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Re: [A-DX] RTL in DRM auf 1440 kHz



Moin Moin,

> Das Problem ist halt der Gleichwellenbetrieb bei AM. Besonders negativ fällt
> das abends auch auf 549 und 756 auf. Diese Frequenzen sind dann nahezu
> unbrauchbar.

Vielleicht sollte man sich mal in England kundig machen, wie
landesweiter Synchronbetrieb auf MW funktioniert. Die können das
nämlich, im Gegensatz zu uns.

> Eine Digitalisierung könnte dieses Problem beseitigen.

Die geplante Digitalisierung hat das derzeitige Problem erst
verschärft. Durch Umbau der Modulationszuführungen bei einem Sender
(irgendwelches Rechnerzeugs zur Codierung vorgeschaltet) ergibt sich
ein Zeitversatz von etwa einer Sekunde. Problem sollte angeblich
behoben sein, kann ich hier nicht nachprüfen.

> Nur sollte man das auch mal testen. Aber die Telekom hat es bis jetzt noch
> nicht einmal geschafft, Königslutter und Ravensburg zu synchronisieren.

Ich stimme Dir ja nur selten zu, dies ist so ein Fall. Allerdings
hätte man solche Tests machen sollen, bevor man DRM als Standard
verabschiedet.

> Es muss eine neue Frequenzverteilung her. Sicher ist das ein frommer Wunsch,
> aber eine Digitalisierung könnte viele Frequenzen (und damit Kosten)
> einsparen.

Eine neue Verteilung müßte sowieso mal her, die Welt hat sich seit
1949 bzw. 1978 doch geändert. Die Kosteneinsparung liegt aber nur auf
Senderseite, nicht auf Hörerseite.

>> >Bis dato gibt es nur zwei MW-Sender mit höherer Leistung, Orfordness und
>> >eben RTL.
>>
>> Laut der Boel-Liste gibts da noch mehr: 540/HNG = 2000kW, 639/CZE = 1500
>> kW,

> Das hast du falsch verstanden, ich meinte natürlich reine DRM-Sender im
> Regelbetrieb.

Mazedonien prahlt doch, den stärksten DRM-Sender der Welt auf 810 zu
haben und hat in Tests mit etwa 600 kW in DRM gesendet, wenn ich das
recht in Erinnerung habe. Das braucht man ja nun auch nicht, um
Mazedonien abzudecken, aber das ist ja wieder was anderes. Wir wissen
ja, wer sich für den Sender stark gemacht hat.

> Der DLF ist eher ein schlechtes Beispiel, weil man dort zunächst auf
> Simulcast-Betrieb setzt, jedenfalls kenne ich keine neueren Pläne.
> Vielleicht besinnt man sich doch noch eines Besseren, wenn die
> Verantwortlichen sich mal die 693 in Berlin anhören, und sich nicht nur von
> praxisfernen Laborwerten beeindrucken lassen.

Nochmal Zustimmung, Simulcast ist einfach bescheuert.

> Ich habe mich nicht verhalten wie ein DXer, der gebannt aufs S-Meter schielt
> und wartet, bis Bruce Springsteen mal über die Bordsteinkante stolpert,
> sondern wie ein ganz normaler Hörer, bei dem dieses Programmformat als
> Hintergrundberieselung läuft.

Eben dies habe ich auch getan. Und egal zu welcher Tageszeit hat RTL
hier diese Dropouts. Richtig ist auch, daß RTL wegen seines starken
selektiven Fadings schon immer bescheiden klang, und ich war schon
gespannt, wie DRM damit umgeht. Du meinst gut, ich meine schlecht. Da
unterscheiden wir uns in der Bewertung. Aber selbst ohne Dropouts
halte ich die Audioqualität für grausam. Warum sollte ich mir sowas
anhören, wenn es UKW gibt?

> Und das dürften 99,9% der Radiohörer sein.
> Ich habe die 1440 also den ganzen Tag dudeln lassen. Und da stellt sich die
> Frage: Würde ich mir dieses Programm in AM anhören. Das muss ich mit Nein
> beantworten (Audioqualität, Fading, Rauschen usw.).

Würde ich auch nicht. Abgesehen von technischen Unzulänglichkeiten gehört
das RTL-Programm aber auch nach der Genfer Konvention als Folter
geächtet. Das den ganzen Tag auszuhalten, zeugt von starken Nerven.

> Bei DRM muss ich die Frage klar mit Ja beantworten, weil es während der
> ganzen Zeit immer gedudelt hat, und ich keinen Aussetzer wahrgenommen habe.
> Natürlich wird es andere Leute geben (in Stuttgart, München oder Wolfsburg),
> die diese Frage mit Nein beantworten müssen, weil sie von Dropouts genervt
> wurden.

Wenn die Tagesreichweite im Winter nur unwesentlich über der
theoretischen UKW-Reichweite liegt, frage ich mich, was das soll. Daß
die Luxemburg-Frequenz zur Versorgung Deutschlands Mist ist, wissen
wir ja nun seit Jahrzehnten. Im Sommer ist tagsüber das Empfangsgebiet
dann kleiner als das eines UKW-Senders, oder wie soll ich mir das
vorstellen? Wozu soll es denn dann überhaupt gut sein, auf 1440 mit
DRM zu senden?

> Und jetzt muss man eben das Gebiet definieren, in dem ein störungsfreier
> Empfang (egal ob Sommmer, Winter, Tag oder Nacht) erwartet werden kann.
> Und das werden eben auf dieser relativ hohen Frequenz keine 600 km sein
> können, wie manche meinen.

Vorteil der 1440 ist doch die große Nachtreichweite, die durch Fading
aber eben nur theoretischer Natur ist. Niemand wird sich das lange
anhören, wenn er Alternativen hat. Vor 35 Jahren war das anders, wenn
die Jugendlichen damals Popmusik und nicht Willi Berkings
Tanzorchester hören wollten, dann schalteten sie vom Nordkap bis
Sizilien auf 208 oder RNI, weil es Popmusik nicht im staatlichen
Rundfunk gab. Heute braucht das niemand mehr, und deshalb gibt es auch
208 nicht mehr.

Nun wurde aber von den DRM-Propagandisten hier immer kolportiert, daß
genau dieses Problem mit DRM behoben sei. Die Vorteile der großen
MW-Reichweite mit den klanglichen Vorteilen von UKW verbinden.
Funktioniert nicht, jetzt wird fix mit Tagesempfang argumentiert.

Wenn wir die Qualität von Ortssenderempfang am Tag als Maßstab nehmen,
dann enttäuscht mich DRM aber auch. Tagesempfang hier von 756, 783,
828 und 936 kHz auf einem 50 Jahre alten Röhrenradio empfinde ich aber
als deutlich angenehmer als DRM. Your mileage may vary.

-- 
Tschüß,
Martin     http://webadresse.geloescht/

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