[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [A-DX] Analog vs. Perseus


  • Subject: Re: [A-DX] Analog vs. Perseus
  • From: Wolfgang Thiele <thiele@xxxxxxx>
  • Date: Sun, 13 Apr 2008 12:00:18 +0200

Albert Kosnopfel schrieb:

Der zweite Teil meines Denkanstosses ist ganz untergegangen:
Internetradio hat nichts mit DX zu tun. Für mich ist es wesentlich,
dass ich aus eigener Kraft Signale empfange, die sich unkontrolliert,
nur Naturgesetzen folgend, in der Atmosphäre ausbreiten und mir nicht
per Glasfaserleitung, Kupferdraht, Spotbeam, podcast download etc.
zur Verfügung gestellt werden.

Ich habe mir mir meinen ersten Kurzwellenempfänger Anfang der 80er Jahre gekauft. Seinerzeit wurde bei den Kurwellenhörern immer eine Unterscheidung zwischen DXer und Programmhörer getroffen.

Natürlich haben sich diese Bereiche immer überschnitten: Ich als Programmhörer habe mich mit meinen bescheidenen Mitteln (Grundig Satellit 1400 mit Stabantenne) auch mal im Tropenband umgetan. Genauso wie ein DXer auch mal BBC auf Deutsch, Radio Australia oder Radio RSA hörte.

Ich denke aber schon, dass die überwiegende Zahl der Leute, die sich vor 30 oder 40 Jahren einen Weltempfänger (der unteren bis mittleren Preislage) gekauft hat, eher dem Lager der Programmhörer zuzurechnen war. D. h., man verband mit der Möglichkeit des weltweit empfangbaren Kurzwellenrundfunks ein konkretes Informationsbedürfnis und ein Interesse am Empfang bestimmter Sender. Ich denke z. B. an die Deutsche Welle für Auslandsreisende.

Oder eben allgemein der Wunsch, über den Tellerrand und das, was einem die normalen Medien seinerzeit boten, hinauszuschauen.

Daneben haben echte DXer natürlich immer schon versucht, mit entsprechender Ausstattung (Empfänger, Antenne) und Kenntnis über Ausbreitungsbedingungen etc., exotische Stationen zu empfangen. Damit war aber kein konkretes *Informationsbedürfnis* verbunden. Es war ein reizvolles technisches Hobby, und das ist noch heute so.

Die Programmhörer hingegen haben heute ganz andere Möglichkeiten, natürlich in erster Linie durch das Internet. Das hat aber die - etwas bittere - Konsequenz, dass die Programmhörer letztlich überwiegend aus der Gemeinschaft der Kurzwellenhörer ausgeschieden sind.

Wie ich gelesen habe haben ja die Amateurfunker auch Nachwuchssorgen: Vor 40 Jahren war es eine Sensation, wenn ein Amateurfunker aus Oberbayern mit einem Hobbyfreund aus Melbourne plaudern konnte. In den Zeiten von Skype, Instant Messaging, Chatrooms und Webforen gähnt natürlich die junge Generation nur noch darüber.

Sicher: Internetradio hat mit DXen nichts zu tun. Wenn ich mit meinem IP-dio Radio Cultura aus Brasilien hören will, dann schalte ich es einfach ein. Zu jeder Tages und Nachtzeit. Das ist in der Tat keine Kunst. Anderseits kann ich jetzt aus über 100 brasilianischen Stationen auswählen, wenn mir danach ist. Und das hat auch etwas faszinierendes.

Das gilt insbesondere, weil ich gerade den PC *nicht* anhaben muss. Das Internetradio sieht äußerlich genauso wie man sich ein Radio prinzipiell auch schon vor 50 Jahren vorgestellt hätte. Nur habe ich damit jetzt Zugriff auf buchstäblich Tausende von Sendern.

Insgesamt schon eine tolle Sache.

Gruß
Wolfgang
--
-----------------------------------------------------------------------
Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet.
Admin: Christoph Ratzer, OE2CRM  http://www.ratzer.at
-----------------------------------------------------------------------
Private Verwendung der A-DX Meldungen fuer Hobbyzwecke ist gestattet, jede
kommerzielle Verwendung bedarf der Zustimmung des A-DX Listenbetreibers.