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AW: [A-DX] DRM


  • Subject: AW: [A-DX] DRM
  • From: "Stephan Schaa" <schaa@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Sat, 29 Mar 2008 11:22:11 +0100

Hallo Nils und Rest!


Das klingt alles wirklich gut. Aber muss es richtig sein? Ich habe mal ein Beispiel:


Die Entwicklung begann 1950,

1953 wurde die Technik festgelegt,

1967 (!, also 17 Jahre später) in Deutschland eingeführt,

1974 kam der große Durchbruch in den Massenmarkt.

(Bei uns zu Hause kam die neue Technik erst Mitte/Ende der 80er Jahre.)

Also 24 Jahre vom Anfang der Entwicklung bis zum Durchbruch in Deutschland. Und wovon spreche ich? 

Es ist die Entwicklung des Farbfernsehens! Und ich glaube, keine von euch würde heute gerne darauf verzichten. Und zur Fußball-WM 1974 viele Deutsche auch nicht mehr - und konnten zum ersten Mal das Grün auf dem Rasen im TV auch als grün und nicht als hellgrau sehen. 


Das Digital Radio (als ganzes, also DAB(+) und DRM(*) eingeschlossen plus weitere Varianten) hat sicher nicht die Bedeutung, die das Farbfernsehen heute einnimmt. Zum einen ist die Anzahl an empfangbaren (und größten Teil immer gleich klingenden Sendern, da hast du schon recht, Nils) sehr hoch und die Qualität auf UKW ausreichend hoch. 

Das bedeutet, wenn man digitalen Hörfunk nicht wie TVB-T von Region zu Region im Stichtags-Verfahren einführen will, muss man attraktive Inhalte bieten, um Nutzer zum Kauf anmieren zu können. Außerdem müssen preiswerte Empfänger her; wenn man bei DVB-T pro Empfänger immer noch 250 € oder mehr ausgeben müsste, wären wohl viel mehr Leute auf die Barrikaden gegangen, als die Technik kam. Und letzendlich ist die Frage, was man senden will. Der nächste "Füllsender" des NDR mit seinen üblichen Programmen plus Truckradio reicht einfach nicht. Genau so wenig wie die DW als "Musikwelle" auf Kurzwelle.

Was braucht es also, um ein neues Medium erfolgreich am Markt einführen zu können? Anbieter, die nachgefragten Content bereitstellen, Kunden, die an dem Content interessiert sind, Geräte, die diesen Content verarbeiten können und eine Rollout-Strategie, um diese drei Gruppen möglichst effektiv zusammen zu bringen.

Bei der Einfürhung von DAB mangelte es meiner Meinung nach in Deutschland vor allem am ersten Punkt (Content, der zum Kauf animiert) bei DRM ist bislang der vierte Punkt völlig vergeigt worden (Rollout-Strategie), was dazu führte, das Punkt 3 (Geräte) anscheinend in der Entwicklungsphase völlig übersehen wurden (ich frage mich, woran das liegt? Weil die Entwickler alle nur sich selbst, den Sender/Senderhersteller gesehen haben?). 

Und in diesem Punkt würde ich dem Peter Senger auch lieber einen Tritt in den Hintern verpassen als in lobend in den Ruhestand zu verabschieden. Aber vielleicht waren er und seine Mitstreiter als DW/BBC/TDF Ingenieure dort einfach überfordert (oder unterfinanziert in Geld und Personalmitteln)? Diese Art von Märkte müssen klug entwicklet werden, damit sie erfolgreich funktionieren. (Kleine Anmerkung: Interessanterweise zeigt DRM deutlich, dass ein Haufen technischer Ingenieure, auch wenn sie gute Technik entwickeln, ohne betriebswirtschaftliche "Gängelung" (Management, Marketing, Controlling etc.)  nicht zum Erfolg kommen.)

Letztendlich wird das Radio digitalisiert werden. Über kurz oder lang. Und der AM-Bereich wird es auch. Entweder für Radio oder für andere Zwecke (Homeplug, etc.). 

Auch wenn es etwas naiv klingt: Ihr habt es in der Hand! Ich habe die Feststellung gemacht, dass man auch als kleines Licht durchaus an der Entwicklung teilhaben kann. 
Aber offensichtlich haben sich hier viele dazu entschieden, den AM-Bereich lieber ganz (mit schöner Nostalgie in den Augen) aufzugeben/untergehen zu lassen für Radioverbreitung als ihn digitalisieren und damit eine zukünftige Existenzberechtigung zu geben. Schade eigentlich. Aber dann bitte nicht jammern, wenn nach den großen Auslandsstationen auch die letzten Lokalsender in Burkina Faso oder sonstwo die Kurzwelle verlassen.


Stephan






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