern es geht einfach nicht!
Bei einem kaputtes Kunststoffzahnrad oder -hebel nutzt der beste Wille
nichts. Ende im Gelände! (Sorry, habe mich wiederholt..)

> So ist es mir in den 90'iger Jahren nicht gelungen,
> eine Originalantenne aufzutreiben. 

Teleskopantenen brechen als erstes ab. Reparatur nur durch Austausch.
Fast immer gerätespezifisches Ersatzteil. 10 Jahre später kommt vom
Servicecenter die Antwort: Nicht mehr lieferbar!  

> Als dann das aufwändige Netzteil
> seinen Geist aufgab, habe ich das Gerät in die Ecke gestellt. 

Da bestehen eher Chancen, es wieder reparieren zu können, wenn nicht
der Trafo (SONY-Ersatzteil) defekt ist.

Der CRF
> 320 ist sicherlich das beste Gerät seiner Art, er war jedoch bereits
> bei seiner Einführung technisch überholt. Im Übrigen soll die
> Entwicklung bis zur Baureife mehr als 10 Jahre gedauert haben. Ganz
> zum Schluss entschloss sich Sony, eine digitale Frequenzanzeige
> einzubauen, was die Markteinführung nochmals verzögert hat.
>

Bei der Konstruktion wurde ein Aufwand getrieben, der heute nicht
mehr vorstellbar - und bezahlbar - ist.
Aber irgendwie waren diese ganzen Geräte von der einfachen Unterhal-
tungselektronik hochentwickelt worden. Das fällt auch bei den Grundig
Satelliten auf, speziell beim 600/650. Nicht so nach meinem Geschmack.
Manches Schaltungsdetail war beim CRF 320 für damalige Verhältnisse
aber revolutionär:
Die 1. ZF lag über der höchsten Empfangsfrequenz. Heute Standard.
Monolitische Quarzfilter für die 1. ZF gab es noch nicht.
Gefiltert wurde mit LC-Kreisen aus versilberten Luftspulen und 
Keramiktrimmern. War schön anzusehen, aber diese Kreise verstimmten
sich im Laufe der Zeit und machten das Gerät unempfindlicher. 
Neuabgleich wirkte Wunder.


> Es ist gerade die feinmechanische Meisterleistung, die nach zwanzig
> Jahren eine Reparatur oder besser Restauration des CRF 320 wohl nicht
> mehr sinnvoll erscheinen lassen: Seilzüge sind verbraucht, Zahnräder
> klemmen und Schalter rasten nicht mehr zuverlässig ein.
>
Wie ich schon schrieb: Sind diese Teile kaputt sind, dann ist das
ganze Gerät nutzlos. 

> Fazit: Im Museum macht sich das Gerät optisch hervorragend, für den,
> der Radio hören will, ist es rausgeschmissenes Geld. 

War damals auch schon so. So viel schlechter war ein Satellit 2000 
zu der Zeit nicht, aber viel billiger.

> Und heute?  Einschlägige
> Geräte wie JRC 545 DSP oder AOR AR 7030 erfüllen (fast) alle Wünsche
> und mit ein bißchen Glück kann man sie für ¤ 1000.- erstehen.

Persönlich schätze ich von den "alten" Geräten den NRD 515.
Ist zwar recht rustikal aufgebaut, aber sehr reparaturfreundlich.
Die meisten Teile bekommt man im "freien Handel"
Ausnahme: Die Relais, die werden nicht mehr gefertigt :-(

Auch ein
> NRD 345 ist sehr schön und deutlich billiger.
>

War kein abgespeckter 535, sondern eine Neukonstruktion. 
Konnte nicht so recht überzeugen. Ein FRG 100 ist dem vorzuziehen.

So weite meine Ansichten über Empfänger.
Freue mich über weitere Meinungen!

Viele Grüße aus dem sonnigen verschneiten Eningen (direkt vor der Alb)

Jürgen Martens

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