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Re: [A-DX] Micronesien


  • Subject: Re: [A-DX] Micronesien
  • From: Tom DF5JL <df5jl@xxxxxx>
  • Date: Mon, 08 Oct 2007 21:14:18 +0200

Hallo Nils,

auch ich möchte anmerken, dass ich die Verwendung des Begriffs
"Judenhasser" im Zusammenhang mit Billy Graham für äußerst unglücklich
und unbedacht übernommen halte.

Die Angelegenheit geht auf eine Begegnung nach einem Gebetsfrühstück
zwischen Nixon, seinem Stabschef H. R. Haldeman und Billy Graham im Oval
Office am 1. Februar 1972 zurück. Billy Graham äußerte sich später
dahingehend, dass er nie gedacht hätte, dass Nixon die private Sphäre
ihrer Freundschaft missbrauchen könnte, in dem er diese vertraulichen
Gespräche aufzeichnete... (aber in Nixon haben sich bekanntlich viele
Menschen geirrt).

Auf dem Band ist zu hören, dass Nixon auf eine zufällige Bemerkung von
Haldeman hin versichert, dass die meisten Autoren in den US-Medien und
in Hollywood Juden sind: "Das heißt nicht", sagt Nixon, "dass alle Juden
schlecht sind." Die meisten seien nur linkslastige Radikale (1972!). Sie
wollten Frieden um jeden Preis, außer wenn es um die Unterstützung
Israels ginge. Die besten Juden seien tatsächlich die israelischen
Juden, so Nixon.

Billy Graham stimmte dem zu. Und als Nixon sagte, dass sich ihm in den
Medien ein mächtiger Block Juden entgegensetze, antwortete Billy Graham:
"Und sie sind es, die den pornografischen Schund herausbringen." Später
ergänzte er: "Dieser Würgegriff muss gelöst werden oder das Land geht
den Bach runter. (...) Wenn Du ein zweites Mal gewählt wirst, sind wir
vielleicht in der Lage, etwas zu tun." Billy Graham erwähnt
anschließend, dass viele Juden in den Medien Freunde von ihm seien: "Sie
sind nett zu mir und unschwärmen mich, weil sie wissen, dass ich Israel
gegenüber freundlich bin usw. Sie wissen nicht, was ich wirklich darüber
denke, was sie mit ihrem Land machen. Und ich habe keinen Einfluss,
keine Möglichkeit, um mit ihnen fertig zu werden. Aber wenn es die
Umstände erlauben, würde ich aufstehen." ("… a lot of the Jews are great
friends of mine, they swarm around me and are friendly to me because
they know that I'm friendly with Israel. But they don't know how I
really feel about what they are doing to this country. And I have no
power, no way to handle them, but I would stand up if under proper
circumstances.“)

Als Billy Graham dreißig Jahre später seine Bemerkungen von 1972 hörte
und las (die Bänder gelangten 2002 durch das National Archive an die
Öffentlichkeit), war er entsetzt und veröffentlichte sofort eine
Entschuldigung. Hilfe bekam Graham durch einen in der New York Times
veröffentlichten Brief der Witwe des Rabbi Marc Tanenbaum vom Jüdischen
Komitee. Darin steht, dass Billy Graham vor jedem Dienst in einem Staat
der Sowjetunion Graham Tanenbaum angerufen habe und fragte, ob er etwas
für die Juden tun könne. Auch habe Graham hinter den Kulissen
gearbeitet, um eine Reihe von Juden aus der Sowjetunion zu befreien. Der
Brief endet mit den Worten: "Ich bin überzeugt davon, dass mein Mann,
wäre er heute noch am Leben, seinen guten Freund verteidigen würde."

Bei Wikipedia ist dieser Zusammenhang leider sehr verkürzt dargestellt
und m. E. wenig geeignet, sich ein umfassendes Bild der Persönlichkeit
Billy Grahams zu machen. Ich empfehle John Pollock: The Billy Graham
Story, 2003, Michigan, USA.

Gruß
Tom DF5JL



  

  

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